Wenn man sich nicht mehr an den letzten Regen erinnern kann, ist er definitiv länger her. So ging es uns auf der Langenegg. Zum Glück ist letzten Mittwoch aber endlich Regen gefallen. Das war schon fast ein Team-Event. Nachdem ich den Kindern die Funktion der Niederschlags-Animation auf der Meteo-Schweiz-App gezeigt hatte, kontrollierten sie auf meinem Iphone stündlich, wann genau und wie viel Regen zu erwarten war. Dann, pünktlich um 14.51 Uhr, folgte auf den Donner der langersehnte Regen.

Thema Nummer eins

Anders als auf anderen Bergen sind wir zwar bezüglich Wasserversorgung für die Käserei, den Haushalt und für das Tränken der Tiere verwöhnt: Die Alp Langenegg liegt direkt unterhalb der grossen Wasserfassung Blattenheid, dazu fliesst zwischen den Gebäuden der wilde Fallbach hindurch.

Dennoch war dieser Regen für uns dringend nötig. Die Weiden trockneten über die letzten Tage stark aus und nachwachsen konnte nichts. Das war dann auch Thema Nummer eins bei praktisch jedem Gespräch, welches wir am Küchentisch mit den Gästen und natürlich mit jedem Landwirt hatten, der bei uns einkehrte.

Weit weg vom Small Talk

Dabei fiel mir auf, wie der Schwatz übers Wetter unten in der Stadt ein eher erzwungenes Small-Talk-Thema ist, hier oben (und auch sonst in der Landwirtschaft) aber tatsächlich darüber gesprochen werden muss: Was machen wir, wenn der Niederschlag nicht ausreicht? Wie lange kommen die Kühe noch klar mit dem wenigen Gras? Müssen wir früher abziehen? Könnten sich die Weiden doch noch erholen?

Solche Gespräche drehen sich zwar auch um das Wetter, sind aber weit weg von langweiligem Small Talk. Dieses «Berichten» ist wichtig und in diesem Berufsfeld eine schöne Art zu spüren, wie es der oder dem anderen geht. Denn schlussendlich beeinflusst das Wetter wohl keinen anderen Beruf so stark, wie den der Bäuerinnen und Bauern.

Zur Person
Sera Hostettler ist Redaktorin bei derBauernZeitung und verbringt diesen Sommerauf der Alp Langenegg.Sie verkäst dort die Milch von rund 60 Kühen zu Berner Alpkäse AOP. Die Gebäude der Alpkorporation liegen auf 1300 bis 1500 m ü. M. auf der Nordseite des Stockhorns. Dort wird das Vieh von etwa 18 Besitzer(innen) gesömmert.