Ich bin nicht mehr von Kühen und Käse getaktet, sondern von Kindergarten und Schulbus. So verging die erste Woche zu Hause relativ zügig. An den freien Nachmittagen genossen wir dann, worauf wir die letzten Wochen verzichten mussten, und gingen ausgiebig im See schwimmen. Das heisst, ich ging schwimmen, die Kinder standen am Ufer und jammerten, das Wasser sei viel zu kalt. Dabei denke ich an den eisig kalten Brunnen auf Valpun, in dem die Kinder am liebsten tagtäglich dringesessen haben.

Abends vor dem Schlafen gibt es ein langes Telefon mit Dädi und anschliessend schauen wir uns die Fotos und Videos an, die unser Team uns täglich schickt. Ein Video schauen wir besonders oft, dasjenige der fliegenden Kuh Soreija.

Im Schlamm stecken geblieben

Soreija ist eine Galtkuh, die bald kalben wird. Hirt Andreas kontrolliert regelmässig, ob sie schon auf-eutert. Doch bei einer Kontrolle der Galtkuhherde kann er Soreija nirgends finden. Schliesslich sieht er sie etwas abseits, doch sie steht nicht auf. Bis zum Sprunggelenk steckt ihr hinteres Bein gerade im weichen Boden.

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Mit aller Kraft versucht er, Soreija zu befreien, chancenlos, das Bein ist wie festgesogen. Als Senn Reto hinzukommt, schaffen es die beiden Männer, das Bein etwas zu lösen. Freudig sehen die zwei, wie Soreija es schafft aufzustehen … und sogleich wieder absackt, dieses Mal stecken ein Vorder- und ein Hinterbein im Schlamm.

In mühsamer Handarbeit untergraben sie die Kuh und legen Holzpfähle unter ihren Bauch. Die Anstrengungen zehren an den Kräften der hochtragenden Kuh und unser Team will nicht das Risiko einer Verdrehung eingehen.

Lufttransport zum Stall

Andreas ruft unseren Alpmeister Hampi an. Zusammen mit dem Tierbesitzer wird beschlossen, dass die Rega aufgeboten wird. So kommt es also, dass Soreija an einem Netz durch die Luft zurück zum Stall geflogen wird. Noch am selben Abend tritt sie den Heimweg ins Tal an. Ein Untersuch vom Tierarzt zeigt, dass das ungeborene Kalb wohlauf ist. Soreija ist noch etwas schwach, doch gesund.

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Im Allgemeinen haben wir es momentan auf der Alp mit der Tiergesundheit ziemlich gut. Anfang Sommer, als das Wetter oft trüb und nass war, kämpften wir mit Panaritium. Wöchentlich haben wir sicher eine, manchmal auch zwei Kühe im Behandlungsstand wegen Klauenproblemen. Bei den grossen Distanzen, die die Tiere immer wieder zurücklegen, ist das nicht verwunderlich.

Drei Kühe verloren

Drei Kühe haben wir bisher leider verloren. Kuh Alma hatte ein eitriges Geschwür im Rachenraum, wahrscheinlich aufgrund einer früheren Verletzung. Sie konnte nicht mehr Wiederkäuen und auch Saufen wurde zunehmend schwierig. Der Tierbesitzer holte sie nach Hause und musste sie leider einschläfern.

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Roxy fanden wir eines Nachmittags aufgebläht auf einer Weide, für sie kam jede Hilfe zu spät. Was mit ihr passierte, wissen wir nicht genau. Dann war da noch die 15-jährige Dorli. Für sie war die Zeit gekommen, die Alp zu verlassen. Als wir sie besuchen wollten und Ronya nach ihr fragte, sagte ihr Besitzer, sie sei schon geschlachtet. Keck antwortete unsere Tochter: «Chum i au chli Dorlifleisch über?» Dorli kam dann in Form von Lasagne zu uns zurück.

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