Endlich richtig Sommer! Blicken wir ins Tal, sehen wir, wie überall fleissig gemäht wird. Mit unseren Kühen sind wir nun auf den obersten Weiden vom «Chrüz» auf 2195 Meter über Meer. Damit sie nicht bei zu heissem Wetter die 300 Höhenmeter erklimmen müssen, beginnt unser Hirtenteam bereits morgens um halb drei mit Einstallen. Zu zweit werden nach dem Melken die Kühe auf die saftigen Weiden getrieben.
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Nachmittags etwa um zwei machen wir uns dann wieder auf den Weg, um die Kühe zurückzuholen. Andreas buckelt den kleinen Cyrill nach oben. Auf einem Plateau machen wir halt. Ein grosser Teil der Herde ist schon hier und auf dem Weg zur Hütte. Doch einige wenige fehlen noch, wahrscheinlich sitzen sie ganz oben.
Gemütlich am Tümpel
Karin, Andreas mit Cyrill, Ronya und ich marschieren weiter. Als Motivator wartet eine Packung Haribo im Rucksack. Auf dem Grat ist die einzige Wasserquelle fürs Vieh ein kleiner Tümpel, hier liegen die übrigen Kühe im Gras. Gemächlich sind sie am Wiederkäuen. Wir machen eine kurze Pause, anschliessend beginnen wir den Weg ins Tal. Andreas und Karin gehen rechts weg, die Kinder und ich laufen nach links, hinter den Kühen her. Ronya treibt die Kühe schon richtig gut, Cyrill habe ich auf dem Buckel.
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Etwa auf halbem Weg müssen wir mit unserer kleinen Gruppe eine Kehrtwende machen. Da passiert es. Eine Braune kommt zu nahe an eine Pinzgauer. Diese wendet sich abrupt und weist die Braune zurecht. Da wäre nichts Schlimmes dabei, doch die Braune stolpert rückwärts, fällt und bleibt auf dem Rücken zwischen den Alpenrosenbüschen hängen.
Schnell setze ich Cyrill auf den Boden. Die Kinder begreifen sofort, dass hier etwas gar nicht in Ordnung ist und Cyrill beginnt augenblicklich zu weinen. Ich versuche, die Braune zu wenden, habe aber keine Chance. Natürlich habe ich keinen Handyempfang und erreiche meine Teamkollegen nicht. Während ich mich weiter um die Kuh bemühe, ruft Ronya nach Andreas und Karin. Die beiden sehen uns von der anderen Seite und kommen so schnell wie möglich in unsere Richtung. Doch es liegt eine grosse Distanz zwischen uns.
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Sie müssen zuerst wieder hinunter zum Plateau und dann zu uns hoch. Noch bevor sie uns erreicht haben, kann ich die Kuh etwas zurechtrücken. Die Original Braune schafft es nun aus eigener Kraft, wieder aufzustehen. Mir fällt ein Stein vom Herzen und ich nehme meine Kinder in die Arme, um sie zu beruhigen. Der Rest des Abstieges verläuft unspektakulär.
Wieder komplett
Nach dem Weggang einer unserer Hirtinnen ist Jasmin, die Schwester von Andreas, bei uns eingesprungen. Wir sind froh, dass sie schliesslich beschliesst, den Rest des Sommers bei uns zu bleiben. Nun ist unser Team wieder komplett.
Im Käsekessi haben wir täglich noch zwischen 850 und 900 Liter Milch, das ergibt etwa 18 Laib Alpkäse und ein paar Mutschli. Jetzt in der Ferienzeit haben wir deutlich mehr Besuch als zuvor und auch der Käseverkauf läuft gut. Jeden Morgen vakuumiere und verpacke ich ein bis zwei Stunden Ziger, Mutschli und Alpkäse. Das ist auch gut so, denn unser Käsekeller ist schon bald wieder voll. Etwa die Hälfte der Alpsaison haben wir jetzt hinter uns, mal schauen, was uns in der zweiten Hälfte noch alles erwartet.
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