Nicht nur Kühe, sondern auch das Jungvieh ist durchaus empfindlich gegenüber Hitzestress. Untrügliche Anzeichen für eine (zu) hohe Belastung der Tiere durch Sonneneinstrahlung sind eine erhöhte Atemfrequenz (> 36 Atemzüge/min) bei gleichzeitig verminderter Futter- bzw. Tränkeaufnahme, festerer Kot und eine erhöhte Wasseraufnahme. Prüft man die Rektaltemperatur, so kann diese durchaus gegenüber Werten bei normalen Umgebungsbedingungen erhöht sein (> 39,4 °C).

Hitzestress ist nicht nur überaus belastend für den Organismus, sondern gefährdet eine erfolgreiche Kälberaufzucht, weil die Futteraufnahme und damit die täglichen Zunahmen deutlich sinken. Als wichtigste Massnahme zur Verminderung von Hitzestress ist es erforderlich, für ausreichend Schatten zu sorgen – sei es durch ein Dach, Netz oder Bäume in der Nähe der Iglus. Nichts ist schlimmer, als Kälberiglus in der prallen Sonne stehen zu lassen, denn die Iglus heizen sich erheblich auf. Als Faustregel gilt, dass die Temperatur im Inneren des Iglus um etwa 10 °C höher liegt als die Umgebungstemperatur. Die freie Verfügbarkeit von ausreichenden Mengen frischem Wasser ist essenziell, denn der Wasserkonsum steigt mit der Erhöhung der Temperatur exponentiell an. Das Wasser sollte dabei stets aus einem offenen Eimer oder einer Schale angeboten werden – nur so gelangt es in den Pansen und nicht – wie beim Aufnahme aus dem Nuckeleimer – durch den Schlundrinnenreflex in den Labmagen.[IMG 2]

Was kann man sonst noch tun? Beim Kauf von Kälberiglus sollten Modelle gewählt werden, die Lüftungsklappen haben. Für einen höheren Luftaustausch im Innenraum des Iglus kann auch das Aufbocken der Rückseite, z. B. mit einem Backstein sorgen. Und zwischen den Iglus sorgt zudem ein Abstand von mindestens einem Meter für eine bessere Luftzirkulation.

Hochträchtige Kühe nicht vergessen

So weit, so gut – was aber häufig vergessen wird, sind die massiven Effekte von Hitzestress hochträchtiger Kühe auf die in der Gebärmutter heranwachsenden Kälber. Leiden gerade Galtkühe unter hohen Temperaturen, so ist das Geburtsgewicht der Kälber deutlich geringer, die täglichen Zunahmen während der ersten Lebenswochen sind geringer und sogar die Milchleistung in der ersten Laktation ist signifikant vermindert gegenüber Tieren, deren Muttertiere nicht Hitzestress ausgesetzt waren.

Hohe Umgebungstemperaturen belasten somit Rinder in jedem Lebensalter, sie sind ein wesentlicher Faktor für das Tierwohl und letztendlich auch für den wirtschaftlichen Erfolg der ganzen Milchproduktion. Jegliche Massnahmen zur Verminderung von Hitzestress lohnen sich in jedem Fall.