Mittlerweile ist mein Mentor Ruedi Anken, der mich in der Käserei auf der Alp Langenegg eingearbeitet hat, mit seiner Frau Meieli zurück nach Hause. Somit habe ich meine dreiwöchige Lehre zur Sennerin abgeschlossen. Damit produziere ich natürlich nicht annähernd auf dem Niveau einer wirklichen Käserin – aber bis jetzt scheint es in der Produktion so zu laufen, wie es sollte.
Wert auf faire Anstellungsbedingungen
Das Alphirtenpaar Barbara und Jürg Blatter aus Niederbütschel, bei denen ich für diesen Alpsommer angestellt bin, legt Wert auf faire Anstellungsbedingungen. Deshalb hatte ich nach meinen ersten zwei Wochen Arbeit drei volle Tage frei. Mein freies Wochenende fühlte sich jedoch trotz Abmachungen mit Freunden und Familie bizarr an. Nach einer längeren Vorbereitungszeit auf diese doch relativ grosse Entscheidung, auf einem Berg zu arbeiten und ein altes Handwerk zu lernen, tanzte ich an diesem freien Wochenende wieder zu irgendeiner Musik auf irgendeiner Dachterrasse und dachte an meine Alp Langenegg, an die Kühe und an unseren Alpkäse im Salzbad. Nachdem ich aus meinem «Frei» zurückgekehrt bin, versuchte ich, dieses Gefühl in Worte zu fassen und kam auf eine Erklärung; es fühlte sich an, wie von einem anderen Leben ins Wochenende zu gehen – und nachher zurück in dieses Leben zu fahren.
Hochwertiges Produkt
In diesem dreimonatigen Lebensabschnitt, in dem ich mich nun befinde, ist jeder Tag erfüllend. Zum einen, weil ich ein hochwertiges Produkt herstelle, zum anderen, weil ich dabei mit bodenständigen und humorvollen Leuten arbeite. Eine Situation vom vergangenen Dienstag blieb mir in der grossen Wolke von Erlebnissen besonders in Erinnerung: Barbara, Melissa und ich arbeiteten alle in der Käserei – Peschä Spring in der Stube in den dunkelblauen Landi-Halbschuhen am Staubsaugen, die zwei kleinen Kinder am Betreuen und gleichzeitig das Zmittag am Vorbereiten.
«Moderne Rollenverteilung!», neckte ich ihn.
Zur Person
Sera Hostettler istRedaktorin bei derBauernZeitung und verbringt diesen Sommerauf der Alp Langenegg.Sie verkäst dort die Milch von rund 60 Kühen zu Berner Alpkäse AOP. Die Gebäude der Alpkorporation liegen auf 1300 bis 1500 m ü. M. auf der Nordseite des Stockhorns. Dort wird das Vieh von etwa 18 Besitzer(innen) gesömmert.