Die August-Zuchtwertschätzung der Braunviehstiere wird jeweils mit grosser Spannung erwartet. Sie bildet die Basis für die Zuchtentscheide der kommenden Anpaarungssaison im Herbst.

Bunin und Sky Star

Der Vasient-Sohn Vinox macht einen Sprung nach vorne und legt 69 Punkte im GZW zu (je +5 beim Milch- und Fitnesswert). Damit kann er aber die beiden Spitzenreiter Simbaboy und Fact nicht ernsthaft gefährden, zumal er auch im Exterieur nicht mit den beiden Topstieren mithalten kann. Zephir Zitac büsst in der Milch etwas ein, dafür kann er in den Fitnessmerkmalen weiter zulegen. Auf Rang acht und zehn steigen die beiden neuklassierten Simbaboy-Söhne Bunin und Sky Star ein. Die beiden Neulinge weisen unterschiedliche Vererbungsmuster auf. Oben in der Liste halten sich weiterhin Blooming mit über 10 000 Töchtern in der Auswertung, sowie sein Sohn Biver, der ebenfalls über 4500 Töchter vorweisen kann.

Erfreuliche Entwicklung

Sehr gut gehalten hat sich der im April klassierte Haegar. Er hat zwar in der Milchleistung ein wenig eingebüsst, ist aber mit über 900 kg Milch immer noch ein Spitzenstier in der Leistung. Dafür konnte er sich in seinem grössten Schwachpunkt, der Fruchtbarkeit, deutlich verbessern (neu Index 90). Mit seinem Profil (viel Milch, mittlere Grösse, gute Euter) könnte Haegar zu einem der wichtigsten Anpaarungsstiere für die kommende Zuchtsaison werden. Neben Fact, Passat und Salomon ist er der einzige nachzuchtgeprüfte Stier im Angebot, der bei über 700 kg Milch einen Euterindex von mindestens 120 vorweisen kann. Im Gesamtexterieur ist weiterhin Glenn Jaguar an der Spitze, gefolgt von Calvin, Blooming und Arrow.

Mässiger Start

Für eine gewisse Ernüchterung sorgten die ersten Nachzuchtergebnisse der Biver-Söhne. Allen voran der extrem stark eingesetzte Lennox kann bisher die Erwartungen in der Leistung nicht erfüllen. Mit bereits gut 200 Töchtern in der Auswertung ist er in der Milch auf -168 kg abgesackt. Da mildern auch der starke Gehalt und das hervorragende Exterieur die Enttäuschung nicht. Mit einer guten Leistungsentwicklung innerhalb der ­ersten Laktation (die durchschnittliche Probenzahl der Lennox-Töchter liegt erst bei 2,7) und vor allem einer starken Entwicklung in der zweiten Laktation, ist es jedoch zu hoffen, dass er in der Leistung noch einiges zulegen kann.

Das Niveau im Milchzuchtwert als Jungstier wird er aber sicher nicht mehr erreichen können. Auch Bender vermag mit seinem ersten Nachzuchtergebnis noch nicht zu überzeugen. Seine 52 Töchter in der Schweiz haben im Schnitt jedoch weniger als zwei Probewägungen. Hier ist man gut beraten, wenn man noch mindestens eine Zuchtwertschätzungsrunde abwartet, bevor man sich ein Urteil bildet.

Antonov-Söhne dominieren

Gleich fünf Söhne von Antonov (Anibay × Vanpari) finden sich auf den vordersten zwölf Rängen der Jungstiere im KB-Angebot. Mit Noro SG, Tambo (aus der Tambur-Familie) und Andi sind drei dieser Stiere neu verfügbar. Der höchste Neuling, Noro SG, steigt direkt auf Rang zwei hinter Cadura Canyon ein. Noro SG weist auf höchstem Niveau ein sehr komplettes Profil auf. Drei Stiere in den Top Ten stammen aus dem aufstrebenden Braunviehland Frankreich. Neben Noro SG sind dies der altbekannte Ifeeling Momo und der Newcomer Sinatra Optimal.

Der wahrscheinlich am meisten genutzte Stier aus Frankreich, O Malley, hat aufgrund des schwachen Starts seines Vaters Bender etwas eingebüsst, weist aber weiterhin einen sehr hohen GZW von 1400 Punkten auf. Der höchste Hornlos-Vererber ist nach wie vor Visor P. Mit Veles P ist neu jedoch ein zweiter mischerbiger Hornlos-Stier verfügbar.

Lordan neu an der Spitze

Beim Original Braunvieh konnte Lordan einen Rückgang in der Milch mit leicht höheren Werten in den Inhaltsstoffen, der Persistenz und der Fruchtbarkeit kompensieren. Im Exterieur konnte sich Lordan mit bereits 453 Töchtern nochmals leicht steigern und weist nun eine Gesamtnote von 126 und einen Euterindex von 132 auf. Im GZW kommt Lordan damit auf 1304 Punkte und schafft das Kunststück, Orelio nach über vier Jahren vom Thron zu stossen. Sehr gut gehalten hat sich Koni Killy, der auf Platz 3 folgt. Er ist über den Natursprung nachzuchtgeprüft, hat aber nun bereits 36 Töchter in der Auswertung, die ersten bereits in dritter Laktation. Killy macht spätreife Kühe (Zuchtwert Leistungssteigerung 115) mit guten Fitnesseigenschaften und starken Eutern. Zudem vererbt er eine ausgezeichnete Fleischleistung. Mit Index 118 ist er gemeinsam mit Orelio die Nummer eins nach Fleischwert beim OB. Weiterhin als kompletter Allrounder steht Edual Roy da, auch wenn er bei der Milch und den Fitnesswerten leicht eingebüsst hat.

Das Podest bei den OB-Jungstieren ist mit Arcas vor Anakin und Valser unverändert gegen-über dem April. Rino Domino hat einen Sprung nach vorne auf Rang vier gemacht, bei ihm fliessen bereits erste Töchterinformationen ein.

Neue Stiere im Einsatz

Vier neue nachzuchtgeprüfte BS-Stiere (Bunin, Sky Star, Glehuro und Jeronimo) und der OB-Stier Vito bereichern das KB-Angebot. Simbaboy bewährt sich mit dem dritten und vierten Sohn im Zweieinsatz definitiv auch als Stierenvater.

Der Stier Bunin stammt aus der tiefen und bestens bekannten B-Familie von Marcel Caduff in Morissen GR. Bunin gehörte zu den Geheimtipps unter den Jungstieren. Er ist ein sehr starker Leistungsstier mit leicht negativen Inhaltsstoffen. Er weist als einziger der neuklassierten Stiere Kappa-Kasein BB auf. Nicht gestohlen ist der hervorragende Fitnesswert von Bunin – hier ist deutlich das Profil von Stierenvater Simbaboy zu erkennen. Neben einer guten Persistenz, Eutergesundheit und Nutzungsdauer sticht vor allem die ausgezeichnete Töchterfruchtbarkeit heraus.

Sky Star ist ein Sohn der bekannten Little Coron EX-93 von Marcel Zumbühl in Thunstetten und hat mit Big Star einen bekannten Halbbruder. Bei etwas knapper Milchleistung bringt Sky Star extreme hohe Inhaltsstoffe. Die mässige Zellzahlvererbung sollte bei der Anpaarung beachtet werden. Die Töchterfruchtbarkeit liegt genau auf dem Rassendurchschnitt. Die leicht ansteigenden Becken gilt es zu beachten. Sky Star macht sehr stark gewinkelte Beine, was in der aktuellen Population für Korrekturpaarungen durchaus interessant ist. Der Simbaboy-Sohn ist ein starker Euterverberber, der speziell in der Voreuterlänge und -aufhängung punktet.

Für jedermann etwas dabei

Glehuros Mutter Glena EX-96 bedarf eigentlich keiner näheren Vorstellung mehr. Die Glenn-Tochter von Paul Kälin in Steinen SZ, hat im Schauring grosse ­Spuren hinterlassen. Glehuro bringt viel Milch mit guten ­Inhaltsstoffen, insbesondere was das Eiweiss betrifft. Seine Töchter weisen eine überdurchschnittliche Persistenz und eine etwas knappe Mastitisresistenz auf. Glehuro macht grossrahmige Kühe mit einer ausgezeichneten oberen Linie. Die stark gewinkelten Sprunggelenke und die weichen Fesseln müssen bei der Anpaarung berücksichtigt werden. Auf sehr gutem Niveau zeigt sich die Eutervererbung.

Mit Jeronimo von Thomas und Thomas Gisler in Littenheid TG kommt ein weiterer Huray-Sohn in den Zweiteinsatz. Jeronimo ist ein sehr ausgeglichener Vererber in allen Merkmalen. Er vererbt viel Milch mit indifferentem Gehalt. Die Eutergesundheit ist ­familiengetreu sehr gut. Jeronimo macht grossrahmige Kühe mit langen, stark abgezogenen ­Becken. Im Block Euter vererbt Jeronimo unauffällig, ohne grosse positive oder negative Ausschläge.

Mit Vito kommt ein erster nachzuchtgeprüfter Valido-Sohn in den Zweiteinsatz. Mütterlicherseits stammt Vito aus Vento Verona EX-92 von Hans Reif in Bonstetten ZH. Er bringt viel Milch mit leicht positiven Inhaltsstoffen. Die Töchterfruchtbarkeit sollte bei der Anpaarung beachtet werden. Stark ist hingegen die Zellzahlvererbung. Vito macht eher kleingewachsene Kühe, die im Verhältnis eine gute Tiefe und Breite aufweisen. Sehr gefällig ist die Eutervererbung mit straffen Vor- und breiten Nacheutern.