Ein frühes Erstkalbealter spart Aufzuchtkosten, senkt die Remontierungsrate, verbessert die Fruchtbarkeit und gibt mehr Plätze und Futter für Kühe. Gleichzeitig kostet es Milchleistung, da junge Kühe noch wachsen. Ein optimales, auf die Herde angepasste Erstkalbealter ist entscheidend und immer wieder zu überprüfen.

Gewicht einer ausgewachsenen Kuh als Referenz

Für einen optimalen Besamungszeitpunkt der Rinder ist das Messen und Erfassen des Körpergewichtes der Rinder und ausgewachsenen Kühen unumgänglich. Nach Theorie gelten immer noch 400 kg Körpergewicht etwa in einem Alter von 15 Monaten. Doch es ist besser, eigene Zielwerte passend für den Betrieb zu finden.

Als Grundlage dient das Körpergewicht der ausgewachsenen Kühe in der eigenen Herde. Als eine ausgewachsene Kuh zählt eine gesunde, in der 4. Laktation und am 80. bis 200. Laktationstag stehende Kuh. Wichtig: Es zählt nicht nur eine Kuh, sondern mehrere. Am besten misst man alle Kühe ab der 4. Laktation im besagten Laktationszeitraum. Der Besamungszeitpunkt bei Rindern liegt bei einem Gewichtsanteil von 55 Prozent dieser gemessenen Kühe.

Daraus ergeben sich folgende Zielgewichte (Quelle Borchardt 2021):

  • Gewicht Referenzkühe 600 kg: Besamung mit 330 kg, 1. Abkalbung mit 492 kg, 2. Abkalbung mit 552 kg, 3. Abkalbung mit 576 kg.
  • Gewicht Referenzkühe 650 kg: Besamung mit 358 kg, 1. Abkalbung mit 533 kg, 2. Abkalbung mit 598 kg, 3. Abkalbung mit 624 kg.
  • Gewicht Referenzkühe 700 kg: Besamung mit 385 kg, 1. Abkalbung mit 574 kg, 2. Abkalbung mit 644 kg, 3. Abkalbung mit 672 kg.
  • Gewicht Referenzkühe 750 kg: Besamung mit 413 kg, 1. Abkalbung mit 615 kg, 2. Abkalbung mit 690 kg, 3. Abkalbung mit 720 kg.

Gemäss dieser Tabelle sind also Rinder in einem Bestand mit 700 kg schweren Referenzkühen schon mit 385 kg, also unter 400 kg zu besamen.

Je früher das Zielgewicht erreicht ist, desto günstiger wird die Aufzucht und umso schneller kommt wieder Milchgeld herein. Werden die Rinder zu früh besamt, dauert das «Nachwachsen» länger, was sich in einer geringeren Milchleistung und schlechterer Fruchtbarkeit widerspiegelt.

80 Prozent Leistung als Erstmelk

Ob die erstlaktierenden Tiere zu viel Energie in das Wachstum stecken, kann anhand den Milchleistungsdaten verglichen werden. Der Abkalbezeitpunkt stimmt, wenn die Erstmelkkühe 80 Prozent des Leistungsniveaus der ausgewachsenen Kühe beim Laktationspeak erreichen. Das heisst, wenn die ausgewachsenen Kühe 10 000 kg geben, sollten die Erstmelken auf 8000 kg kommen. Oder wenn die ausgewachsenen den Peak bei 40 kg haben, sollten die Erstmelken auf der Spitze 32 kg geben.

Bei Wachstumsverzögerung während der Trächtigkeit lohnt es sich, die Rinder früher in die Milchviehherde zu integrieren. Durch bessere Tageszunahmen infolge einer besseren Ration können sie aufholen.