Der Käsemarkt brummt. Dies zeigen die aktuellen Zahlen im Marktlagebericht der Branche (Januar bis Mai 2020) und die Bilanz von Switzerland Cheese Marketing (erste sechs Monate 2020), die beide dieser Tage publiziert wurden. Hier sind die wichtigsten Zahlen:

  • Die heimische Käseproduktion hat von Januar bis Mai gegenüber der Vorjahresperiode um 4,2 % zugenommen.
  • Die Bioproduktion hat in den ersten fünf Monaten des Jahres 11,2 % (aus silfofreier Milch) bzw. 1,7 % (aus Silomilch) zugenommen.
  • Die Exporte konnten im ersten Halbjahr um 2 % zulegen. Noch im Mai betrug der kumulierte Verlust gegenüber der Vorjahresperiode 1,1 %, was auf einen sehr starken Juni hindeutet.
  • Die Importe nahmen in den ersten sechs Monaten 2020 um 15,4 % zu. Hier stechen die Zunahmen bei Weichkäse (19,8 %) und beim Hartkäse (26,9 %) – einer der Kernkompetenzen des Schweizer Käseschaffens – heraus.

Handelsbilanz erstmals negativ

Gerade die letzte Zahl hat bei einigen Marktbeobachtern die Freude leicht getrübt. «Das ist beunruhigend», schrieb Fromarte-Präsident Hans Aschwanden auf Twitter, «wir verlieren immer noch Marktanteile». Der Zürcher Nationalrat Martin Haab (SVP) erklärte selbenorts, noch nie seit 1291 seien die Käseimporte derart hoch gewesen. Der Käse boome und trotzdem seien die Milchpreise um zwölf Rappen tiefer als vor zwölf Jahren, ärgert er sich.

Bei Switzerland Cheese Marketing (SCM) räumt man ein, dass die Handelsbilanz mengenmässig erstmals negativ sei. Hier dominiert allerdings die Freude, dass die schlechten Monate April und Mai dank gutem Jahresauftakt und einem Juni mit starker Aufwärtstendenz kompensiert werden konnten.

Starke Zunahme des Privatkonsums

Die Corona-Krise hat den Markt ziemlich durchgeschüttelt, aber unter dem Strich zeigte sich die einheimische Produktion recht robust. Dies obwohl der Lockdown zu markanten Verwerfungen geführt hat. Einerseits fielen der Einkaufstourismus und der Gastrokanal für mehrer Monate komplett weg. Andererseits nahm der Konsum in den eigenen vier Wänden der Konsumenten stark zu. Davon profitierten zwar in erster Linie die Importeure, aber erfreulicherweise nicht nur, wie die gesteigerte Produktion im Inland zeigt. Grosse Leidtragende ist die Butter mit einem Produktionseinbruch von 6,2 % in den ersten fünf Monaten.

         

Käseimporte in Tonnen

2019

2020

Zunahme

in %

Frischkäse, Mozzarella, Quark

12 491

14 228

1737

13,9 %

Weichkäse

6002

7190

1188

19,8 %

Halbhartkäse

6061

7012

951

15,7 %

Hartkäse

2672

3391

719

26,9 %

Extra Hartkäse

2551

2661

110

4,3 %

Schmelzkäse

2036

2220

184

9 %

Total

31 814

36 704

4890

15,4 %

Quelle: Marktlagebericht Juli 2020