«Der Widerstand gegen die Streckenführung der Übertragungsleitung braucht viel Zeit und Kraft», sagt Martin Grab zusammen mit seinem Sohn Lukas vor ihrem Stall in Rothenthurm. «Wir werden den Kampf nicht aufgeben und um die Zukunft unseres Betriebes kämpfen», so der 61-Jährige weiter. Sein Engagement dauert nun schon viele Jahre an. Vor rund 18 Jahren sei er über zwei Planer, welche auf dem Wiesland Vermessungen ausführten, zufällig über die neu geplante 132-kV-Übertragungsleitung aufmerksam geworden. Seither hat er unzählige Gespräche und Korrespondenzen mit Amtsstellen und anderen Betroffenen geführt.

Sorge um Gesundheit

Martin und sein Sohn Lukas Grab (29) bewirtschaften in Rothenthurm auf rund 980 m ü. M. in einer Generationengemeinschaft einen Kälbermast- und Aufzuchtbetrieb. 60 Stück Rindvieh, davon zwölf Milchkühe, stehen im Stall. Die Grabs sind begeisterte Viehzüchter. In diesem Frühjahr werden sie sogar zwei Zuchtfamilien präsentieren können. Das Heimet Halten ist in den vergangenen 30 Jahren gewachsen und es wurde viel investiert. Die Wohnhäuser wurden neu gebaut oder renoviert und 2003 wurde auch ein neuer Stall erstellt. «Es ist eine Freude zu sehen, dass diese Arbeit nicht umsonst war und der Betrieb durch Lukas weitergeführt wird», so Martin Grab. Vater und Sohn gehen über die Wintermonate beide einem Nebenerwerb in Schneesportgebieten nach. Im Sommer steht dann die Bewirtschaftung der 31 Hektaren teils steilen Futterbauwiesen und Streuflächen an.

Auf diesem Land, rund 50 Meter neben Haus und Stall, möchte nun die SBB einen Mast für die neue 132-kV-Übertragungsleitung erstellen. Diese soll die rund 90 Jahre alte Leitung, welche zirka 150 Meter weiter unten im Tal steht, ersetzen. Die Familie Grab und 20 andere betroffene Bauern in der Region Rothenthurm fürchten sich vor den gesundheitlichen Auswirkungen auf Mensch und Tier, welche in der Umgebung von Stromleitungen entstehen können. «Ein Berufskollege im Nachbardorf, der vor Jahren neben der bestehenden Leitung einen Milchviehstall baute, hat grosse Probleme mit der Tiergesundheit», berichtet der 61-jährige Grab. Dieses und andere Beispiele bestärken ihn in seiner Gegenwehr.

Alternative vorgeschlagen

Unzufrieden ist Martin Grab über die Kommunikationsstrategie der Verantwortlichen. Die Betroffenen würden, wenn überhaupt, nur spärlich informiert und müssten sich meist selber über den aktuellen Projektstand erkundigen. Man werde einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. Vor drei Jahren erhielten die Grundeigentümer die ersten Verträge, wo bereits eine mögliche Enteignung erwähnt wurde. Unterschrieben wurden aber keine. Unterstützung erhielten Martin Grab und die anderen Betroffenen von der kantonalen Bauernvereinigung und der Gemeinde Rothenthurm. Zusammen wurde eine alternative Streckenführung ausgearbeitet, die rund 500 Meter weiter bergwärts entlang führen würde. «Bei unserem Vorschlag wären keine Wohnhäuser und keine ganzjährig genutzten Ställe in der Nähe der Leitung», ergänzt Lukas Grab. Sogar das schriftliche Einverständnis der betroffenen Eigentümer dieser Variante holte sich Martin Grab ein. Gespräche mit dem lokalen Wildhüter und die Reaktionen vom kantonalen Amt für Wald und Natur stimmten ihn ebenfalls positiv. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) gab darauf ein Gutachten in Auftrag, in dem die beiden Varianten gegenübergestellt wurden. Die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission wurde konsultiert. Das Resultat war ernüchternd: Der von der Gemeinde und den Betroffenen vorgeschlagene alternative Korridor führe «bezüglich der vorhandenen Natur- und Landschaftswerte zu deutlich negativeren Auswirkungen als eine gut in die Landschaft eingepasste und die Siedlungsstruktur berücksichtigende Leitung.»

Solche Entscheide machen Martin Grab nachdenklich: «Dass der Schutz des Lebensraums für Auerhühner stärker gewichtet wird als der Schutz von uns Menschen, ist schon bedenklich.»

Gang vor Gericht absehbar

Mittlerweile wurde den Grundeigentümern bereits Rodungsaufforderungen im Leitungsbereich zugestellt. Dazu erhielten sie vom BAV wiederum Verträge zur Unterschrift. «Ich werde diese nicht unterschreiben, zu wichtig ist mir die Zukunft unserer Lebensgrundlage», so Martin Grab kämpferisch. Mittlerweile hat er auch die Unterstützung der Schwyzer Nationalräte Marcel Dettling und Pirmin Schwander erhalten, welche bei der verantwortlichen Bundesrätin Sommaruga nachfragten. Ihre Antwort, dass die SBB nun ein Projekt vorlegen und das BAV einen beschwerdefähigen Entscheid fällen werde, stellt Grab in keinster Weise zufrieden. «Wir sind bereit, den Rechtsweg zu gehen», betont er. Auch wenn dies wiederum ein Kraftakt sein wird.