Im Rahmen einer Semesterarbeit an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) wurde mithilfe der Betriebsdaten aus dem Jahr 2021 die Schwyzer Milchwirtschaft analysiert. Während sich die Schwyzer Betriebe im Talgebiet eher für die Verkehrsmilchproduktion entschieden, haben Bergbetriebe andere Betriebszweige gewählt. Etwa Kleinwiederkäuer, Aufzucht oder Mutterkühe. Ein wichtiger Betriebszweig im Schwyzer Berggebiet ist aber auch die Kälbermast. Gründe für die Kälbermast sind die kleineren Strukturen im Berggebiet und die abgelegene Betriebslage. Da sich im Kanton Schwyz viele Betriebe im Berggebiet befinden, fliessen gemäss der Schätzung rund 15 % der gesamthaft im Kanton produzierten Milch in die Kälbermast. Rund 73 % der Milch wird als Verkehrsmilch vermarktet, die restlichen 12 % verteilen sich auf die Milch von Sömmerungsbetrieben und Milch für die Aufzuchtkälber.
Sinkende Nachfrage als Auslöser
Die bäuerliche Kälbermast ist in den letzten Jahren schweizweit stark unter Druck geraten. Negativschlagzeilen über den hohen Antibiotikaeinsatz haben unter anderem zu einem schlechten Image der Kälbermast und einer sinkenden Nachfrage geführt. Zudem: Man will doch die süssen, kleinen Kälber nicht essen! Viele Betriebe haben mit der Kälbermast aufgehört und produzieren nun Verkehrsmilch. Ein Grossteil der spezialisierten Verkehrsmilchproduzenten verkaufen ihre 70 bis 80 kg schweren Tränkekälber. Im Normalfall kommen die Kälber anschliessend in die Kälber- oder Grossviehmast. Genau diese Kälbermastbetriebe fehlen jedoch heute. Aktuell wird ein Teil der Tränker aufgrund des Überangebotes und mangelnder Nachfrage als Wurstkälber geschlachtet – das wären jetzt die süssen kleinen Kälber.
Selber mästen ist zu prüfen
Wenn Platz- und Arbeitskapazitäten vorhanden sind, sollte auch auf den Verkehrsmilchbetrieben die Möglichkeit geprüft werden, im Winterhalbjahr die eigenen Tränkekälber selbst auszumästen. Einerseits müssen die Tränker so nicht zu tiefen Preisen verkauft werden. Andererseits ist der Milchpreis im Winterhalbjahr aufgrund mehr Abkalbungen tendenziell tiefer als im Sommerhalbjahr. So kann ein ergänzendes Einkommen generiert werden. Damit das Kalbfleisch und die bäuerliche Kälbermast eine Zukunft haben, sind aber alle Akteure gefordert. Insbesondere der Detailhandel könnte mit Werbemassnahmen für den Absatz des Kalbfleisches viel bewirken.
Die Zahlen entstammen einer Semesterarbeit unserer Autorin an der HAFL, 2023.