"Zurzeit brennen wir Zwetschgen und Williams. Ausserdem betreiben wir eine Mosterei." Bei Ruedi Kobelt in Marbach SG herrscht gerade Hochsaison.
Brennerei mit Tradition
Ruedi Kobelt und seine Familie betreiben ihr Handwerk bereits in fünfter Generation. Wer einen industriellen Mostereibetrieb erwartet, liegt falsch. "Die kleinste Mosterei der Schweiz" liest man auf der Firmen-Website. Eine lange Tradition heisst jedoch nicht, dass alles beim Alten bleibt. Kobelt hat Freude am Tüfteln. Seine Mosterei hat den "Hopp" erfunden, einen Cider (Apfelmost), der mit Hopfen versetzt wurde, und dafür Goldmedaillen gewonnen.
Genau so jemanden wie Ruedi Kobelt haben Dieter Messmer und sein Geschäftspartner Martin Angehrn gesucht. Die Spirituosenhändler und Gründer der Firma "The Last Barrel" aus Mörschwil SG hatten die Idee, aus Zuckerrüben "Rum" herzustellen. "Es war irgendwie naheliegend, da Rum ja aus Zucker, allerdings aus Zuckerrohr, hergestellt wird." Trotzdem war es nicht ganz so einfach. "Am Anfang schmeckte unser Rum sehr nach Rübe", erinnert sich Messmer an die ersten Versuche.
Unterdessen ist man im vierten Produktionsjahr und mit dem Resultat zufrieden. "Die Herausforderung war, dass wir keine Literatur zum Thema hatten. Die Qualität vom Endprodukt hängt von vielen Faktoren ab, und diese kennen wir heute noch nicht alle", erklärt Fachmann Ruedi Kobelt. Trotzdem hat es dieses Jahr für "The Last Barrel" und ihre Rübendestillate sogar für zwei Gold- und zwei Silbermedaillen an der nationalen Schweizer Spirituosenprämierung gereicht.
Spirituosenprämierung
Am 17. Oktober wurden an der nationalen Spirituosenprämierung «Distisuisse» in Basel 622 Destillate von 108 Brennereien aus allen Regionen der Schweiz bewertet. Um eine Gold-Medaille zu ergattern, müssen die Teilnehmer mit ihren Produkten mindestens 91 Punkte von 100 erreichen. Für Silber sind 81 bis 90 Punkte nötig.
Erstmals wurden Wodka und Rum ausgezeichnet. Diese stünden bei den Konsumenten hoch im Trend, heisst es von Seiten Veranstalter. «The Last Barrel» (siehe Haupttext) wurde Kategoriensieger bei «Rum und verwandte Produkte» mit zwei Goldmedaillen für:
- "The Last Barrel Gold"
- "The Last Barrel Single Cask No 2"
Zudem erhielt die Firma zweimal Silber für:
- "The Last Barrel White"
- "The Last Barrel Single Cask No 3"
Viel Regionalität
Am liebsten würden Dieter Messmer und Martin Angehrn ihren Rum «Culinarium» zertifizieren lassen. Aber das ist vonseiten Schweizer Zucker AG nicht möglich. Sie kann nicht garantieren, dass der Dicksaft ausschliesslich aus der Region stammt . Noch ziert das Schweizerkreuz das Etikett.
Ein weiterer regionaler Faktor in der Produktion ist, dass einige der Holzfässer für die Lagerung des braunen Rums, von einem der letzten Küfer in der Schweiz stammen. Martin Thurnheer ist nur gerade ein paar Dörfer weiter, in Berneck SG, zu Hause. Für "The last Barrel" stellt er Fässer aus Wintereiche her: "Das Holz ist im Winter viel dichter, also weniger durchlässig." Die Innenfläche ist stark getoastet, also ausgebrannt. Das verleiht dem Rum eine Vanillenote. "In der Herstellung von Fässern existieren 300 verschiedene Toastungen", erklärt Dieter Messmer. Martin Thurnheer ging voll auf die Wünsche seines Kunden ein. Denn in der Regel stellt der Küfer Weinfässer her und die sind nur leicht ausgebrannt.
Wenn Dieter Messmer von Spirituosen aus Zuckerrüben im Vergleich zu Destillaten aus Getreide spricht, kommt er richtig ins Schwärmen. Ein Adjektiv jagt das andere: "Zuckerrübenschnaps hat eine komplett andere Aromatik. Er ist voluminöser, hat einen unglaublichen Schmelz im Mund, hat eine Breite, eine Komplexität und ist einfach wesentlich eleganter und edler." Deshalb haben er und sein Partner die Last-Barrel-Palette in diesem Jahr noch um einen Gin ergänzt.
Jedes der Produkte umrankt auch eine Geschichte. In dieser kommen Napoleon oder gar Hans Caspar Escher vor. Storytelling nennt sich das: Ein Produkt mit einer guten Geschichte verkauft sich einfach besser.