Die Idee ist logisch, dass die Kuh ihr Futter nicht nur auf der Weide, sondern im Fahrsilo selber holt respektive direkt frisst. Dieses System wird seit Jahren auf dem Hof von René und Claudia Gubler in Oberherten TG angewendet und war das Ziel der Generalversammlung der Schweizerischen Vereinigung für Silowirtschaft (SVS).
Vegetation um eine Woche verzögert
Der Hof von Gublers liegt auf 525 m ü. M. «Gegenüber dem Thurtal ist unsere Vegetation jeweils um eine Woche verzögert», führte der Gastgeber einleitend zum Betriebsrundgang aus. Weil die Stadt Frauenfeld einst in der unmittelbaren Nähe des Plättlizoos eine Umfahrung plante, siedelte die Familie 1975 wenige Kilometer entfernt an den heutigen Standort um.
Der Vater von René Gubler, welcher dazumal 25 ha bewirtschaftete, baute einen Anbindestall für 28 Kühe. 1995 konnte ein kleiner Betrieb dazu gepachtet werden, sodass die Bewirtschaftungsfläche auf 34 ha angestiegen ist.
Anbindestall durch Boxenlaufstall ersetzt
Der letzte grosse Ausbauschritt liegt nun neun Jahre zurück. Der Anbindestall wurde durch einen Boxenlaufstall für 66 Kühe ersetzt und das alte Stallgebäude als Fressplatz umgenutzt. Zugleich setzte man beim Melksystem auf einen Melkstand mit zweimal vier Plätzen, wobei aber je nur deren drei genutzt werden. Dazu wurde der Güllelagerraum auf 1200 m3 erweitert und ein Brauchwassertank für das Dachwasser mit einem Inhalt von 50 m3 realisiert. Zugleich installierten sie eine Photovoltaikanlage.
Vorschub erfolgt durch Kühe selbst
Die beiden direkt nebeneinander liegenden Fahrsilos mit einem Inhalt von je 400 m3 weisen senkrechte Seitenwände auf. Zwischen diesen beiden Wänden wird je die auf Rollen stehende überdeckte Futterkrippe geführt. Der Vorschub erfolgt grösstenteils durch die Kühe selber, indem sie diese an die Futterwand pressen. «Wir setzen während der Winterfütterung von Anfang November bis im Frühling auf dieses Fütterungssystem», erklärte Gubler.
Im Sommerhalbjahr wendet der Betrieb die Halbtagesweide entweder während der Nacht oder während des Tages an. «Während dieser Zeit erfolgt dann die Zufütterung mit Mais- und etwas Grassilage im Futtergang im alten Stall, wo entsprechend die Siloballen eingesetzt werden», sagte Gubler. Da die Fütterung eher energielastig ist, wird beim Kraftfuttereinsatz der Schwerpunkt auf das Eiweiss gelegt.
Eine einfache Bewirtschaftung
Die beiden Futterkrippen stehen auf Rädern, welche den laufenden Vortrieb sicherstellen. Der Fahrsilo liegt just in der Hauptwindrichtung von West nach Ost. Dies macht es nötig, dass die gedeckte fahrbare Futterkrippe einerseits beschwert werden musste, zugleich wird sie je mit zwei Spannsets zurückgebunden. «Damit erreichen wir auch beim Sturm die notwendige Stabilität», fügte Gubler bei.
«Man muss vom System überzeugt sein»
Im Frühling wird die restliche Silage vor der ersten Einsilierung verstossen und darüber die neue Silage aufgetragen. «Wir silieren jeweils den ersten Schnitt, wobei das Futter gehäckselt werden muss», so Gubler. Später erfolgt das Einbringen der Maissilage. Parallel dazu werden für die Sommerfütterung 250 Maissiloballen gemacht. Zudem werden auch 60 Grasballen gepresst und gewickelt, um einerseits das Futter in den Obstgärten zu nutzen und andererseits die Sommerfütterung zu ergänzen.
Die abschliessende Bilanz von René Gubler fällt erfreulich aus: «Man muss vom System überzeugt sein, dann passt es.» Zudem sieht er auch grosse Vorteile bezüglich der Betriebs- und Bewirtschaftungskosten, welche deutlich gesenkt werden können.
Organisation wird immer wichtiger
An der im Anschluss an die Betriebsbesichtigung durchgeführten Generalversammlung der Schweizerischen Silovereinigung zeigte der Präsident auf, dass die Organisation für ihre Mitglieder bezüglich Beratung und Fragen zur Qualität immer wichtiger wird, dies trotz abnehmender Betriebs- und Mitgliederzahlen. Denn die Ansprüche an die Silowirtschaft, Silagequalität wie auch viele technische Fragen steigen laufend an, wie sich an der Generalversammlung deutlich zeigte.
«Wir verzeichneten im vergangenen Jahr wieder sehr viele Anfragen und Beratungen», führte SVS-Präsident Werner Schenk rückblickend auf das vergangene Jahr aus. Es zeigt sich deutlich, dass die Ansprüche an Qualität, Bauten und auch Planung rund um das Silowesen stetig steigen und sich auf die Beratungstätigkeit vor Ort auswirken.