Herr und Frau G.* wollen in ein paar Jahren ihren Betrieb «Sagimatt» an den Sohn übergeben. Beide sind 54 Jahre alt und möchten nicht bis zur Pension Eigentümer des landwirtschaftlichen Betriebs bleiben. Sie wollen die Verantwortung nach und nach abgeben. Körperliche Beschwerden und die Zeit für die Erholung nehmen zu, sodass ihre Energie für die Betriebsarbeiten sorgfältig eingeteilt werden muss. Sie möchten sich gerne vermehrt ein paar freie Tage oder eine Reise gönnen. Zudem stehen Investitionen an, die eine spätere Hofübergabe stark beeinflussen.

 

Schritt für Schritt

Fünf Schritte für eine erfolgreiche Hofübergabe:

  1. Allgemeine Informationen sammeln, Veranstaltungen zum Thema besuchen.
  2. Erstgespräch mit Berater und/oder Coach führen.
  3. Klären von neuen Rollen und Verantwortungen.
  4. Vertragsentwurf erstellen und bereinigen.
  5. Überschreibung beim Notar.

Dran bleiben

Mit der notariellen Überschreibung des Betriebs ist ein wichtiger Schritt für beide Generationen gemacht. Doch kann man sich danach nicht zurücklehnen. Lebensübergänge müssen aktiv gestaltet und gelebt werden. 

 

Viele positive Diskussionen

Herr und Frau G. nahmen bereits an Infoveranstaltungen sowie an Kursen zum Thema Hofübergabe und -übernahme teil. Dort erhielten sie einen Überblick zu den verschiedenen Schritten einer erfolgreichen Betriebsübergabe und konnten sich mit Gleichgesinnten austauschen. An einem Infoabend begleiteten sie ihr Sohn und seine Partnerin. Das gab in den darauf folgenden Tagen Anlass zu vielen positiven Diskussionen. 

Auch ihr Sohn beschäftigt sich mit der Hofübernahme. Seine Ausbildung als Landwirt mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis hat er seit einigen Jahren hinter sich. Es war ihm wichtig, möglichst viele unterschiedliche Betriebe kennenzulernen und ein paar eigene Pläne zu verwirklichen, bevor er zu Hause übernehmen würde. Am Anfang fiel es ihm zwar schwer, sich von zu Hause und dem Alltag zu lösen. Rückblickend gewann er durch die vielen Erfahrungen jedoch an Selbständigkeit und Eigenverantwortung. Nach den Lehrjahren konnte er auf einem grossen Landwirtschaftsbetrieb als Traktorfahrer und Maschinist arbeiten, obwohl seine Eltern ihn gerne wieder zu Hause gehabt hätten. Im Moment ist er Teilzeit bei einem Bauunternehmen angestellt und macht dazu die Betriebsleiterschule mit Aussicht auf die Meisterprüfung. Ganz sicher will er nach dieser Weiterbildung noch ein paar Monate ins Ausland, etwas reisen und auch arbeiten, bis er bereit ist, den Betrieb zu übernehmen. 

Vereinbarungen treffen

Familie G. hat sich viel überlegt und ist zurzeit dabei, den (Lebens-)Übergang sehr bewusst zu planen und sorgfältig Schritt um Schritt Richtung Ziel Hofübergabe zu gehen. Wie vorgängig erwähnt, hätten sie ihren Sohn gerne nach der Grundausbildung auf den Betrieb zurückgeholt, aber sie hatten auch Verständnis dafür, dass er seine Lehr- und Wanderjahre am besten vorgängig macht. Ihre Vereinbarung für diese Zeit ist, dass er einmal im Monat ein Wochenende Zuhause arbeitet und sie so zwei freie Tage geniessen können. Zudem übernimmt er zusätzlich für ein bis zwei Wochen die Verantwortung, wenn die Eltern in die Ferien fahren. 

Damit sich der zukünftige Betriebsleiter in den Betrieb eindenken und einarbeiten kann, kann es sinnvoll sein, nach dem Auslandaufenthalt eine Teilzeit-Anstellung auf dem Betrieb zu übernehmen. Wichtig dabei ist, die Verantwortung für einen Betriebszweig zu übergeben. Hier ist eine offene Diskussion in der Familie gefragt. Was will man übergeben, respektive übernehmen? Wie sieht es wirtschaftlich aus? Welche Arbeiten an Dritte oder Angestelltenkosten können so eingespart werden? In welcher Höhe wird der Sohn entlöhnt? usw.

Was gibt es in Zukunft sonst noch zu tun, damit die Hofübergabe in ein paar Jahren reibungslos funktioniert? Sicher ist es zwingend, immer im Gespräch zu bleiben: Grössere Investitionen, sei es in Maschinen oder in die Gebäude, sind zu besprechen und auf die zukünftige Betriebsübernahme abzustimmen. Hier lohnt es sich, mit einem betriebswirtschaftlichen Berater oder mit seinem Treuhänder Kontakt aufzunehmen. 

Im Vorfeld viel gestaltet

Dieser Prozess im Vorfeld führt unweigerlich dazu, dass die Rollen neu eingenommen werden. Als Eltern muss man beispielsweise der nächsten Generation Raum für neue Ideen und neue Arbeitsabläufe geben – und manchmal auch zuschauen, wenn etwas nicht nach der eigenen Philosophie erledigt wird. Viele Eltern lernen erst in dieser Zeit, dem Sohn auch seinen Platz als erwachsene, eigenständige Person einzugestehen. Hilfreich ist dabei auch, in getrennten Wohnungen zu leben und ein eigenständiges Privatleben zu führen, sodass jeder genug Platz für seinen Freiraum neben der Betriebsarbeit hat. 

Wenn es dann so weit ist und das Vertragswerk für die Hofübergabe erarbeitet wird, hat Familie G. im Vorfeld bereits vieles für die Zukunft gestaltet. Alle Beteiligten wissen, wie es sich anfühlt, zusammen zu leben und zu arbeiten. Bei der Hofübernahme kann danach noch der letzte Schliff gegeben werden. Dann, wenn es darum geht, welche Rolle von der übergebenden, respektive der übernehmenden Generation in Zukunft eingenommen wird. 

*Namen geändert