Vergangene Woche brach die Vogelgrippe im norddeutschen Kreis Rostock aus. Das Geflügelpestvirus H5N8 verursachte dort auf einem Mastgeflügelbetrieb mit einem Geflügelbestand von ursprünglich 3000 Tieren Krankheitssymptome und Legedepression, so berichtet das deutsche Magazin «Topagrar» online. Auch auf einem Legehennenbetrieb im gleichen Landkreis brach das Virus aus und 70 000 Tiere wurden gekeult, wie der landwirtschaftliche Informationsdienst meldet. Hohe Tierverluste und eine grossräumige Sperrzone sind die Folgen des Ausbruchs.

Auch Wildvögel sind betroffen

Auch Wildvögel waren in Norddeutschland betroffen: Sowohl eine Wildente als auch ein Greifvogel starben an den Virustypen H5N8 und H5N5 in Hamburg und in Mecklenburg-Vorpommern. Oft findet die Ansteckung von Nutzgeflügel über Wildvögel statt. Beginnt die jährliche Migration der Wildvögel, steigt die Gefahr. Die französischen Behörden riefen nun alle Geflügelhalter dazu auf, ihr Nutzgeflügel einzusperren, um die Ansteckungsgefahr durch infizierte Wildvögel zu verringern. Nutzgeflügel kann sich durch den Kot, das Nasen-, Rachen- oder Augensekret infizierter Wildvögel anstecken, die das Virus unter Umständen wochenlang ausscheiden.

Messungen bei toten Schwänen

Vor allem Wasservögel stellen, laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), ein bedeutendes Virusreservoir dar. Deshalb werden ständig Messungen bei toten Wildvögeln durchgeführt. Im vergangenen Oktober wurden vier totgefundene Höckerschwäne untersucht, glücklicherweise mit negativem Befund.   Das Virus kann allerdings auch über andere Wege in den Bestand eingeschleppt werden. Auch der intensive Handel mit Geflügel und mit Geflügelprodukten stellt ein Einschleppungsrisiko dar. Werden Fälle nachgewiesen, müssen Geflügelhalter im professionellen, wie auch im Hobbybereich ihre Hygiene- und Biosicherheitsmassnahmen erhöhen. 

Neue Tiere vorerst abgesondert halten

Dazu gehört unter anderem, dass neu eingestallte oder in den Bestand zurückkommende Tiere vorerst abgesondert gehalten werden. Auch Hygienemassnahmen, wie den Einsatz einer Stiefelwanne und die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln beim Betreten und Verlassen des Stallgebäudes, helfen dabei, die Gefahr einer Einschleppung zu minimieren. Bereits im Frühjahr warnte hierzulande auch der Bund vor der als gross erachteten Gefahr der Seuchenkrankheit und verhängte die Alarmstufe rot für die Vogelgrippe (wir berichteten). Aktuell sind in der Schweiz keine Fälle von Vogelgrippe bekannt. Allerdings meldet das BLV, dass das Risiko momentan tatsächlich steigt.

Risiko steigt in der Schweiz

Die Schweiz liegt nicht direkt entlang der Migrationsrouten der Wildvögel, und ist deshalb weniger von der Ansteckungsproblematik betroffen als seine Nachbarländer. Trotzdem empfangen Schweizer Seen im Winter rund 500 000 Wasservögel aus Nordosteuropa. «Das BLV empfehlt Hobbyhaltern (und grösseren Geflügelhaltern), die Flächen, auf denen die Vögel hinausgehen mit einem Netz zu schützen (maximal vier Zentimeter Maschenweite). Damit soll verhindert werden, dass nachts Enten zum Futterholen hereinkommen», so BLV-Mediensprecherin Claire Bussy-Pestalozzi.

 

Viele verschiedene Virusstämme​

Diese Subtypgruppen unterteilen sich erneut in jeweils 9 Subtypen (H5N1-N9 und H7N1-N9). Das «H» steht  für Hämagglutinin, das «N» für Neuraminidase. H und N bezeichnen dabei die wichtigsten Eiweisse auf der Hülle des Influenzavirus. Die Viren können verschieden stark ausgeprägt sein und heften sich an Zellen des Atemtraktes, wo sie nach ein bis fünf Tagen Inkubationszeit erste Symptome auslösen (siehe Kasten unten). Unterschieden werden niedrigpathogene Viren (LPAIV = low pathogenic avian influenza virus) und hochpathogene Viren (HPAIV = highly pathogenic avian influenza virus).

Weil die Subtypen H5 und H7 durch Genmutation sehr schnell von niedrigpathogenen in hochpathogene Virusvarianten übergehen können, sind sie sehr gefährlich. Bei kühlen Aussentemperaturen (unter vier Grad) überlebt das Virus in organischem Material mehrere Wochen. Auch in Oberflächengewässern, in rohem Geflügelfleisch und Eiern überlebt das Virus. Das für den Menschen gefährlichste Vogelgrippevirus ist ein Influenza A-Virus vom Subtyp H7N9.​