Der Blüemlisberg am Wanderweg vom Mostelberg oberhalb Sattel zur Mostelegg oberhalb Schwyz ist kein gewöhnlicher Bauernhof. Der Betrieb wurde von Familie Schmid aus Ibach viele Jahre als verpachteter Viehbetrieb auch zur Alpung des eigenen Jungviehs vom Tal geführt.
Standortgerechte Ziegen
Wegen Pensionierung lief die Pacht nach drei Generationen aus und Sohn Thomas übernahm von Vater Thomas, dem ehemaligen Fenaco-Präsidenten, den Betrieb. Das sei für ihn die Gelegenheit zur Umstellung auf Ziegen gewesen, erzählt Schwester Antonia Treskatsch Schmid. «Er wollte auf Nachhaltigkeit setzen, da sind eben Ziegen klimafreundlicher und standortgerechter als Rindvieh, auch für die Böden.» Und Schmids sahen grosses Marktpotenzial in der noch weitgehend unbesetzten Nische mit Ziegenmilchprodukten.
Der Ganzjahresbetrieb in der Bergzone III auf 1200 Metern über Meer umfasst 42 ha, davon sind 15 ha Wald. Die Hälfte der Nutzflächen sind Biodiversitätsförderflächen. Gehalten werden derzeit 83 Saanenziegen und Gemsfarbige Gebirgsziegen, daneben auf einer noch höher gelegenen Alp einige Galloway-Rinder.
Ziegenscheune neu gebaut
2016 wurde für die Umstrukturierung eine AG gegründet, bei welcher die Geschwister Schmid sowie Vater Thomas beteiligt sind. Dies, um mehr unternehmerische Freiheiten auch für die Verarbeitung und Vermarktung von Produkten zu erlangen. Die raumplanerischen Auflagen seien schon Herausforderungen für innovative und unternehmerische Betriebe, welche sich entwickeln wollen, sagt Antonia Treskatsch Schmid.
Sowohl der Neubau der Ziegenscheune und der Verarbeitungsräume im 2017, bei dem auch Bruder Eugen tatkräftig mithalf, wie die Besenbeiz in der dafür umgenutzten alten Scheune seien hingegen schlank bewilligt worden.
Der neue Stall bietet Platz für 160 Tiere, im Erdgeschoss wird gefressen und gemolken, zwölf miteinander im Melkstand. Im Obergeschoss ist die Liegehalle, welche die Ziegen über zwei steile Treppen erklimmen. Auch das Heu wird hier gelagert und belüftet. Bezüglich Heuqualität seien Ziegen sehr anspruchsvoll. Alles Futter wird aber selber produziert. Viele Flächen werden gemäht zur Heu- und Emdgewinnung sowie bis zum ersten Schnee beweidet. Dann wird eingestallt, die Ziegen können über den Winter in einen Laufhof ins Freie.
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Höchstgelegene Gelateria
2017 wurde die erste Glace aus Ziegenmilch auf dem Betrieb produziert, inzwischen werden zwölf Sorten angeboten. «Wir sind wohl die höchstgelegene Gelateria der Schweiz, wenn nicht gar von Europa.» Die Glace wird in der Beiz, im Onlineshop sowie in einigen Läden und Restaurants vermarktet. November bis März wird wenig Glace produziert, dann ist auch die Milchproduktion gering. Die jungen Ziegen werden vor allem von Januar bis März geboren.
2018 wurde auf dem Blüemlisberg das erste Ziegenmilchpulver hergestellt, 2019 das Sortiment mit Kosmetik, so mit Hand- und Gesichtscreme aus Ziegenmilch, ergänzt. 2020 folgte die erste Ziegenmilchschokolade, wobei die Kuvertüre vom Schwyzer Schokoladenhersteller Felchlin hergestellt und von Aeschbach Chocolatier in die Form gegossen wird. Inzwischen gibt es auch «Geissä-Praline».
Milchpulver und Schokolade werden auch für den internationalen Markt hergestellt. Der auf dem Blüemlisberg angebotene Ziegenkäse wird hingegen nicht auf dem Hof hergestellt, sondern die Milch an die Käserei Odermatt in Dallenwil geliefert.
Die Geschwister Schmid mit Thomas, Antonia und Denise sind teilzeitlich für den Blüemlisberg tätig, so für Entwicklung, Gastronomie, Kundenbetreuung, Marketing und Buchhaltung. Für die Bewirtschaftung wurde mit Sandra Sidler im Frühjahr 2021 eine Betriebsleiterin angestellt, und die ehemaligen Pächter helfen aushilfsweise mit.
Der Geissenweg lockt
Corona-bedingt wurde der Ziegenbestand im Vorjahr etwas abgebaut, seit der Absatz bei den Produkten und in der Besenbeiz wegen der Pandemie rückläufig war. Nun gehe es aber wieder aufwärts, die Beiz werde immer bekannter, auch für Gruppen, welche hier Anlässe buchen. «Wir hatten einen sehr guten Sommer und spüren, dass auch Städter regionale Produkte schätzen», sagt Antonia Treskatsch Schmid. Der «Geissenweg» entlang des Wanderwegs mit sieben Infoposten trage ebenfalls dazu bei. Begehbar ist der Weg ganzjährig, so dass die Besenbeiz auch im Winter Besuchende empfängt.
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Noch viele Projekte
Künftig soll das Sortiment weiter ausgebaut werden, so mit Fleischprodukten von den Ziegen und den Galloway-Rindern. Geplant sind demnächst eine eigene Kläranlage und eine Fotovoltaikanlage, um autonomer zu sein. Und Umstellung auf Bio sei ein Thema, schon heute werde kein Antibiotika eingesetzt und die Haltung sei sehr tierfreundlich. «Thomas beabsichtigt gar, in Richtung Demeter zu gehen», weiss Schwester Antonia. An Ideen fehlt es auf dem Blüemlisberg nicht.