Die Corona-Krise hat mindestens eine positive Auswirkung: Fristete das Brot jahrzehntelang nur ein Schattendasein, hat es erheblich an Wertschätzung gewonnen. Menschen posten in den Sozialen Medien Bilder von selbstgebackenen Broten, vor Bäckereien an guten Standorten bilden sich lange Schlangen. In Restaurants wird das Brot vermehrt zelebriert, es ist nicht mehr nur eine Beilage. Das älteste Lebensmittel der Welt erfährt einen Imagewandel – und dies nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit.

Brot muss der Kohlenhydratarmen Ernährung weichen 

Wie konnte dieses früher hoch geschätzte Grundnahrungsmittel derart unattraktiv werden? Es gab eine Periode, da galt der Leitsatz «Zeit ist Geld» mehr als Qualität. In den letzten Jahren kamen die Trends wie kohlenhydratarme Ernährung auf sowie die Meldung, dass Weizen dick und krank mache. Die Wertschätzung des Brotes nahm massiv ab. Vielerorts kann heute «Brot» zu einem Spottpreis gekauft werden, oftmals günstig im Ausland produziert und in die Schweizimportiert. Frisch aufgebacken, duftet die importierte Backware zwar nach Brot, schmeckt aber wie Papier und ist nach nur einem Tag vollkommen ungeniessbar. Verlockend für viele, auf die Billigvariante zurückzugreifen. Wen wundert es deshalb, dass jährlich geschätzt Brot- und Backwaren im Wert von 455 Millionen Franken in die Schweiz importiert werden, 30 % mehr als noch vor zehn Jahren. Am eindrücklichsten ist dieser Anstieg beim Brot zu beobachten. Zwischen 2007 und 2017 stiegen die Brot-Importe um knapp 300 Prozent auf insgesamt über 10 000 Tonnen an.

Parlament hat eine Motion eingereicht

Nach langem Kampf wurde nun endlich zu Beginn dieses Jahres eine Lösung gefunden, um diesem für die Landwirtschaft und für die gewerbliche Bäcker-Confiseur-Branche schädliche Treiben entgegenzuwirken: Das Parlament hat eine Motion angenommen, die bei offen verkauften Brot- und Backwaren eine Deklaration des Produktionslandes verlangt. So muss beispielsweise künftig im Restaurant oder im Discounter und Tankstellenshop klar deklariert werden, woher das Brot stammt. Der Konsument und die Konsumentin werden nicht mehr an der Nase herumgeführt. Mit dieser Deklarationspflicht kann dem stets steigenden Brot- und Backwarenimport Einhalt geboten werden.

Bäckereien zeigen, wo die Rohstoffe herkommen

Dies ist ein erster, wichtiger Schritt. Ein weiterer, um die Schweizer Bevölkerung verstärkt für die Regionalität, die Qualität und das Handwerk zu sensibilisieren, ist das Aufzeigen der Wertschöpfungskette. Zahlreiche Bäckereien und Confiserien haben diese Kommunikation intensiviert und zeigen auf, woher ihre Rohstoffe kommen. Den Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten wird der Weg vom Korn zum Brot aufgezeigt. Diese Kommunikation ist zentral und sollte nicht nur vor einer wichtigen Abstimmung wie den beiden Agrar-Initiativen – über welche das Stimmvolk abgestimmt und welche es erfreulicherweise klar abgelehnt hat – erfolgen, sondern gemeinsam in allen Regionen und regelmässig. Denn gemeinsam sind wir stark.