Was wie ein klassischer Versicherungsfall klingt, endet für viele Hauseigentümer ernüchternd: Ein Baum aus dem benachbarten Wald stürzt auf die eigene Remise. Es entsteht ein Schaden von ein paar Tausend Franken an Remisendach und Zaun – doch weder Versicherung noch Waldeigentümer übernehmen den Schaden.

Die Gebäudeversicherung lehnte ab. Kein Sturm, kein Schutz. Tatsächlich gelten bei vielen Versicherern nur Windgeschwindigkeiten ab 75 km/h als «Sturm» – alles darunter bleibt ungedeckt. Versicherungen verwenden den Begriff «Sturm» deutlich zurückhaltender als der Volksmund. Entscheidend ist dabei nicht das subjektive Empfinden, sondern objektive Messwerte nahe dem Schadenort. Wurde dieser Schwellenwert am betreffenden Tag nicht erreicht, greift der Versicherungsschutz nicht. Auch ein späterer Schaden durch einen früher entwurzelten Baum ist kaum durchsetzbar – der Nachweis, welcher konkrete Sturm wann welchen Schaden angerichtet hat, ist aufwendig und meist chancenlos.[IMG 2]

Hinzu kommt: Die Gebäudeversicherung ist kantonal unterschiedlich geregelt. In manchen Kantonen ist sie obligatorisch und wird durch eine staatliche Institution getragen, in anderen erfolgt sie über private Anbieter. Was und wie versichert ist, kann sich daher erheblich unterscheiden – ein genauer Blick in die eigenen Versicherungsunterlagen lohnt sich.

Und der Waldeigentümer? Auch hier endet die Hoffnung auf Haftung oft in einer Sackgasse. Denn natürlich gewachsene Bäume gelten rechtlich nicht als «Werk». Die sogenannte Werkeigentümerhaftung im Sinne von Art. 58 OR greift nur bei menschengemachten Objekten – etwa Baugerüsten oder Mauern. Ein Baum, der zufällig am Waldrand steht, weder gepflanzt noch speziell gepflegt wurde, fällt nicht darunter. Selbst, wenn er umfällt. Vom Eigentümer kann nicht erwartet werden, den gesamten Waldbestand ständig auf Gefahren zu kontrollieren. Nur wenn ein Baum bereits krank, morsch oder entwurzelt war und dies ignoriert wurde, könnte eine Haftung entstehen – was in der Realität aber selten nachweisbar ist.

Fazit: Wer in Waldnähe wohnt und arbeitet, lebt mit einem gewissen Risiko – und trägt es im Ernstfall oft auch finanziell. Der Vorfall zeigt einmal mehr: Die Natur hält sich nicht an Paragrafen. Und Versicherungen leider oft auch nicht an die Erwartungen der Versicherten. Um potenzielle Gefahren zu minimieren, ist es ratsam, sichtbar kranke, morsche oder instabile Bäume frühzeitig zu entfernen. So lassen sich Schäden vermeiden, bevor sie eintreten.