Wie leben Kälber in freier Natur? Sie liegen nie auf einem feuchten Liegeplatz. Sie sind nie schädlichen Gasen wie Ammoniak, Methan, Schwefelwasserstoff und Cyanwasserstoff ausgesetzt. Sie erhalten zehn bis zwölf Mal pro Tag Milch zur freien Verfügung. Sie überleben auch bei tiefen Temperaturen.

Erfolg liegt beim Tierhalter

Management kann man nicht in einer Flasche kaufen. Ich kenne keinen einzigen Betrieb, der gesunde Kälber aufgrund eines gekauften Spezialproduktes erhalten hat. Diese können Kälber in ihrer Vitalität unterstützen. Letztlich liegt der Erfolg im Kälberstall ganz klar beim Tierhalter und dessen Bereitschaft, gute Voraussetzungen zu schaffen.

Rund um die Haltung stelle ich fest, dass Kälber in der Nähe des Melkstandes und auch des Melkroboters häufiger Probleme mit Atemwegserkrankungen haben. Gewisse Landwirte waschen regelmässig und sehr gründlich mit viel Wasserdruck und bringen damit viel Feuchtigkeit in die Umgebungsluft. Oft werden hier auch Stiefel und weitere Utensilien gewaschen. Damit wird der Liegebereich beschlagen und die Luftfeuchtigkeit steigt. In der Natur meiden Kälber feuchte Umgebungen. In der kalten Jahreszeit ist die hohe Feuchtigkeit für Neugeborene noch schwieriger zu ertragen.

Kälber liegen bis 19 Stunden pro Tag

Kälber, die generell in der Nähe der Kühe und im Besonderen noch in Boxen mit Spaltenböden gehalten werden, sind oft grossen Belastungen ausgesetzt. Wenn durch Lüftungsanlagen oder Wind von aussen die Güllegase aus dem Jauchebehälter unter den Kühen in den Liegebereich der Kälber fliessen, kann dies zu Schäden an der sehr empfindlichen Lunge der Jungtiere führen. Kälber liegen 18 bis 19 Stunden pro Tag und sind diesen Gasen am nächsten und ihnen hilflos ausgesetzt. Legen Sie sich selber einmal in die Box und atmen Sie auf Kopfhöhe der Kälber während zehn Minuten tief ein und aus.

Grosse Temperaturschwankungen sind nicht nur für den Menschen unangenehm und führen auch im Sommer zu Erkältungen. Auch in der Kälberhaltung ist es meist gesünder, die Tiere unter einem Vordach im Freien zu halten, mit viel weniger Temperatur- und Feuchtigkeitsveränderungen als im Stall. Vor allem in Haltungsformen mit Auslauf können kleine Kälber bei ständigem Raumwechsel in ihrer Anpassungsfähigkeit kalt/warm überfordert werden. Ich treffe mehr vitale Kälber im Winter bei tiefen Temperaturen vor dem Stall als im Stall an.

Strohsparen ist nicht gleich Geld sparen

Ab einer Fläche von rund 3 m2 pro Tier und nur fünf bis sechs Tieren pro Gruppe entsteht weniger Gedränge und die Liegefläche bleibt eher trocken. Beim Strohsparen kann man kein Geld sparen. Idealerweise ist man mit dem Einstreuen zwei Tage im Vorsprung. Das braucht nicht mehr Stroh, hilft aber ungemein beim Trockenhalten der Liegefläche.