Bakterien, die gegen Antibiotika resistent sind, kommen weltweit immer häufiger vor. Mit steigendem Einsatz des Medikaments bei Menschen und Tieren, geht dessen Wirkung bereits teilweise verloren. Um dem vorzubeugen, lancierte der Bund bereits seit 2015 eine Strategie zur Eindämmung von Antibiotikaresistenzen.

Seit Januar 2019 wurde zusätzlich ein verpflichtendes Informationssystem eingeführt, wodurch Tierärzte alle Daten zu Verschreibung, Abgabe und Anwendung von Antibiotika erfassen. Dieses soll den exakten Verbrauch des Medikaments ersichtlich machen. Konkretes Ziel ist, die verlässliche Wirkung durch eine signifikante Reduktion der Antibiotika-Abgabe langfristig sicher zu stellen.

Wirtschaftliche Folgen für die Tierärzte

Dies gelingt bereits mit Erfolg. Seit 2009 konnte die vertriebene Gesamtmenge an Antibiotika um mehr als die Hälfte reduziert werden. Weniger bekannt sind die wirtschaftlichen Folgen für die tierärztliche Nutztierpraxis, die mit einer Reduktion des Antibiotika-Einsatzes einhergehen.

Dies wurde in einer nicht-repräsentativen Studie des Kälber- und Rindergesundheitsdienstes am Beispiel der Schweizer Kälbermast untersucht. Um die Profitabilität in der Kalbfleischproduktion sicherzustellen und das Risiko von Infektionskrankheiten bei sehr jung eingestallten Kälbern zu minimieren, ist die vorbeugende Gruppenbehandlung mit Antibiotika notwendig. Das heisst, tritt eine Infektionskrankheit bei einem Einzeltier auf, werden alle anderen Tiere der Gruppe mitbehandelt, auch jene die noch symptomfrei sind.

Die Tierärzte stehen im Spannungsfeld

Tierärzte stehen hier also in einem besonderen Spannungsfeld, so die Studie. Einerseits sind sie dafür verantwortlich, die betreuten Tiere möglichst gesund durch die Mastperiode zu begleiten. Andererseits soll der Einsatz von Antibiotika so reduziert und verantwortungsbewusst wie möglich erfolgen. Die Studie zeigt, dass die befragten Tierärzte 54 Prozent ihres Gesamtumsatzes den sie an Kälber-, Fresser-, oder Munimastbetrieben haben, am Verkauf von Antibiotika generierten.

Vorbeugende Massnahmen sind in Zukunft wichtig

Der gesamte Vertrieb von Arzneimitteln über die Einsatzbereiche hinweg betrug durchschnittlich 28 Prozent des Umsatzes der Tierärzte. Die Massnahmen zur Antibiotika-Reduzierung haben also nicht unerhebliche wirtschaftliche Folgen für die tierärztliche Nutztierpraxis, vor ­allem im Bereich der Kalbfleisch- und Rindfleischproduktion.

Es stellt sich die Frage, wie solche Einkommenseinbussen kompensiert werden sollen. Damit Tierärzte weiter profitabel arbeiten können, sei eine Neuausrichtung notwendig. Ziel sei, Präventionskonzepte für Mastbetriebe als kostenpflichtige Leistung zu etablieren, so heisst es in der Studie. Die Tierärzte nehmen durch die Dokumentationspflicht auch für zukünftige Entwicklungen eine zentrale Position ein. Seit anderthalb Jahren wird nun bereits versucht, durch die genaue Dokumentation eine grössere Transparenz zu schaffen.

Der Bund berichtet über aktuellen Stand der Antibiotikadatenbank

Nach einem aktuellen Stand gefragt, berichtet der Bund, dass System laufe allgemein gut und es gäbe nur sehr wenige Tierarztpraxen, die ihre Antibiotikadaten nicht erfassen. Dabei handle es sich um kleine Praxen, die ohne Computer arbeiten.

Man suche vonseiten der Kantonstierärzte Lösungen für dieses Problem. Solcher Optimierungsbedarf werde vom BLV laufend erfasst und ab Herbst 2020 würden diverse Verbesserungen für die Antibiotikadokumentation realisiert. Die Veröffentlichung einer ersten Auswertung, die Aufschluss über die Entwicklung der Antibiotika-Gabe geben soll, ist ebenfalls für den kommenden Herbst geplant.