2,5 Grad zu warm, extrem sonnig und massiv zu trocken. So resümieren Meteo-Experten den Klimarekord-Frühling 2020. Die meisten Menschen erfreuten sich daran und strömten übers Land, dem Corona-Lockdown entkommend. Weniger Freude hatten Bäuerinnen und Bauern, nicht nur an Invasionen auf ihren Feldern. Zu früh blühten ihre Obstbäume, Spätfröste erforderten nächtelange Arbeit. In der folgenden Trockenphase stockte das Pflanzenwachstum, schon früh im Jahr mussten die Pflanzen vor Schädlingen geschützt und bewässert werden. Das Produktionsrisiko steigt mit der Klimaerwärmung, Landwirtschaftsbetriebe müssen immer mehr aufwenden, um ihre Ernten zu sichern.

Weniger Herumrennen ist klimaverantwortlicher

Wir können – auch im Interesse der Ernährungssicherheit – nicht unbekümmert weitermachen, jede Branche und jede Privatperson muss einen Beitrag leisten, um Mensch und Natur eine gute Zukunft auf unserem Planeten zu sichern. Das haben leider lange nicht alle begriffen, dabei bietet gerade die Corona-Krise die Aufforderung, die von vielen Menschen geschätzte Entschleunigung in nachhaltiges, klimaverantwortliches Handeln umzusetzen. Zum Beispiel indem wir weniger herumrennen, ob für unnötige Sitzungen oder jedes Jahr mit dem Flugzeug in ferne Länder.

Im Humusaufbau sind Schweizer Bauern spitze

Nachhaltiges klimaverantwortliches Wirtschaften ist gerade in der Landwirtschaft von Nöten, da die Landwirtschaft besonders betroffen ist von zunehmenden Wetterextremen. Gefragt sind Lösungen, die betriebsindividuell umsetzbar sind. Eine wertvolle Möglichkeit mit Mehrfachgewinn ist die Steigerung des Humusgehalts im Boden: Damit kann die Bodenfruchtbarkeit erhöht und eine bessere Speicherfähigkeit der Böden für Wasser und Nährstoffe erreicht werden. Gleichzeitig sind die Böden in der Lage, durch den gesteigerten Humusgehalt CO2 aus der Atmosphäre zu fixieren. Klar, Humuswirtschaft ist für viele nicht neu, da stehen die Schweizer Bäuerinnen und Bauern international an der Spitze. Aber im Lichte der Klimaproblematik erhält der Humusaufbau eine neue Bedeutung, nicht nur für die Bauern.

Geld von der Bank für Humus

Denn genau diese Klimaleistung ist auch wertvoll für Firmen wie die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB), welche sich zu klimaverantwortlichem Wirtschaften verpflichtet. In einem Pionierprojekt im Baselbiet will die BLKB ihre rund 1000 Tonnen CO2-Ausstoss pro Jahr regional auf Baselbieter Äckern kompensieren, anstatt wie bisher irgendwo auf der Welt. Dafür bezahlt die Bank 100 Franken pro Tonne kompensiertes CO2, im internationalen Vergleich ein sehr fairer Preis. Und die teilnehmenden Betriebe erhalten Beratung für ihre betriebsspezifische Humusaufbaustrategie.

Die Landwirtschaft kann sich profilieren

Kritische Stimmen sehen darin eine Gefahr, dass sich so Firmen auf Kosten der Landwirtschaft profilieren. Bei genauerem Hinschauen ist es die Landwirtschaft, welche sich profilieren kann mit zwei wertvollen Beiträgen an den Klimaschutz: Erstens mehr Ertragssicherheit für regionale Lebensmittel dank besserer Speicherfähigkeit der Böden und zweitens Kohlenstoff aus der Atmosphäre reduzieren. Abgesehen davon, dass jede Branche zu verantwortlichem Handeln verpflichtet ist, bin ich überzeugt, dass die Gesellschaft diese Anstrengung der Bäuerinnen und Bauern sehr schätzt. Das erkennen immer mehr Baselbieter Landwirtschaftsbetriebe: Von den bis Ende Jahr gesuchten 1000 ha Acker- und Spezialkulturfläche haben sich bereits über 30 Betriebe mit einer Fläche von 730 ha angemeldet. Weitere Betriebe sind sehr willkommen, wir haben Pläne für den Fall, dass sich mehr als 1000 ha melden.