Das Kalb, und im Speziellen die Kälbergesundheit, hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erhalten. Die Gesundheit des Kalbes beginnt schon vor der Geburt mit der Versorgung der Kuh. Nach der Geburt sollte das Kalb möglichst schnell möglichst gute Kolostralmilch erhalten; als Faustregel vier Liter innerhalb von vier Stunden. Wo in den alten Lehrbüchern noch davon die Rede war, das Kalb «günstig» mit möglichst wenig Milch abzutränken, so hat sich heute mit der Ad-libitum-Tränke eine grössere Milchmenge etabliert. Nicht willkürlich, sondern auf Fakten basiert, welche die Vorteile für das Tier aufzeigen.
Luftqualität ist wichtig
Auch die Haltungsbedingungen haben sich verändert. Das Kalb bekommt Platz, Einstreu, Wasser und spätestens ab 14 Tagen Raufutter. Die Luftqualität ist wichtig: viel Frischluft, aber kein Durchzug. Ammoniak ist schlecht. Betreffend Platz sind «Minimalabmessungen» gesetzlich vorgeschrieben. Falls es möglich ist, dem Kalb zusätzlichen Platz anzubieten, ist das noch besser. [IMG 2]
Der Kälberiglu hat sich etabliert, obschon dies ein Punkt ist, bei welchem noch Diskussionen geführt werden (z. B. Überdachung/Schatten vs. ungedeckter Auslauf). Mit der vorsorglichen Grippeimpfung ab Juli 2025 für Kälber, welche bis zu einem Alter von 57 Tagen den Betrieb wechseln, kommt ein weiterer Mosaikstein dazu, welcher das Wohlergehen der Kälber verbessern soll. Obwohl dieser Mosaikstein noch nicht allen so richtig passt.
Immunitätsloch zu wenig berücksichtigt
Unpassende Steine gibt es noch weitere. Oder zumindest solche, die man überlegt einfügen muss. Bei Tränkekälbern berücksichtigt die Haltedauer von 21 Tagen beispielsweise das Immunitätsloch zu wenig. Da ist eine Quarantäne beim Verstellen optimal und eine gute Beobachtung des Tieres unerlässlich. Bei Mutterkuhkälbern ist die Kontrolle der Aufnahme (geschweige denn Verabreichung) der Kolostralmilch schwierig bis unmöglich. Da haben die Milchviehbetriebe einen deutlichen Vorteil, während die Mutterkuhbetriebe auf die Natur vertrauen dürfen oder müssen. Zudem sind die Mutterkuhkälber ab Geburt dem Keimdruck der Herde ausgesetzt. Hier ist eine besonders gute Beobachtung erforderlich, damit Krankheiten schon sehr früh erkannt werden.
Jeder Betrieb braucht sein «Mosaik»
Jeder Betrieb muss «sein» Mosaik selber zusammensetzen. Die Auswahl an Steinen soll kein Hindernis sein, sondern eine Hilfe, um für das Kalb optimale Bedingungen zu schaffen. Es gibt einige obligatorische Steine, aber ganz viele freiwillige, die es ermöglichen, zusammen mit den eigenen Erfahrungen eine gute Lösung zu finden.