Die Klimadebatte wird vor allem auf dem Buckel der Fleischwirtschaft ausgetragen. Das Fleisch sei schuld am Klimawandel; das Klima könne nur gerettet werden, wenn wir aufhörten, Fleisch zu produzieren und zu essen – dies der Tenor und fast täglich eine Schlagzeile.

Ist es tatsächlich so einfach? Der kürzlich erschienene Sonderbericht des Weltklimarates zeigt anderes. Er behandelt das komplexe Verhältnis zwischen der Landnutzung und dem Klimawandel. Und er macht deutlich, wie die Landwirtschaft zwar das Klima, das Klima aber auch die Landwirtschaft beeinflusst. Die globale Erwärmung kann nur gebremst werden, wenn die Menschheit ihr Verhalten ändert. Ein mögliches Szenario wäre, dass weltweit mehr pflanzliche und weniger tierische Nahrungsmittel produziert und verzehrt würden. So könnte mehr Land für die Aufforstung von CO₂ speichernden Wäldern genutzt und der Ausstoss von Treibhausgasen weltweit verringert werden.

Es geht also keineswegs nur um Fleischproduzieren und Fleischessen. Es geht um die Frage einer ressourcenschonenden Nutztierhaltung und einer standortoptimierten Milch- und Fleischproduktion, aber auch um die Reduktion der Nahrungsmittelverschwendung und um eine bessere Nutzung der landwirtschaftlichen Produkte. Und es geht um Ernährungssicherheit und Ressourcenverteilung. Und zwar weltweit.

Bleiben wir im Mikrokosmos Schweiz: Nicht nur das Klima wandelt sich, auch die Fleischwirtschaft, die Politik, die Forschung und die Gesellschaft haben sich gewandelt. Vor 30 Jahren lag das Augenmerk auf «möglichst viel». Viel Tageszuwachs beim Masttier, hohe Milchmengen, viele Tiere im Stall, viel Fleisch in der Verarbeitung und letztlich viel und oft Fleisch beim Konsumenten auf dem Teller. Heute liegt der Fokus auf «möglichst gut».

Der Produzent meint mit «gut» zum Beispiel eine gerechte Entschädigung seiner Leistung und Handelspartner, auf die er sich verlassen kann, aber auch optimale Futtermittel für gesunde Tiere. «Gut» im Sinne von emissionsarm und weniger klimaschädigend, wie die Politik es immer vehementer fordert, ist auch dem Produzenten ein Anliegen. Gesegnet mit viel grünem Weideland, das anders kaum genutzt werden kann, genügend Wasser und einer gesetzlich verankerten tiergerechten Haltung von Nutztieren verfügt unsere Landwirtschaft über beste Voraussetzungen, Fleisch und Milch standortgerecht und ressourcenschonend zu produzieren. Allerdings wird die Nutztierhaltung genauso wie der Verkehr immer zu Emissionen führen. Die Fleischwirtschaft sucht aktiv nach Reduktionsmöglichkeiten. Stichworte dazu sind Weidemanagement, Verbesserung der Futterverwertung, bestmögliche Verwendung des hofeigenen Futters, aber auch eine bessere Verwertung der Schlachtkörper in der Verarbeitung.

Der Fleischkonsument meint mit «gut» schmackhaftes, gesundes und tiergerecht produziertes Fleisch. Der Trend geht längst weg vom täglichen Fleischkonsum. Allerdings muss «gut» im Sinne von Wertschätzung nicht nur für das Filetstück und für weniger Verschwendung in unserer Überflussgesellschaft noch stärker in den Fokus rücken.

Die Schweizer Fleischwirtschaft stellt sich den Herausforderungen. Sie überzeugt durch ihre Produkte und setzt auf die positive Einstellung der Konsumenten. Denn grundsätzlich ist das Vertrauen in Schweizer Fleisch gross. Wer Schweizer Fleisch mit dem Fokus «gut» produziert und konsumiert, darf auch bezüglich Klima ein gutes Gewissen haben.

Regula Kennel leitet den Bereich Unternehmensentwicklung bei Proviande.