«Wenns mal afangt chögele, hörts nüm uf.» Wie viel Wahrheit hinter diesem Spruch steckt, durften wir bereits in unserer zweiten Alpwoche erfahren. Es begann schon am Morgen um vier Uhr.

Ganze dreimal musste Karin ausrücken, bis sie im dicken Nebel alle Kühe finden konnte. Teilweise sah sie keine zwei Meter weit. Andreas half ihr beim Suchen, Stefanie und ich begannen mit Melken. Doch ich hatte vergessen, Reto in der Käserei zu informieren, dass wir die Melkmaschine starten.

Stimmung passt zum Wetter

Plötzlich ist er im Stall. Da er am einen Ende steht und ich ganz am anderen, kann ich zwischen Pulsatoren und Glockenklängen seine Worte nicht verstehen. Doch anhand seiner Stimme und Körperhaltung schliesse ich, dass er ziemlich sauer ist. Verständlich, er hatte noch nicht mit Milch gerechnet, musste noch abrahmen und fertig einrichten. Schon mehr als die Hälfte der Kühe ist gemolken, als wir auch die letzten einbinden können. Unsere Stimmung entspricht dem nassen, nebligen Wetter.[IMG 3]

Nach dem Melken entschuldige ich mich bei meinem Mann und gehe ich die Küche. Während des Frühstücks erfahre ich, dass bei den Schweinen eines der Schottensilos überlaufen ist. Die Männer machen sich in der Sennerei gleich ans Werk, Stefanie bleibt in der Hütte, Karin, die Kids und ich gehen auf die Nachtweide, um zu zäunen.

Zusammen gehen wir den heutigen Morgen nochmals durch. Seufzend meint Karin: «Es ist halt einfach Montag.» Langsam zeigt sich die Sonne. Cyrill springt von Pfütze zu Pfütze und Ronya hängt den Draht an die Isolatoren; sie haben von den Turbulenzen heute Morgen nichts mitbekommen. Zurück in der Hütte richte ich das Mittagessen. Als ich mich dem Salat widmen will, zerbricht mir das Salatbesteck und mir geht der Satz von Karin durch den Kopf: Es ist halt einfach Montag.

Glück im Unglück

Als wir am Nachmittag nach draussen kommen, sehen wir, dass Diesel aus dem Generator tropft. Der Mechaniker muss her. Mit ihm zusammen kommt auch unser Alpmeister, er will noch Holz wegräumen.

Der Mechaniker ist noch keine zehn Minuten wieder weg, ruft er mich an: «Hier unten liegt eine Kuh, die sieht gar nicht gut aus!» Hampi, die Kinder und ich machen uns sofort auf den Weg. Eine Mutterkuh der Nachbaralp liegt auf dem Rücken. Zusammen können wir sie wenden. Hätte der Mechaniker sie nicht gefunden, wäre sie wohl erstickt.

Zu hohes Vakuum

Andreas, Karin und Stefanie haben bereits mit Stallen begonnen, als wir zurück zur Hütte kommen. Das Stallen verläuft ohne Probleme. Doch als wir mit Melken beginnen wollen, ruft Andreas: «Halt, das Vakuum ist viel zu hoch!» Er ruft den Melkmaschinenservicemonteur an. Via Telefon suchen und beheben sie zusammen die Ursache. Endlich können wir beginnen.

Als ich eine meiner letzten Kühe anhänge, denke ich: So, heute ist geschafft, jetzt wird wohl nichts mehr schiefgehen. Da höre ich Ronya und Cyrill lachend vor dem Stall. Als ich nach draussen komme, sind drei Pfützen mit einer komischen orangen Farbe eingefärbt und meine Kinder machen sich einen Spass daraus, die grossen Blasen zu zerdrücken, die sich auf den Pfützen gebildet haben. Was in aller Welt …? Dann realisiere ich: Es ist Zitzentauchmittel.

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