Was tun, wenn die nächste Generation zwar weiterhin Tiere halten, aber nicht mehr melken will? Was tun, wenn es noch zehn Jahre bis zur Pension zu überbrücken gilt, die arbeitsintensive Milchproduktion aber körperlich immer anstrengender und auch wirtschaftlich nicht mehr lohnend ist? Nebst der Mutterkuhhaltung ist auf vielen Betrieben auch die Jungviehaufzucht eine interessante Alternative. Dies umso mehr, dass gute junge Kühe immer mehr zur Mangelware werden und spezialisierte Milchviehbetriebe oft nicht geneigt sind, sich daneben noch einer intensiven und gut betreuten Aufzucht zu widmen. Vergleicht man die beiden Alternativen, so sprechen für die spezialisierte Jungviehaufzucht folgende Punkte:[IMG 2]
- Geringere bauliche Anpassungen: Bestehende Milchviehställe lassen sich meist einfacher für die Aufzucht anpassen. So durch Umnutzung von Liegeboxen oder Anbindestall in Laufstall mit einfachen Fressplätzen für verschiedene Gruppen.
- Gesamteinkommen: In der Mutterkuhhaltung hängt das Einkommen stark von Kälberpreisen und Labelprogrammen (z. B. Natura-Beef) sowie der oft betriebenen Direktvermarktung ab. In der Jungviehaufzucht machen es fixe Verträge mit Milchviehbetrieben möglich, einen planbaren und stabilen Cashflow zu erwirtschaften, da oft ein guter Nebenerwerb möglich ist.
- Arbeit: Weniger Arbeitsspitzen und Notfälle – da man in der spezialisierten Jungviehaufzucht keine Abkalbungen auf dem Betrieb hat, sind Arbeitsabläufe meistens planbarer.
- Fütterungsanforderungen: Diese sind vergleichbar. In der heute geforderten Jungviehaufzucht mit tiefem Erstkalbealter, muss vor allem im ersten Lebensjahr intensiv gefüttert werden, damit dies erreicht werden kann. Bei der Mutterkuhhaltung ist die Fütterung der Absetzer der herausfordernde Teil.
- Allgemein: Zu den Herausforderungen zählen die Abhängigkeit von Milchviehbetrieben beim Zukauf von Kälbern oder Jungtieren sowie die Sicherstellung der Tiergesundheit (Risiko von Krankheitseinschleppung, Biosicherheit). Mit klaren Abmachungen, etwa in Form von Aufzuchtverträgen, lassen sich diese Punkte jedoch gut planen und kontrollieren – oftmals sogar besser als in der Mutterkuhhaltung.
- Fazit: Insgesamt ist die spezialisierte Jungviehaufzucht besonders attraktiv für kleinere Betriebe, die ohne riesige Anfangsinvestitionen Planbarkeit, Nebenerwerb und reduzierte Arbeitsbelastung im Vordergrund haben. Als Nebeneffekt können zudem engagierte Viehzüchter ihr Hobby auch mit Jungvieh ausleben, sofern ein Partnerbetrieb mit ähnlichen Interessen gefunden wird.