Fruchtbarkeit ist immer noch die häufigste Abgangsursache beim Milchvieh. Dies, obwohl mit dem Fruchtbarkeitsindex recht gut auf Fruchtbarkeit gezüchtet werden kann und die Fruchtbarkeit genetisch in den letzten acht Jahren stabil blieb – trotz steigender Milchleistung.
Rasse ist hier nicht entscheidend
Fruchtbarkeitszahlen sind auch nicht rassenabhängig, wie Analysen zeigen. Jede Rasse hatte 2023 einen höheren Besamungsindex und eine längere Serviceperiode als 2016. Den höheren Anteil an Natursprungstieren und Fleischrassenbesamungen wirken dem Trend nicht entgegen. Das Ziel vieler Landwirte, ein Kalb pro Kuh und Jahr, erreicht keine der aufgeführten Rassen.
Fruchtbarkeit ist und bleibt eine Managementsache. Ein Management, welches dem heutigen genetischen Potenzial hinterherhinkt. Während vor wenigen Jahren noch über den richtigen Besamungszeitpunkt und die ausgiebige Brunstbeobachtung diskutiert wurde, stehen heute andere Ursachen im Vordergrund. Auch wenn mit steigender Milchleistung die Dauer der deutlichen Brunstzeichen kürzer geworden ist, können mit technischen Hilfsmitteln die Brunst und der Besamungszeitpunkt optimiert werden. Die Probleme Stillbrünstigkeit und Umrindern sind nicht vom Tisch. Doch heute stehen als Ursachen die subklinischen Stoffwechselstörungen Milchfieber und Azeton im Vordergrund. Beide werden häufig nicht als Störungen wahrgenommen. Wahrgenommen werden nur eitriger Ausfluss, Abmagern und entsprechend keine Brunst.
Subklinisches Milchfieber verbreitet
Gerade die häufigste Fruchtbarkeitsstörung, die chronische Gebärmutterentzündung, wird häufig durch ein subklinisches Milchfieber, gefolgt von Azeton, ausgelöst. Eine von Auge nicht sichtbare Kalzium-Unterversorgung erhöht die Gefahr von Azeton um das Achtfache.
Im Gegensatz zum Azeton kann der Blutkalziumspiegel nicht mit einem Schnelltest überprüft werden. Eine Studie zeigt, dass bereits 30 % der zweitlaktierenden Kühe an subklinischem Milchfieber leiden. In der 3. Laktation liegt der Anteil bei 50 %. Den Kühen sieht man zwar ausser einem tiefen Kalzium-Blutspiegel nichts an. Man realisiert nur die Folgekrankheiten wie Wehenschwäche, Mastitis und eben Azeton und chronische Gebärmutterentzündung.
Fruchtbarkeit verbessern heisst daher die Kalziumversorgung um die Geburt verbessern. Sei dies mit Bolus oder subkutaner Kalziumgabe, und zwar schon ab der 2. Geburt.
