Zwischen Hügeln und Tälern, zwischen «Högern» und «Chrächen», liegt die Gemeinde Eggiwil. Im Dorf selbst wohnt nur ein kleiner Teil der Einwohner(innen). Der Rest verteilt sich auf die gut 6000 ha Fläche, die zur Gemeinde gehören.
165 Landwirtschaftsbetriebe
Knapp zwei Drittel davon sind landwirtschaftliche Nutzfläche, vor allem in Form von Wiesen und Weiden. Diese Fläche könnte unterschiedlicher nicht sein. Das Dorf befindet sich auf rund 700 m ü. M. Dort befinden sich Flächen, die sich sehr gut bewirtschaften lassen und wo auch etwas Ackerbau betrieben wird. Weiter in Richtung Schangnau wird es hügelig und es gibt viele Betriebe, deren gesamte Fläche «aufgehängt» ist.[IMG 2]
Der höchste Punkt Eggiwils liegt mit 1414 m ü. M. doppelt so hoch wie das Dorf. So kommt es, dass man in Eggiwil, unter den 165 existierenden Landwirtschaftsbetrieben, von der Hügelzone bis zur Bergzone IV alles vorfindet. Daneben gibt es auch einige Alpen.
Nebenerwerb zwingend
Für einen Grossteil der Betriebe ist die Mechanisierung in den Hanglagen ein ständig währendes Thema. Die Maschinen, mit denen sich diese Hänge optimal bewirtschaften lassen, sind neu sehr teuer und Occasionen eher schwierig zu bekommen, bzw. auch dann noch teuer.
Eine Maschinengemeinschaft ist ebenfalls nicht so einfach auf die Beine zu stellen, da man bei der Bewirtschaftung der Hanglagen noch stärker an das Wetter gebunden ist als in tieferen, flachen Lagen. Viele der Flächen sind arbeitsintensiv und ohne die Hilfe der eigenen Hände kaum zu bewirtschaften.
Strukturwandel in Eggiwil
In den letzten dreissig Jahren hat sich Anzahl der Landwirtschaftsbetriebe halbiert. Heute gibt es in der Gemeinde Eggiwil noch 165 Betriebe, die direktzahlungsberechtigt sind. Dadurch hat sich aber auch die Betriebsfläche von im Schnitt 10 ha auf 21 ha mehr als verdoppelt, ähnlich ist die Entwicklung auch bei der Anzahl Tiere, die pro Betrieb gehalten werden.
Vor rund siebzig Jahren waren viele der Eggiwiler Betriebe, die heute Ganzjahresbetriebe sind, noch Sömmerungsbetriebe. Dadurch hatte die Alpwirtschaft in der Gemeinde eine grosse Bedeutung. Mittlerweile hat deren Bedeutung aber stark abgenommen, so sind es in der ganzen Gemeinde noch elf Sömmerungsbetriebe. Es gibt aber nach wie vor viele Bauernfamilien, die an einem anderen Ort auf die Alp gehen oder ihr Vieh dort sömmern lassen.
Wenig Tourismus, wenig Hofläden
Dadurch sind die Arbeitsspitzen im Sommer stark ausgeprägt, insbesondere bei den Betrieben, die im Sommer auf die Alp gehen. Für die meisten Betriebe reicht das landwirtschaftliche Einkommen nicht aus, um die Familie zu versorgen.
Ein Nebenerwerb ist zwingend nötig, dem, im besten Fall, vor allem im Winter nachgegangen werden kann. Vermutlich nicht zuletzt aus diesem Grund sind viele Landwirte Teil des Scherteams, das im Winter auf Betriebe in der ganzen Schweiz Kühe scheren geht.
Das Gebiet rund um Eggiwil ist kaum vom Tourismus geprägt, dadurch gibt es weder Hofläden oder Direktvermarktung auf den Betrieben. Man ist also in Zeiten eines eher tieferen Milchpreises stärker abhängig von den Abnehmern. Andererseits war man während der letzten zwei Jahren auch sehr froh, nicht vom Tourismus abhängig zu sein.
Was sind BLN-Gebiete?
BLN ist die Abkürzung für das Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler. Darin enthalten sind die wertvollsten Landschaften der Schweiz. Ziel ist es, die landschaftliche Vielfaltzu erhalten und zu schützen. Das BLN-Gebiet umfasst schweizweit 162 Objekte und 19 % der ganzen Schweizer Fläche. Ein Teil der Gemeinde Eggiwil gehört zu einem der Objekte. Dies hat mehrere Gründe: die von Gräben und Einzelhöfen geprägte Kulturlandschaft, die fünf Kilometer lange Emmeschlucht Räb-loch oder auch den Schopfgraben und verschiedene Hochmoore.
Wald ist wichtig
Neben der Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden, ist für viele auch der Wald ein wichtiger Betriebszweig. Ein Drittel der gesamten Fläche der Gemeinde ist von Privatwald bedeckt, der von den Landwirten und Landwirtinnen bewirtschaftet wird. Der Wald bietet gleichzeitig eine Chance, verstärkt aber auch die Gebundenheit an die Natur.
In diesem Winter war gutes Brennholz sehr gesucht und liess sich gut verkaufen. Nach dem Sturm Burglind im Jahr 2018 war der Holzpreis hingegen stark gesunken.
Ähnliche Herausforderungen
Jeder landwirtschaftliche Betrieb stellt sich natürlich seinen eigenen Herausforderungen – die Bewirtschaftung der Futterbauflächen sowie des Waldes und das Sicherstellen des nötigen Nebenerwerbseinkommens gehören aber sicher für viele Betriebe zu den grössten.
Interview mit dem Eggiwiler Gemeinderat Hans Wittwer
Welches sind aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen der Landwirtschaft in Eggiwil für die Betriebe?
Hans Wittwer: Für die Betriebe ist die grösste Herausforderung die Arbeitsbelastung, aber auch, ein ausreichendes Einkommen generieren zu können. Die Betriebe werden immer grösser und es entsteht mehr Arbeit, das kann dann zu einem Problem werden. Entweder müssen die Betriebe wachsen, so dass das Einkommen ausreicht, oder es braucht einen Nebenerwerb. Das setzt meistens jedoch eine gute Mechanisierung voraus, damit überhaupt die Zeit bleibt, einem Nebenerwerb nachzugehen.
Wie sieht es denn mit der Nachfolge auf den Betrieben aus?
Das ist sehr unterschiedlich. Wichtig ist, dass der Betriebsleiter Interesse hat, Freude am Beruf und v. a. auch am Vieh, weil die Landwirtschaft vom Grasland geprägt ist. Auch die Betriebsleiterin ist sehr wichtig, es funktioniert nur dann, wenn beide am gleichen Strick ziehen.
Und was ist die grössteHerausforderung für die Gemeinde bezüglich Landwirtschaft?
Dass die Infrastrukturen für die Landwirtschaft erhalten bleiben, wie Strassen, Ara-Leitungen und Wasserleitungen. Für den Unterhalt und die Reparaturen entstehen sehr hohe Kosten für die Gemeinde. Eine weitere Herausforderung in Eggiwil ist, sowohl für die Gemeinde als auch für die Betriebe, dass ein grosser Teil der Fläche im BLN-Gebiet liegt. In letzter Zeit hat man es stark gemerkt, wenn es um Baugesuche geht. Ein Blechdach ist z. B. ausserhalb des BLN-Gebiets kein Problem, innerhalb aber nicht möglich. Praktisch alle Bauten, die im BLN-Gebiet vorgenommen werden, sind bewilligungspflichtig und werden mit Auflagen verteuert. Die Betroffenen werden benachteiligt, haben gleichzeitig aber keine Vorteile, das grenzt schon fast an Diskriminierung ...
Wo sehen Sie die grössten Chancen für die Landwirtschaft in Eggiwil?
Eine Chance ist sicher, dassdie Betriebe für das Berggebiet relativ gross sind. Mittlerweile haben die Betriebe im Schnitt 21 ha Land und 23 GVE. Die Gemeinde und auch das Gewerbe profitieren von guten Arbeitskräften. Die Bauern, die sich Zeit nehmen können für den Nebenerwerb, leisten gute Arbeit und sind meistens auch flexibel.
Welchen Strukturwandel erwarten Sie? Oder anders gefragt: Wie viel Strukturwandel verträgt die Landwirtschaft in Eggiwil?
Ein gesundes Wachstum ist gut, aber wenn die Betriebe zu gross werden, dann treten die Probleme der Arbeitsbelastung vermehrt auf. Dank der Gewerbe haben die Landwirte die Möglichkeit, einem Nebenerwerb nachzugehen – wenn das nicht wäre, hätten noch viel mehr Betriebe aufgehört. Aber es wird vermutlich auch in Zukunft noch der eine oder andere Betrieb aufhören, weil es keinen Nachfolger gibt.
Was ist die grösste Bedeutung der Landwirtschaft für die Gemeinde Eggiwil?
Ganz klar die dezentrale Besiedlung und die Landschaftspflege.