Antibiogramme zu erstellen, wo die Bakterienstämme und deren Resistenzen analysiert werden, gehört zum Tagesgeschäft der Bamos AG, ein Labor für Lebensmittel- und Umweltproben. Hier, im St. Gallischen Bazenheid, werden Milch, Milchprodukte, Trächtigkeitsproben, Futtermittel, Lebensmittel und Wasserproben analysiert. "Unser Hauptgebiet sind aber schon Milch und Milchprodukte", führt Geschäftsführer Patrick Wirth aus.

Resistenzen nehmen zu

Antibiotikaresistenzen sind nichts Neues, aber sie haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. "Ein Grund ist sicher, dass sich natürliche Resistenzen entwickelt haben. Andererseits sind die Richtlinien, ab welchem Faktor eine Resistenz vorliegt, strenger geworden", sagt Wirth und erklärt im Labor, wie ein klassisches Antibiogramm funktioniert.  

 

So funktioniert ein Antibiogramm

Das Antibiogramm ist ein Labortest zur Bestimmung der Empfindlichkeit bzw. Resistenz von mikrobiellen Krankheitserregern gegenüber Antibiotika. Zur Diagnostik des Bakterienstamms, z.B. bei Mastitis, entnimmt der Bauer eine Milchprobe, füllt das Auftragsformular aus und deponiert die Probe kostenlos bei einer Sammelstelle von Bamos - oder er bringt diese direkt ins Labor.Alternativ kann die Mastitis-Probe auch per A-Post versendet werden.  

Wichtig ist laut Patrick Wirth eine sterile Probeentnahme. "Wird die Probe steril entnommen, wachsen bei der Mastitisdiagnostik in der Regel nur ein oder zwei verschiedene Bakterien und keine Umweltkeime. Neben dem exakteren Resultat sind auch die Kosten bei steriler Entnahme tiefer, da für jeden Organismus ein eigenes Antibiogramm erstellt werden muss."

Im Labor wird die Probe erfasst und diagnostiziert. Die gefundenen Bakterienstämme werden auf eine Mikrotiterplatte, eine spezielle Schale mit Vertiefungen, übertragen. In jeder Vertiefung befindet sich ein anderes Antibiotika mit unterschiedlicher Konzentration. Anschliessend geht das Antibiogramm je nach Bakterienstamm zur Inkubation für 18 bis 24 Stunden in den Brutschrank.

Danach folgt die Auswertung durch den Computer. Dafür wird die Mikrotiterplatte in ein Lesegerät gelegt, welches das Antibiogramm bildlich und stark vergrössert auf dem Bildschirm zeigt. Ist in einer Vertiefung ein Bakterienwachstum ersichtlich, ist der Bakterienstamm gegen diese Antibiotikagruppe resistent.

Die Software unterscheidet zwischen «Sensibel» (hohe Wahrscheinlichkeit für erfolgreiche Therapie), «Intermediär» (unsichere Wahrscheinlichkeit) und «Resistent» (geringe Wahrscheinlichkeit). Diese Ergebnisse der Hemmstoffkonzentration werden elektronisch an den Auftraggeber und – falls dies gewünscht wird – auch an den zuständigen Tierarzt geschickt. Die Analysedauer von Probeneingang bis zum Ergebnis dauert drei Arbeitstage. 

 

Die Bamos AG arbeitet seit letztem Sommer mit einem neuen Antibiogramm. Im Gegensatz zu den gängigen Antibiogrammen befinden sich auf jenem der Bamos AG 19 verschiedene Antibiotikagruppen in unterschiedlicher Konzentrationen. Die Auswahl der zu testenden Antibiotika fand in Zusammenarbeit mit Tierärzten statt. Mit diesem System kann neben der Empfindlichkeit der Bakterien auf Antibiotika auch die minimale Hemmkonzentration (MHK) festgestellt werden.

"Wir waren mit dem alten System nicht mehr zufrieden", begründet Wirth den Wechsel. Zum Teil befanden sich auf dem alten Antibiogramm Antibiotika, welche für den Euterbereich verboten waren und es gab auch nur eine einzige Konzentration des Antibiotikum. Ausserdem erfolgte die Auswertung von Auge, wodurch es als Resultat nur "sensibel" oder "resistent" und keinen intermediären Bereich gab.

Kulturelles Verfahren

Bamos entschied sich für das System SensititreTM der Firma Thermo ScientificTM. "Wir wollten ein mikrobiologisch-kulturelles Verfahren, also ein Verfahren, bei dem die Kultivierung der Mastitis erregenden Keime möglich ist", sagt Laborchef Hanspeter Gsell.

Dass die Wahl auf dieses Produkt fiel, begründet Patrick Wirth damit, dass ein für die Schweiz individuelles Mastitis-Antibiogramm entwickelt werden konnte, das System ausbaufähig ist und das Ergebnis mit einer interantionalen Datenbank (EUCAST/ CLSI) überprüft wird.

Antibiogramm lohnt sich

Vor allem, wenn die Zeit kein kritischer Faktor ist, bei chronischen Vierteln oder vor dem Trockenstellen lohnt es sich, ein Antibiogramm zu erstellen, betonen Patrick Wirth und Hanspeter Gsell. Wirth meint: "Ein Antibiogramm ist nicht billig. Insbesondere, wenn man die Kosten in den direkten Vergleich zu einem Ersteinsatz von Antibiotika setzt."

13 Franken zahlt der Auftraggeber bei der Bamos AG für die Mastitisdiagnostik plus 30 Franken pro erstelltes Antibiogramm. Wachsen bei der Mastitisdiagnostik zwei oder im Ausnahmefall sogar drei Bakterien, braucht es auch drei Antibiogramme. Dennoch ist Wirth überzeugt, dass sich das Antibiogramm lohnt. Dank dem Antibiogramm kann das wirksamste Antibiotika ausgewählt und damit bereits bei der Erstbehandlung der Behandlungserfolg deutlich erhöht werden, im Vergleich zur Auswahl ohne Antibiogramm.

Muss die Kuh aufgrund einer falschen Antibiotikawahl ein zweites Mal behandelt oder gar ausgemerzt werden, so ist dies - die Arbeit und den Milchverlust einberechnet - bedeutend teurer als die Kosten für ein Antibiogramm.