Als wir beim Alpabzug mit unserer geschmückten Kuhherde durch Pany liefen und von den Zuschauern herzlich empfangen wurden, hatte ich das Gefühl, eine tonnenschwere Last würde mir von den Schultern genommen.
Die Emotionen überkamen mich, nur mit Mühe schluckte ich meine Tränen hinunter. Ich war einfach nur erleichtert und glücklich, dass alle gesund im Tal angekommen waren, der Alpsommer vorbei war und wir bald wieder als Familie zusammen nach Hause gehen konnten.
Kälte und Nässe im Frühling, die nicht ganz einfachen Personalwechsel, das Pendeln zwischen zu Hause und Alp und zum Schluss noch der Schnee. Ja, der Sommer hatte uns alle gefordert. Wenn ich auch mit Leib und Seele Älplerin bin, so spürte ich doch die Erschöpfung, ich war müde und froh, würde der Alpsommer bald ein Ende haben.
Jetzt geht's ans Aufräumen
Nachdem die Kühe verladen, Schellen gewaschen und der Blumenschmuck versorgt war, genossen wir «unseren» Tag in geselliger Runde. Am Abend gingen wir mit einigen Helfern zurück auf die Alp und begannen mit Aufräumarbeiten.
Cyrill und Ronya freuten sich riesig über den Schnee und bauten die ersten Schneemänner der Saison. Alle waren wir müde und schon bald wurden die Lichter gelöscht. Als wir am nächsten Morgen erwachten, begrüsste uns vor der Haustür strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Die Temperaturen angenehm warm, ich stand mit dem T-Shirt auf dem Platz, wo wir gestern kaum mehr fähig gewesen waren, mit den vor Kälte starren Fingern die Kühe zu schmücken.
Handarbeit ist angesagt
Eine Person nach der anderen kroch aus dem Bett und packte an, wo sie gebraucht wurde. Käserei putzen, Stall aufräumen, Kisten packen, es gab für alle genug zu tun. Da vor wenigen Tagen die Käseschmiermaschine den Geist aufgegeben hatte, fand ich Reto im Käsekeller mit der Bürste am Käseschmieren. Natürlich war auch Ronya bei ihm, ausgestattet mit Schürze und Bürste. Begeistert pflegte sie ihre Mutschli.
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Die Mutterkühe waren noch auf Valpun, sie werden von anderen Hirten betreut. Eine Gruppe schottische Hochlandrinder verweilte unten beim Sumpf. Auf einer Blache wurde Heuballe um Heuballe zu ihnen hinunter geschlittelt. Der zweiten Herde mit etwa 30 Kühen und ihren Kälbern gewährten wir Zuflucht auf unserem Stallvorplatz. Hier hatten sie Wasser und konnten ohne viel Aufwand gefüttert werden.
Käse verteilen
Schon bald war es für die Kinder und mich an der Zeit, nach Hause zu fahren. Als wir im Auto sassen, fragte mich Ronya entsetzt: «Mami, Kühe sind doch etzt weg. Warum chunt de Dädi nöd mit?» – «Er tuet morn nu de Chäs a de Buure verteile und am Abig chunt er denn hei zu üs.» Sehr bestimmt erwidert unsere Tochter mir daraufhin: «Denn blieb i morn wach bis de Dädi chunt und er bringt mich denn is Bett. Und am nögste Morge begleitet er mich denn uf de Bus für in Chindsgi!»
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Einige Tage werden wir noch investieren, um fertig aufzuräumen und alle Zäune zusammenzunehmen. Ob es einen zweiten Sommer auf der Alp Valpun für uns geben wird? Ich weiss es nicht. Für Ronya ist der Fall klar, sie will nächsten Frühling wieder z Alp. Ein Sommer ohne Alp ist für sie nicht vorstellbar, wie auch? Sie kennt nichts anderes.