Sieben Jahre ist es her, dass mein Senn Reto selber Alpkäse produzierte. Seither half er bei uns zu Hause gelegentlich in den Dorfkäsereien aus. Um sich gut auf den kommenden Sommer vorzubereiten, besucht er mit Zusenn Andreas den einwöchigen Sennen-Wiederholungskurs am Plantahof.

Jeden Abend kommt er schwärmend nach Hause. Wir überlegen uns die Abläufe für den kommenden Sommer, machen uns Gedanken zu Spezialitäten und decken uns in einer eingegangenen Käserei mit Käsereiutensilien und Geräten ein.

Eines Abends erwische ich unsere Kinder, wie sie mit ihren Käseformen im Elternbett Käse fabrizieren. Voller Stolz ruft unsere Tochter: «Lug, Mami, wie schöni Mutschli mir gmacht hend!» Die «Käsemasse» besteht aus Toilettenpapier, vermantscht mit Bodylotion. Das Alpfieber hat nun definitiv alle gepackt.

Das grosse Packen

Eine sehr intensive Zeit beginnt mit dem grossen Einpacken, bis wir definitiv auf der Alp eingezogen sind. Das Packen und Vorbereiten könnte so einfach sein, wenn ich bereits vor zwölf Jahren eine Checkliste gemacht hätte. Jeden Frühling schwöre ich mir, auf den nächsten Sommer mache ich eine Liste. Sie existiert bis heute nicht.

Natürlich unterstützen uns unsere Kinder fleissig beim Packen, leider sind wir nicht immer gleicher Meinung. So kann es schon vorkommen, dass eine von mir eingepackte Kiste etwas später schon wieder ausgeräumt ist. Nach gefühlten 100 Stunden ein- und auspacken habe ich den Überblick längst verloren. Ach, was solls, solange wir die Kinder nicht vergessen, haben wir das Wichtigste dabei.

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Mit zwei vollgepackten Autos und Anhängern fahren wir zur Alp Valpun im Prättigau GR. Es ist die erste, aber definitiv nicht die letzte Fuhre. Oben angekommen, erwartet uns eine frisch geputzte Hütte. Sogar die Betten sind gemacht und die Chuchikästli herausgeputzt. Wow, solchen Luxus hatten wir definitiv noch nie, ein grosses Dankeschön an die Putzfeen! Wir beziehen unser Schlafzimmer, richten die Küche ein und kochen den ersten Kaffee auf «unserer» Alp.

Wir richten uns ein

Nach einer kalten ersten Nacht gesellen sich Karin und Andreas zu uns. Neben Gepäck bringen sie acht Hühner, einen Hund und zwei Pferde mit. Unsere Kinder sind fasziniert von den Federtieren. Jeden Morgen kontrollieren sie die Nester und bringen voller Stolz ihre Eierbeute in die Küche.

Die Pferde sind bis zur Alpauffahrt auf einem Vorsäss. Um sie zu besuchen, durchqueren wir einmal die ganze Alp und bekommen einen ersten Eindruck der Weiden. Auf einem wunderschönen Flecken Erde sind wir hier gelandet. Da die Gipfel noch mit Schnee bedeckt sind, strömen alle paar Meter kleine Bäche über die Weiden. Die Kinderaugen leuchten, was für ein Paradies!

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Nachdem auch Stefi angereist ist, sind wir komplett. Nun braucht es jede helfende Hand: Hütte und Stallgarderobe einrichten, Käserei putzen, Melkmaschinenservice, Brunnen montieren und natürlich zäunen. Gleichzeitig lernen wir uns besser kennen und versuchen, uns als Team zu finden. Immer mittendrin unsere Kids. Sie sorgen dafür, dass wir vor lauter Arbeit nicht vergessen, was für ein Abenteuer es sein kann, eine neue Alp zu entdecken.

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