«Die Seele von Graubünden ist die Alpwirtschaft.» Welch ein schöner Gedanke! Dieses Zitat von Martin Bienerth hörte ich vor einiger Zeit. Z’Alp gehen ist Seelenfrieden für mich und hoffentlich für alle anderen Älpler(innen) auch.

Es drohen Hungersnöte

In Europa ist Krieg ausgebrochen. Unfassbar, was da vor sich geht. Bilder, die nur schwer zu verkraften sind. Millionen von Menschen auf der Flucht, Tod, Verzweiflung und Zerstörung gehören in der Ukraine zum Alltag. Der Seelenfrieden ist dort nicht mehr vorhanden.

Die Kornkammer der Welt ist die Ukraine. Dort und in Russland sind die Schwarzerde-Böden, sie gehören zu den humusreichsten und fruchtbarsten der Erde. Die Ukraine ist einer der grössten Getreideproduzenten der Welt. Getreide, ein Grundnahrungsmittel, wird knapp werden. Wir in den «reichen» Ländern werden tiefer in den Geldbeutel greifen müssen. Jedoch in den Drittweltländern wird dies zu grossen Hungersnöten führen. Der Krieg wird auch dort Opfer fordern.

Die Landwirtschaft in der Schweiz hat den Auftrag, einen Teil der Grundversorgung zu garantieren. Im Moment liegt der Selbstversorgungsgrad bei 57 Prozent. Man schätzt, dass er auf 52 Prozent sinken wird. Wir können also nur gut die Hälfte der benötigten Lebensmittel selber produzieren. Für mich sehr erschreckend!

Wertvolle Produktion im Alpgebiet

Die produzierende Landwirtschaft wird immer wieder kritisiert, anstatt ihr die gebührende Wertschätzung entgegenzubringen. Aus diesen Gründen gewinnt auch die Produktion von Lebensmitteln bei uns an Bedeutung. In Kürze wird die Alpzeit auf den Bündner Alpen beginnen, oder sie hat bereits begonnen. Die Alpen generieren ein Drittel der Futterversorgung in den Bergbetrieben. Im Jahr 2020 lag die Milchmenge auf den Alpen Graubündens bei 10 Millionen Kilogramm, diese wurde auf zwölf Sennalpen und 100 Milchalpen produziert. Davon wurden 4 Millionen Kilogramm ins Tal gebracht, 6 Millionen Kilogramm wurden auf den Alpen zu 600 Tonnen respektive etwa 100 000 Laib Käse verarbeitet. Zusätzlich wird eine Butterproduktion von rund 70 bis 75 Tonnen Alpbutter geschätzt. Weiter wird auf den Alpen in Graubünden durch Zuwachs der Mast- und Aufzuchttiere wertvolles Fleisch produziert.

Die am weitesten entfernten Weiden gehören den Schafen und Ziegen. Diese stehen im Moment unter enormem Druck der Grossraubtiere. In diesem Sommer werden wieder weitere Alpen nicht bestossen. Unlösbare Forderungen nach Herdenschutz stellen die Bauern vor die Tatsache, dass sie ihre Tiere nicht mit vernünftigem Aufwand schützen können und als Folge die Alpung aufgeben. Auch das Grossvieh ist im letzten Sommer vermehrt in Bedrängnis der Grossraubtiere geraten.

Lösungen zum Wolf sind gefragt

Eine Aussicht auf den bevorstehenden Alpsommer lässt nichts Gutes erwarten. Für mich ist dies ganz klar nicht akzeptierbar, greifende Lösungen müssen her!

Dies sind meine Gedanken zum Start in eine neue Serie des «ÄlplerInnen-Blogs». In der kommenden Zeit werden Älpler(innen) und Alpfunktionär(innen) von ihren Erlebnissen berichten.

Ich wünsche allen Älplerinnen und Älplern einen guten Start auf der Alp und viel Seelenfrieden in diesem Sommer! Den Bäuerinnen und Bauern wünsche ich ebenfalls einen ertragreichen, guten Sommer im Tal.