Zunächst gilt es festzustellen, ob sich die Gasansammlung (Tympanie) bei den betroffenen Tieren im Pansen oder im Labmagen befindet. Pansentympanien sind gekennzeichnet durch eine Vorwölbung vor allem in der linken Flanke, wobei die Symptome meist nicht vor der zweiten Hälfte der Tränkeperiode auftreten.
Pansen drückt auf Zwerchfell
Bei einer hochgradigen Tympanie besteht Lebensgefahr, weil der massiv vergrösserte Pansen auf das Zwerchfell drückt und damit die Atmung wesentlich behindert. Entsprechend steht dann das Kalb mit gestreckter Kopf-Hals-Haltung und atmet stöhnend. Der Tierarzt wird sofort eine Maulsonde einführen, um dem Tier durch das Abgasen Erleichterung zu verschaffen. Das gelingt, wenn sich tatsächlich eine grosse Gasmenge im Pansen angesammelt hat. Ist aber der Panseninhalt diffus schaumig durchsetzt, wird die Sonde schnell verstopfen und das Abgasen nicht gelingen – glücklicherweise eher selten bei Kälbern.
Fütterungsmängel im Vordergrund
Als Ursache für eine massive Gasansammlung im Pansen stehen Fütterungsmängel im Vordergrund – insbesondere zu grosse Mengen leicht verfügbarer Kohlenhydrate bei geringem Strukturanteil. Daran sollte man denken, wenn Dürrfutter aus zuckerreichen Ackergräsern verfüttert wird oder ein Beifutter mit zu hohem Getreideanteil. Zudem kann eine Tympanie durch eine Fermentationsstörung im Pansen aufgrund von Mykotoxinen insbesondere in Silage oder im Stroh hervorgerufen werden. Dabei gilt, dass die Schimmelpilze nicht immer unmittelbar sichtbar sind. Auch verunreinigtes Tränkewasser kann massive Probleme verursachen. Sind vor allem ältere Kälber und Kümmerer mit länger zurückliegenden Atemwegsinfektionen betroffen, so kann die Tympanie durch eine Störung der Pansenmotorik aufgrund einer Nervenschädigung im Zusammenhang mit der Lungenentzündung bedingt sein.
Labmagen bei jungen Kälbern
Sind hingegen vor allem Kälber in den ersten beiden Lebenswochen aufgebläht, so befindet sich das Gas vor allem im Labmagen – der Pansen ist in diesem Alter noch sehr klein. Entsprechend ist vor allem die rechte Bauchwand vorgewölbt. Die Kälber zeigen deutliche und akute Schmerzsymptome (Unruhe, Zähneknirschen, Schlagen mit Hinterbeinen unter den Bauch). Der Tierarzt wird gegebenenfalls den Labmagen punktieren, nachdem das Kalb in Rückenlage gebracht wurde, und ein Schmerzmittel verabreichen.
Als Ursachen kommen in Frage das Vertränken kalter Milch, unregelmässige Tränkeintervalle, ungenügende Reinigung der Tränkeeimer, zerbissene Nuggis mit grossem Loch und entsprechend sehr hastigem Saufen der Milch. Vorbeugend gilt es, die 3 R beim Tränken der Kälber zu gewährleisten: Ruhe – Regelmässigkeit – Reinlichkeit. Bei gehäuften Tympanien empfiehlt sich stets ein Bestandesbesuch durch den Hoftierarzt oder Mitarbeiter des Kälbergesundheitsdienstes.