Anfang August hat uns eine Hirtin verlassen. Dank des Einsatzes von Freunden und unseres Alpmeisters konnten wir die anfallenden Arbeiten gut überbrücken. Die Suche nach einem neuen Teammitglied war nicht ganz einfach, doch schlussendlich haben wir mit Seraina eine aufgestellte Persönlichkeit gefunden.
Da sie bei uns als Zusennin arbeiten möchte, haben wir unser Team umgestellt und der bisherige Zusenn Andreas ist nun als Hirt mit seiner Schwester Jasmin für unsere Viehherde zuständig. Während die Herde der Galtkühe stetig anwächst, ist unsere laktierende Kuhherde auf 77 Tiere geschrumpft. Im Käsekessi finden wir täglich noch um die 700 Liter Milch, woraus unser Sennenteam zwölf Käselaibe produziert.
Wieder mehr daheim
Für unser Alpteam gibt es aber noch weitere Änderungen. Diese Zeilen schreibe ich nämlich nicht aus unserer kleinen Alpküche mit den Hintergrundgeräuschen aus der Käserei und dem Glockengebimmel der Kühe, die gerade eingestallt werden. Nein, ich sitze zu Hause in unserem Geschäftsbüro, die Kinder schlafen oben in ihren Zimmern.
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Ronya, Cyrill und ich haben die Alp verlassen, denn morgen ist Kindergartenstart. Ab sofort sind wir nur noch Teilzeitälpler. Montag bis Freitag sind wir im Tal, am Wochenende gehen wir wieder zurück auf die Alp.
Bei den Kindern überwiegt momentan die Freude über die Rückkehr nach Hause und Ronya freut sich riesig auf den Kindergarten. Doch für uns Eltern ist die Situation nicht ganz einfach. Zwölf Sommer waren wir zusammen z Alp und jetzt sitze ich hier, ohne Kühe, ohne unser wertvolles Team, während Reto und die anderen auf der Alp Valpun zum Rechten schauen.
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Listen machen zur Ablenkung
Solange ich mit den Kindern beschäftigt bin, habe ich keine Zeit für schlechte Laune. Doch jetzt, wo sie schlafen, ist meine Stimmung auf dem Nullpunkt angelangt und ich versuche mich aufzuheitern, indem ich im Kopf die Vorteile meines Talaufenthaltes durchgehe: morgens zwei bis drei Stunden länger schlafen, jeden Tag eine warme, ausgiebige Dusche … ähm ja, dann ist meine Liste schon zu Ende.
Ich beginne eine neue Liste mit Dingen, die ich zu erledigen habe. Morgen nach dem Kindergarten gehen wir einkaufen, im Kühlschrank habe ich nur etwas Alpkäse, mein Rücken wird sich über den Physiotermin freuen und Dienstag steht ein Coiffeurtermin an. Das letzte Haareschneiden liegt drei Monate zurück, da hat mir Ronya mit dem Rasierer eine 3-cm-Älplerfrisur verpasst. Ich erinnere mich, wie wir zwei in der Badewanne gesessen hatten, wie wir lachten und voller Vorfreude auf die kommende Alpsaison waren.
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So, perfekt, jetzt hab ich es geschafft, Tränen rollen mir übers Gesicht. Ich will nicht hier sein, ich will mit den Kindern zurück auf die Alp, wo wir hingehören. Nach einigen schwachen Minuten gebe ich mir einen Ruck. Morgen ist ein grosser Tag für unsere Tochter und sie hat es verdient, eine stolze und freudige Mutter an ihrer Seite zu haben.
Freitag ist es ja schon bald wieder und dann sind wir wieder z Alp für zwei Nächte, bevor wir zurück nach Hause fahren. Hoffentlich verkraften die Kindern den Weggang von der Alp besser als ich. Ansonsten werden das elend lange Wochen bis zur Alpabfahrt.