Auf dem Weidboden zogen anfangs Januar die ersten Yak-Kühe ein, künftig sollen es 40 Tiere sein, davon 11 Kühe. Bereits seit Mitte Dezember  wohnen hier Martina Tüscher und Raphael Fasko. Sie ist gelernte Ergotherapeutin mit langjähriger Berufserfahrung, einige Jahre auf Alpen tätig und seit 2021 ausgebildete Biolandwirtin, mit praktischer Erfahrung. Er ist studierter Umwelt-und Naturwissenschafter mit Berufserfahrung in Unternehmensberatung im Bereich Nachhaltigkeit.

Pacht einer Stiftung

Er sei als Zivildienstleistender und auch später immer viel auf Bergbetrieben tätig gewesen, dort lernte er auch das Yak-Trekking kennen. Seit Jahren besitzt Fasko eigene Yaks, mit denen das Paar in der Lenk Mehrtagestouren anbietet. Beide bezeichnen sich als Quereinsteiger und erfüllen sich mit dem Pachtantritt auf Weidboden seit Anfang Januar einen Lebenstraum. Er bringe die ökonomische und unternehmerische Erfahrung ein, sie das Fachwissen aus dem Biolandbau. «Diese Kombination hat sich bei der Planung des Hofes sehr bewährt», erklärt Fasko.

Aus dem Gürbetal zogen sie nun ins Berggebiet hoch über Schwarzenberg. Der sehr abseits und einsam gelegene, rundum von Wald umgebene Weidboden auf rund 850 bis 1100 Metern Höhe in der Bergzone 2 umfasst 22 ha Land und gehört einer Stiftung, die in der Region viel Land und noch viel mehr Wald besitzt.

Vermittlung über VKMB

Weil der bisherige Pächter keinen Nachfolger innerhalb der Familie hatte, gelangte die Stiftung an die Vermittlungsstelle der Kleinbauernvereinigung VKMB, welche Lösungen für ausserfamiliäre Hofnachfolgen sucht. Für den Verpächter war es wichtig, dass der Betrieb weiterhin als Einheit verpachtet werden kann. «Landinteressierte hätte es viele gegeben», weiss Tüscher. Ebenso klare Vorstellungen an ihren künftigen Wunschbetrieb hatte auch das Pächterpaar. Das Profil deckte sich weitestgehend. Die Pachtkonditionen seien vorteilhaft, der Zins günstig, dafür tragen sie beim Unterhalt viel Verantwortung und hätten bei Pächterinvestitionen viele Freiheiten.

Der Pachtvertrag wurde bereits vor einem Jahr unterschrieben, seither seien sie sehr intensiv am Planen, reduzierten dafür ihre beruflichen Pensen. Als Quereinsteiger sei die Komplexität der Abklärungen und Themenfülle sehr hoch, nicht zu vergleichen mit einer Verpachtung oder Hofübergabe innerhalb der Familie, erklärt Martina Tüscher.

Vision Pflanzenbau

Schon in der Vergangenheit wurde der Weidboden von den bisherigen Pächtern biologisch und eher extensiv bewirtschaftet, mit Mutterkuhhaltung. Baulich gebe es nur wenige Veränderungen, das Wohnhaus sei in gutem Zustand, in der Scheune werden die bisherigen Liegeboxen durch Tiefstreu ersetzt, die Spaltenböden abgedeckt. Das Land soll auch künftig extensiv bewirtschaftet werden, die Yaks würden aber extern gesömmert. Und sie möchten den neuen Betriebszweig Pflanzenbau aufbauen, so auf einigen dafür geeigneten Flächen für den Anbau von Kräutern oder Gemüse.

Fleisch und Trekking

Die Hälfte des Einkommens soll künftig aus der Fleischproduktion stammen, das direktvermarktet wird. Ein Viertel tragen Eventangebote mit den Yaks bei und ein weiterer Viertel die Pflanzenproduktion, umschreibt Fasko den Businessplan. «Wir wollen hier eine Existenz für uns beide aufbauen.» Agrotourismus stehe nicht im Vordergrund, das Yak-Trekking soll künftig aber nicht nur weiterhin in der Lenk angeboten werden, sondern auch um den Hof. «Wir können als Quereinsteiger auf ein grosses soziales Netz zählen und viele Leute sind neugierig auf solche Naturerlebnisse.»

Martina Tüscher und Raphael Fasko haben das Vermittlungsangebot der Kleinbauern-Vereinigung genutzt. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.