Endlich steht das Datum fest: Am Samstag, 14. September, ist Alpabfahrt!
Für uns ist das ein ganz spezieller Anlass, man könnte fast sagen, der höchste Feiertag des Jahres. Bereits sieben eigene Alpabfahrten haben wir auf die Beine gestellt und an unzähligen mitgeholfen. Und doch ist keine «Alpentladung» – wie die Einheimischen hier sagen – gleich wie die andere.
Vorstellung versus Traditionen
Eigentlich haben wir sehr genaue Vorstellungen, wie wir es gerne hätten. Doch wir üben uns in Zurückhaltung, denn wir möchten die Alpgenossenschaft nicht vor den Kopf stossen und Rücksicht nehmen auf ihre Traditionen. Wir sitzen also zusammen mit unserer Alpverantwortlichen Ladina und löchern unseren Alpmeister Hampi mit Fragen, wie denn eine Alpabfahrt aus ihrer Sicht ablaufen sollte.
Was uns sehr entgegenkommt: Auf Valpun wird am Abend vor dem grossen Tag das letzte Mal gemolken und gekäst. Die Kühe werden im Tal dann trocken gestellt, daher ist es nicht nötig, dass sie am Morgen noch gemolken werden. Zudem haben wir keine mehr im Stall, die mehr als fünf Liter gibt.
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Nun geht es ans Organisieren, denn an unserem grossen Tag überlassen wir (fast) nichts dem Zufall. Eine grosse Stütze ist uns dabei Küher Andreas, der viel Erfahrung und mit uns schon die eine oder andere Alpabfahrt bestritten hat. Wir sind dankbar, dass wir auf ein sehr gutes Team zurückgreifen dürfen. Manche Helfer sind seit 2012 dabei und wissen, was uns wichtig ist und was wir nicht tolerieren. Die meisten werden bereits am Freitag anreisen und beim Aufräumen der Alp mithelfen. Am Abend werden wir dann sehr gemütlich feiern.
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Hagel zerstörte Blumen
Neben genügend erfahrenen Leuten müssen auch Treicheln und Schmuck bereitgestellt werden. Zusammen mit Andreas können wir schon so einiges an schönem Geläut bieten. Schwieriger wird es beim Blumenschmuck. Gerade letztes Wochenende zog ein gewaltiger Hagelsturm über unsere Heimatregion und hinterliess Spuren der Verwüstung. Eine Gruppe wird zu Hause die wunderschönen Gestecke anfertigen und hier im Dorf werden wir von den einheimischen Bäuerinnen Blumenschmuck bekommen.
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Um die Alpprodukte fair unter den Bestösserfamilien zu verteilen, haben wir jede zweite Woche die Milchleistung der einzelnen Kühe gemessen. Aus diesen Werten konnten nun die besten Kühe berechnet werden. 102 kg Milch wurden bei Kuh Gloria gemessen und 89 kg bei Antonella. Auf Valpun ist es Brauch, dass das Alpteam von den Besitzern der «Heerkühe» – so werden die besten Kühe genannt – beschenkt wird. Als Dankeschön, dass wir gut zu den Kühen geschaut haben.
Immer wieder Geschenke
So geniessen wir zwei Riesencremeschnitten und eine lecker gefüllte Riesenbrezel. Doch nicht nur jetzt, auch während des Sommers versorgten uns viele der Bestösserfamilien immer wieder mit Leckereien, Fleisch, Früchten und Gemüse.
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Man spürt, dass die Alpwirtschaft hier noch einen sehr hohen Stellenwert geniesst und die Arbeit der Älpler(innen) stark wertgeschätzt wird. Auch vom Dorf kommen jetzt immer wieder Besucher(innen), um Tschüss zu sagen. Eines ist sicher: Der Abschied wird uns nicht leicht fallen.