Das Angebot an verkaufsfähigen Jagern unterliegt saisonalen Einflüssen. Das weiss man schon seit Langem, und trotzdem ist der Markt jedes Jahr wieder überrascht, wenn das Angebot kleiner wird und die Preise enorm schwanken. Ist das nicht voraussehbar, stellt sich hier die Frage.

Saison beeinflusst Fruchtbarkeit

Bekanntlich stammt unser Hausschwein von Wildschweinen ab, die unter normalen klimatischen Bedingungen nur im Frühling abferkeln. Auf günstiges Klima reagieren sie mit einem zweiten Wurf im Spätsommer. Unsere Hausschweine haben etwas ausgeglichenere klimatische Bedingungen. Je häufiger sie aber draussen sind, umso wichtiger ist das Klima. Die Tageslänge und die Temperatur beeinflussen die Fruchtbarkeit der Sau, aber auch des Ebers.

Der Erfolg des nächsten Wurfes beginnt schon während der Säugezeit des letzten. Grosse Hitze im Stall und zugleich grosse Würfe laugen die Sau aus. Bei hohen Temperaturen braucht sie mehr Energie für die Abkühlung des Körpers, siehe Kühlschrank. Zudem frisst sie weniger. Die Würfe sind tendenziell gross, weil eben die Bedingungen im vorletzten Wurf ideal waren. Demzufolge kommt die Sau ausgelaugter aus dem Abferkelstall.

Schlechter Zeitpunkt, trächtig zu werden

Dann kommt die Hitze in der frühen Trächtigkeit, was noch einmal Stress bedeutet. Die Spermaqualität des Ebers wird in der Hitze auch schlechter, zudem sind die Ansprüche an die Lagerung des Samens höher. Der Sonnenstand signalisiert der natürlich gehaltenen Sau, es sei ein schlechter Zeitpunkt, trächtig zu werden, weil im Winter geborene Ferkel im Wald keine Überlebenschance hätten.

Jager werden etwa mit zehn Wochen verkauft, die Sau ist vier Monate trächtig und hat vorher vier bis fünf Wochen gesäugt. Wir müssen also die Bedingungen vor rund einem halben Jahr anschauen. Die Mütter der jetzigen Jager auf dem Markt wurden im Juli gedeckt und säugten ihren letzten Wurf Ende Juni bis Mitte Juli 2022. Im vergangenen Sommer war es eben im Juni schon sehr heiss und es gab viel Sonne. Das erklärt, dass es schon relativ früh im Jahr nun wenig Jager auf dem Markt hat. In normalen Jahren wirken sich die klimatischen Einflüsse erst im Februar oder März aus.

Remonten im Sommer decken

Mit Kühlsystemen, energiereicherem Futter und Lichtsystemen im Deckcenter versucht man die saisonalen und klimatischen Einflüsse etwas abzudämmen. Damit hat man erreicht, dass im September nicht mehr ganze Gruppen umrauschen. Etwas erhöhte Umrauscherquoten und kleinere Würfe reichen aber aus, den Jagermarkt zu beeinflussen.

Demzufolge wäre es sinnvoll, im Sommer viele Remonten zu decken, dafür im Winter die Altsauen auszumustern. Die Preisschwankungen unterliegen vielen weiteren Einflüssen, auf die hier nicht eingegangen wird.