Es ist zum Verzweifeln. Ein bis zwei läppische Grade reichen, um einen Ernteausfall herbeizurufen. «Ich kann den Schaden noch nicht abschätzen», schreibt Simon Marolf aus Epsach in einer Whats-App-Nachricht an die Redaktion. Auch er hat, wie viele andere Obstbauern, Kerzen in seinen Plantagen platziert, um den beiden Frostnächten, die am Sonntag und Montag die Schweiz heimsuchten, zu begegnen. Ähnlich sieht die Situation im Baselbiet laut Lukas Kilcher, Leiter Ebenrain, aus. Nach den Frösten sei das Blütenvolumen reduziert. «Dennoch sieht es im Moment nicht nach grossen Schäden aus.» Die letzten Jahre hätten gezeigt, wie schwierig eine Prognose ist. Bei den Rebstöcken hat der Bodenfrost laut Kilcher keinen grösseren Schaden zugefügt. Neupflanzungen hingegen schon.
Wind und tiefe Temperaturen
Auf dem Erdbeerfeld von Martin und Barbara Kipfer, Amsoldingen, ist trotz Verlegen von Schutzvlies Schaden entstanden. Beim Besuch der BauernZeitung waren beide Felder noch bedeckt. Am Dienstagnachmittag war aber klar, hier sind zahlreiche Blüten erfroren. Nämlich dann, wenn sie in der Mitte braun oder schwarz sind. Der Wind, der am Samstag die Deckarbeiten erschwerte, hat in einigen Gebieten zu Schäden geführt, weil durch ihn Vlies weggeweht wurde und die Kälte so die Pflanzen erreichen konnte. Aus diesem Grund sehen auch die Frühkartoffeln im Berner Seeland in der Bildstrecke nicht mehr aus, wie gesunde Kartoffelpflanzen aussehen sollten. Bei diesem Beispiel war jedoch nur eine kleine Ecke betroffen. Der Rest der Parzelle konnte erneut zugedeckt werden. Glück gehabt hat auch Obstproduzent Daniel Weber aus Gerolfingen. Er habe bislang noch keine grossen Schäden festgestellt. Sein Vorteil ist die Lage am Bielersee. Dieser strahle in der Nacht etwas Wärme ab. Und genau diese wenigen Grade haben gereicht, so dass keine Schäden entstanden sind. Daniel Weber weiss aber, dass nur etwas weiter weg, die Sachlage bereits eine ganz andere ist.
Alles Mögliche getan
Dies bestätigt Barbara Schwab Züger vom Beerenland in Walperswil. Es habe auf ihrem Betrieb Schäden gegeben. Um diese genau zu beziffern, sei es noch zu früh. Bei den Erdbeeren habe man mit Schutzmassnahmen getan, was möglich war. Sollte in den nächsten vierzehn Tagen das Wetter ideal sein, bestünde die Chance, dass sich ihre Pflanzen noch erholen könnten. Denn, haben die Pflanzen noch keine Beeren gebildet, besteht die Möglichkeit, dass sie nochmals Blüten treiben. Die Grünspargeln, die die Köpfe bereits aus der Erde reckten, seien jedoch kaputt, so Schwab. Aussergewöhnlich sei gewesen, dass es nicht «nur» Strahlungsfrost in den frühen Morgenstunden gegeben habe, sondern in den Frostnächten über längere Zeit tiefe Temperaturen herrschten. Eines ist sie sich sicher, es werde Ernteverzögerungen geben. Dieser Meinung sind auch Gemüseproduzent Thomas Wyssa, Galmiz, und Spargelproduzent Ronny Köhli, Kallnach. Letzterer übt sich in Zweckoptimismus: Seine Spargeln würden nachwachsen, die Obstproduzenten treffe es härter. Er selbst verzeichnet Schäden bei den grünen wie auch den weissen Spargeln. Die Köpfe des künftig geernteten Bleichspargels müssen bei der Sortierung sehr genau geprüft werden, erklärt er. Bei Thomas Wyssa haben die Zucchetti-Blätter, die in Kontakt mit dem Schutzvlies kamen, Schaden genommen. Bei einigen sei nur noch das Herz intakt. Die Pflanzen können sich so zwar noch erholen, brauchen aber Zeit, so Wyssa. Beim Salat hat er nur einige Köpfe verloren. Da diese bereits seit rund drei Wochen abgedeckt sind, seien diese etwas «abgehärtet» und an tiefere Temperaturen gewöhnt gewesen. Peter Helbling aus Walperswil produziert Kirschen. Seine grösste Angst war, dass die Frostnächte die Bäume zum Zerreissen bringen, da diese bereits im Saft sind. Helbling setzte die Frostbewässerung ein. Er ist auf der Suche nach bezahlbaren Alternativen zum Bewässern. «Wir müssen uns darauf einstellen, dass sowas künftig wieder passieren wird», ist er sich bewusst.