Natura-Beef war in den letzten Jahrzehnten ein sicherer Wert in Sachen Wachstum. Nun senkt Hauptabnehmer Bell die Bezüge um rund 10%. Auf Anfrage nimmt der Geschäftsführer von Mutterkuh Schweiz (MKCH), Urs Vogt Stellung zu einigen Fragen diesbezüglich.

Im nächsten Jahr werden laut Mitteilung rund 3500 Natura-Beef-Tiere, also etwa 10% weniger geschlachtet, warum stockt der Absatz?

Urs Vogt: Das ist für mich nicht beunruhigend. Die bei Natura-Beef wegfallende Menge wird mehr als kompensiert durch Natura-Veal-Lieferungen. Wir haben Freude daran, dass der Markt mit Produkten aus der Mutterkuhhaltung insgesamt steigt. Wenn der Markt mehr Natura-Veal nachfragt, machen wir das.

Neue Natura-Beef-Interessenten kommen auf eine Warteliste, wie stark hat sich diese 2019 verlängert und wie lange ist sie im Total?

Die Warteliste für Natura-Beef wird erst seit Mai 2019 geführt und enthält nun 5 bis 10 Betriebe.

Die Natura-Veal-Menge soll nächstes Jahr um 50 Tiere pro Woche ansteigen. Wie viele Tiere pro Woche sind das?

Es sind gemäss Planung 230 Tiere pro Woche. Die Herausforderung ist hier noch die ausgeglichene saisonale Verteilung.

Welches Prozedere muss ein neuer Natura-Veal-Produzent durchlaufen?

Für den Beitritt zum Verein MKCH ist ein Erstberatungsgespräch obligatorisch. In diesem werden die Grundlagen zu Mutterkuhhaltung, Fragen über Bauten, Genetik und Management sowie Vorzüge und Vorgaben der Markenprogramme behandelt. Wer für die Markenprogramme produzieren will, kann einen Antrag stellen und seinen Betrieb kontrollieren lassen.

Sie haben mitgeteilt, dass die Zahl der Labeltiere insgesamt zunimmt, stimmt das auch für den Umsatz (mit dem tieferen SG der Natura-Veal-Tiere)?

Wir rechnen mit einem gesamthaft höheren Umsatz. Die Tierzahl nimmt zu, der Erlös für die Natura-Veal ist beachtlich und dazu kommen die neuen Weiderind-Tiere (50 Stück pro Woche für Transgourmet, Red.).

Ist es korrekt, dass die in Ihrem Gastrolabel Swiss-Prim-Beef vermarktete Zahl der Tiere von 6000 auf rund 3500 pro Jahr abgenommen hat?

Im Jahr 2008 wurden rund 5800 Tiere als Swiss-Prim-Beef vermarktet. In den folgenden Jahren verlagerte sich ein Teil dieser Tiere zu Programmen mit Bell, Transgourmet und Coop. So sind unter anderem Angus Premium Beef und Simmental Premium Beef entstanden.

Im Gastrobereich verlangt man offenbar zunehmend nach Black Angus, weil Simmental und Limousin nicht die gewünschte Qualität bringen, können Sie das bestätigen?

Die Gastronomie ist sehr vielfältig. Angus Beef geniesst einen ausgezeichneten Ruf und ist gefragt. Es gibt aber auch Gastrobetriebe, die auf andere Rassen mit ebenfalls einer guten Geschichte und ausgezeichneten Fleischqualität setzen. Dazu gehören Limousin, Simmental und weitere Rassen.

Gibt es bei MKCH Bestrebungen, mehr rassenspezifische Programme aufzugleisen?

MKCH führt schon lange rassenspezifische Programme. Dieser Marktbereich ist naheliegend und steht mit an erster Stelle. Wir konzentrieren uns aber auch auf die Gesamtnachfrage. Diese ist vielfältig und Aspekte wie Fleisch aus Gras, Tierwohl, Ökologie und Produktequalität sind ebenso wichtig.

Man hört, dass es nur ungenügend gelingt, eine konstante Qualität und Konfektionierung der Stücke hinzubringen, hat die Natura- und Weidebeef-Branche hier ein Problem?

Unsere Kunden und Qualitätsauswertungen beweisen das Gegenteil. Wir arbeiten konstant daran, unser Qualitätsniveau zu halten und weitere Kriterien einzubeziehen. In den letzten Jahren war das zentrale Thema der Ausmastgrad.

Für die nächsten Jahre rechnet man mit mehreren hundert bis tausend neuen Umstellern auf Mutterkuhhaltung und gegen 20 000 zusätzlichen Absetzern pro Jahr. Macht Ihnen das Sorgen?

Die Zukunft lässt sich nicht voraussagen und die Veränderungen in der Rindviehhaltung sind unser tägliches Brot. Auf jeden Fall sucht MKCH nach neuen Marktfeldern. Wir wollen weiterhin die Mehrheit der Schweizer Mutterkuhhalter vereinen, damit ein starker Auftritt am Markt und in der Politik möglich ist.

Droht ein Preiskampf?

Die Preise werden in den nächsten Jahren schwanken, wie das auch schon bisher der Fall war.

Das Interview wurde schriftlich geführt.