Insbesondere Halterinnen und Halter kleinerer Hühnerherden stellen uns immer wieder die Frage, weshalb einige Hühner vor allem am Rücken kahle Stellen im Gefieder haben. Sie betonen dann, dass ihre Hühner genug Platz im Stall und täglichen Auslauf ins Freie hätten, und vermuten deshalb die Ursachen der Gefiederschäden beim Futter oder bei Parasiten.

Gegenseitig Federn auszupfen

In der Regel haben diese Kahlstellen zwei Ursachen: Erstens die Tatsache, dass sich die Hühner häufig gegenseitig Federn auszupfen, und zweitens ein Hahn in der Gruppe, der beim «Treten» der Hühner Gefiederschäden am Rücken verursacht. Das Picken gehört zum wichtigsten natürlichen Verhalten des Huhns. Mit bis zu 15 000 Pickschlägen pro Tag sucht es nach Fressbarem – auch wenn es schon satt ist – und erkundet mit seinem Schnabel die Umwelt. Dabei richtet das Huhn dieses nicht-aggressive Suchverhalten auch gegen seine Artgenossen. Mit der scharfen und leicht hakenförmigen Schnabelspitze kann es wie mit einer Pinzette Federn beschädigen oder auszupfen sowie auch Verletzungen an der Haut seiner Artgenossen verursachen. Das Hervorschauen von weissem Untergefieder bei braunen Hühnern, Federkiele beschädigter Federn oder Blutkrusten sind dann Auffälligkeiten, die für die anderen Hennen besonders «attraktiv» sind und sofort mit dem Schnabel «erforscht» werden müssen – was natürlich die Schäden nur noch grösser macht.

Genügend Beschäftigungsmaterial

Es ist deshalb wichtig, den Hühnern genügend Beschäftigungsmaterial anzubieten, an dem sie diesen Pick- und Erkundungstrieb ausleben können. Dazu gehören z. B. Stroh oder Heu in Raufen, Picksteine, Rüben oder Körner, die in die Einstreu gegeben werden. Körner müssen jedoch abgemessen werden – in einer Menge von maximal 20 bis 30 Gramm je Tier und Tag – und in Kombination mit einem «Ergänzungsfutter zu Körnern» verabreicht werden. Dieses weist einen höheren Protein- und Mineralstoffgehalt auf als das normale Legemehl. In Kleinherden besteht ein häufiger Fehler darin, dass Körner zusammen mit normalem Legemehl gegeben und/oder zu viele Körner oder stärkereiche Produkte wie Brot oder Teigwaren angeboten werden. So nehmen die Hühner zu wenig Protein und Mineralstoffe auf, was wiederum das Federpicken fördern kann. Aber leider kann das Federpicken auch bei bester Haltung und Fütterung, mit grosszügigem Auslauf und guter Beschäftigung auftreten – bei Hennen aller Rassen. Und vom Hahn kann man halt nicht erwarten, dass er weiche Pantoffeln über seine scharfen Krallen zieht, bevor er auf die Hühner steigt. [IMG 2]