Als Vorsorgeexperte begleite ich viele Bauernfamilien bei der Nachfolgeplanung. Etwas, was ich immer wieder feststelle, ist, dass die abtretende Generation fast kein Privatvermögen aufgebaut hat. Was der Hof an Gewinn abwirft, wird vielfach in neue Maschinen investiert. Nicht zwingend aus Notwendigkeit, sondern oft aus steuerlichen Gründen.

Darunter leidet dann häufig die Altersvorsorge. Optimalerweise fliesst ein Teil dieses Geldes in die private Vorsorge – mittels der freiwilligen beruflichen Vorsorge für Selbstständige, Säule 2b, oder der freien Vorsorge, Säule 3a. Der Vorteil dieser beiden Gefässe ist, dass die Beiträge steuerlich abziehbar sind.

Lieber in die Säule 2b oder 3a?

Oft werde ich gefragt, ob die Säule 2b oder 3a besser sei. Ideal wäre natürlich, die Vorsorge parallel in beiden Säulen aufzubauen. Das ist jedoch nicht immer realistisch. Bei einem Junglandwirt oder einer Junglandwirtin stehen am Anfang die Investitionen im Vordergrund. Da ist es ratsam, primär Arbeitsunfähigkeit, Invalidität und Tod abzusichern.

Essenziell ist, dass der Bauer oder die Bäuerin bei einer Invalidität die Zinsen und Amortisationen weiterhin tragen kann. Aber auch, dass die Angehörigen einen Grossteil der Schulden zurückbezahlen können, wenn der Bauer oder die Bäuerin plötzlich stirbt. Diesen Risikoteil empfehlen wir so weit wie möglich über die kostengünstige Pensionskassenlösung, also die Säule 2b, abzudecken. Weil die Leistungen in Prozent des AHV-Lohnes berechnet werden, lohnt es sich, die fehlende Differenz mit einer 3. Säule abzudecken.

Bereits in jungen Jahren in die 3. Säule einzahlen

Wichtig zu beachten ist, dass mit der neuen Direktzahlungsverordnung auch der auf dem Hof mitarbeitende Ehepartner oder die mitarbeitende Ehepartnerin für die Risiken Arbeitsunfähigkeit, Erwerbsunfähigkeit und Tod mit einer definierten Mindestleistung abgesichert werden muss. Diese Änderung tritt spätestens 2027 in Kraft.

Um für das Alter vorzusorgen und vom Zinseszinseffekt zu profitieren, ist es ratsam, bereits in jungen Jahren mit dem 3a-Sparen zu beginnen. Der Grund: Was hier verpasst wird, kann später nicht nachgeholt werden. Anders sieht es bei der 2. Säule aus. Diese Beitragslücken können auch später noch einbezahlt werden. So hat der Junglandwirt die Möglichkeit, auch bei bescheidenen Möglichkeiten bereits früh vorzusorgen.

Kommen später die lukrativeren Jahre, in welchen der Hof mehr Gewinn abwirft, kann die Steuerbelastung reduziert werden, indem Einkäufe in die Pensionskasse getätigt werden – statt einen neuen Traktor zu kaufen und mit den Abschreibungen Steuern zu sparen. Mit beiden Säulen können sich der Bauer und die Bäuerin ein Standbein ausserhalb des Betriebes aufbauen und sich auf eine sorgenfreiere Pension freuen.

Zur Person
Markus Andrey ist Vorsorgespezialist bei der Mobiliar. Er gibt Schulungen rund um Versicherung, Vorsorge und Landwirtschaft.