Über 30 Jahre lang hat Beni Weiss mit seiner Familie den Landwirtschaftsbetrieb am Dorfrand von Laufenburg AG geführt und eine florierende Direktvermarktung aufgebaut. Dass nun aber an seiner Stelle Lukas Emmenegger die Besuchenden über den Hof führt, ist für Weiss selbstverständlich. Die beiden sind Pächter und Verpächter, Arbeitgeber und Angestellter, «und einfach Berufskollegen», ergänzt Emmenegger.

Es sollte weitergehen

Abo Drei Optionen Rechtliche Möglichkeiten für die ausserfamiliäre Hofübergabe Monday, 9. January 2023 Die drei Kinder von Beni und Elisabeth Weiss haben andere Berufe erlernt und wollten den Landwirtschaftsbetrieb nicht übernehmen. Der Familie war es aber wichtig, dass der Hof weitergeführt wird. Über Inserate und Vermittlungsplattformen entstanden einige Kontakte zu Hofsuchenden. Weil sich das ausgewählte Paar während der Vertragsverhandlungen zurückgezogen hatte, musste das Ehepaar Weiss ein Jahr länger bauern als geplant. «Das war schwierig, wir standen kurz vor dem Erreichen des AHV-Alters. Der Druck war gross, eine Lösung zu finden», erinnert sich Beni Weiss. Damals kam über die Vermittlungs- und Beratungsstelle «Hofnachfolge ausserhalb der Familie» der Stiftung zur Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe der Kontakt zur Familie Emmenegger zustande, die zuvor im Kanton Bern in einer Generationengemeinschaft war.

Bewerber kennenlernen

Der Familie Weiss war bei der Auswahl der Pächter wichtig, dass die Direktvermarktung weitergeführt wird. Der Hofladen war in der Region bekannt und beliebt. Einige Interessenten wollten jedoch die Direktvermarktung aufgeben oder sie der Bäuerin allein überlassen. «Sie haben die grosse Arbeit und die Einkommensmöglichkeit unterschätzt», meint Weiss, der jeweils aufs Wochenende über 200 kg Brot und Zopf im Holzofen zu backen pflegte. Der Aargauer besuchte eine Veranstaltung der Stiftung zur Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe, die Hofnachfolgen ausserhalb der Familie begleitet. Dort schnappte er die Empfehlung auf, Interessenten zu Hause zu besuchen. Dies hat dem Ehepaar Weiss geholfen, die Bewerber besser kennenzulernen und eine Entscheidung zu treffen. Um einen Eindruck vom emsigen Treiben in der Backstube und dem Hoflädeli zu erhalten, haben Emmeneggers auch das Angebot zum Probebacken gerne angenommen. «Damals habe ich realisiert: Ich muss lernen, Brot zu backen», erinnert sich der Meisterlandwirt und Landmaschinenmechaniker lächelnd. Manuela Emmenegger ist gelernte Konditorin-Confiseurin und brachte neben ihrem Wissensschatz rund ums Backen mit Gebäck eine Sortimentserweiterung für den Hofladen.

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Das Tun, was Freude bereitet

Er werde immer wieder von Stammkunden auf seine Pensionierung angesprochen, erzählt Beni Weiss. Kein Wunder, denn er ist fast täglich auf dem Hof anzutreffen – getreu seinem Motto: «In der Pension soll man das tun, was einem Freude bereitet.» Der Verpächter sieht sich klar als Angestellten und will seinem Nachfolger freie Hand lassen: «Lukas sagt, was läuft.» Als er selbst den elterlichen Hof übernommen und mit Mutter- statt Milchkühen, Zuckerrüben und Konservengemüse als neuen Kulturen und mit Brotbacken den ursprünglichen Betrieb ziemlich auf den Kopf gestellt hatte, empfand er die Zweifel seines Vaters als belastend. «Mein Nachfolger soll es besser haben», so Weiss’ Entschluss. Schon seinen Angestellten hatte er relativ viel Freiraum gegeben, Arbeiten nach ihrem Ermessen auszuführen. Das habe ihm die Sicherheit gegeben, dass auch jemand anders seinen Betrieb einmal erfolgreich würde führen können.

Hofübergabe Tipps für Übernehmende und Abtretende für die ausserfamiliäre Nachfolge Monday, 9. January 2023 Da für ihn das Bauern eine Berufung sei, ist Beni Weiss froh um die Möglichkeit zur Mitarbeit. Gleichzeitig wünschte er sich eine gewisse räumliche Distanz zum Hof, weshalb er zusammen mit seiner Frau im nahen Städtchen Laufenburg in eine Mietwohnung zog. Diese Entscheidung hat das Paar schon vor Jahren getroffen, obwohl auf dem Hof ein Stöckli vorhanden wäre. «Wenn nachts eine Kuh ruft, würde ich mich sonst fragen, ob es Lukas hört und in den Stall geht», erklärt Weiss.

Betriebsspiegel Emmeneggers
Ort Laufenburg AG
LN 30 ha
Kulturen Kartoffeln, Zuckerrüben, Weizen, Gerste, Dinkel, Raps, Konservengemüse (Bohnen und Erbsen)
Tierbestand 100 Mastschweineplätze, 25 Mutterkühe,150 Hühner
Hofladen Gemüse, Früchte und saisonales Gebäck, jedes Wochenende Brot und Zopf aus dem Holzofen. Brot auch für den regionalen Volg.
Arbeitskräfte Lukas und Manuela Emmenegger, Beni Weiss

Bewusste Treffen planen

Dass bei den Gesprächen zur Hofübergabe mit einem Berater von der Stiftung zur Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe eine Drittperson anwesend war, findet er rückblickend sehr wertvoll: «So werden Fragen in den Raum gestellt, die man sonst eher nicht ansprechen würde.» Beispielsweise werde darüber gesprochen, wie Konflikten vorzubeugen wäre. «Beratende wissen, was zu regeln ist, und können ihre Erfahrungen einbringen», fügt Jakob Vogler, Geschäftsführer der Stiftung, hinzu. Offenheit räumt Unsicherheiten aus dem Weg und ein sorgfältig ausgearbeiteter Pachtvertrag legt Rechte und Pflichten beider Parteien fest. «Nach der Übergabe sollte man sich mindestens einmal im Jahr bewusst Zeit für ein Treffen nehmen, um offen über die jeweiligen Bedürfnisse zu reden», fährt Vogler fort. Es reiche nicht, Drängendes nur im Vorbeigehen oder unter dem Scheunentor zu besprechen. Der Berater ist überzeugt, dass auf diese Weise ein gutes Verhältnis zwischen Pächter und Verpächter auch langfristig möglich ist.

Um den Pachtzins zu bestimmen, liess Beni Weiss vorgängig eine Ertragswertschätzung des Hofs erstellen. Ein angemessener Pachtzins ist für den Verpächter wichtig, ruft Vogler in Erinnerung. Der Zins sollte aber nicht nur für den Lebensunterhalt und Reisen eingesetzt werden, sondern zu einem wesentlichen Teil für Hauptreparaturen und die Erneuerung der Gebäude reserviert bleiben.

Keine Überforderung festgestellt

Ein Jahr ist seit Emmeneggers Pachtantritt vergangen. Die Pächter fassen als Nächstes das Einrichten eines Verarbeitungsraums ins Auge, in dem Manuela Emmenegger die Produktion von Süssgebäck und Schokoladenspezialitäten erweitern kann. Ihre Güetzi haben neue Kundschaft angesprochen. Beni Weiss arbeitet weiterhin auf dem Betrieb mit, kann sich aber auch freie Nachmittage nehmen, teilt sein Wissen auf Augenhöhe mit seinem Pächter und ist überzeugt: «Lukas macht das gut.» Nie sei sein Nachfolger überfordert gewesen – «nur das Brotbacken musste er erst lernen».