«Ich finde es ermutigend, dass unsere Bauernfamilien trotz der zurzeit kontrovers diskutierten Agrarpolitik den Glauben an die Zukunft nicht verlieren.» Das sagte Präsident Markus Hausammann an der 58. Generalversammlung der Thurgauer Genossenschaft für landwirtschaftliche Investitionskredite und Betriebshilfe (Glib) vergangene Woche am BBZ Arenenberg.
Erneute Steigerung
So konnten die von der Glib gesprochenen Investitionskredite nach dem Jahr 2019 im Berichtsjahr 2020 erneut gesteigert werden. Markus Hausammann stellte fest, dass zwischenzeitlich bei den Bauernfamilien die Spannung über den Abstimmungsausgang vom 13. Juni gewichen ist und fügte an: «Die Solidarität und das Vertrauen der Stimmbevölkerung müssen und werden uns motivieren, den eingeschlagenen Weg zu einer noch ressourcenschonenderen Landwirtschaft zielgerichtet weiter zu gehen.»
Hausammann und Glib-Geschäftsführer Werner Aus der Au stellten im Geschäftsbericht 2020 fest, dass die Investitionstätigkeit in der Landwirtschaft seit einiger Zeit wieder zunahm. Dies werfe die Frage auf, ob es das günstige Geld sei, welches Anreize biete, oder ob es Auflagen, wie zum Beispiel im Bereich des Gewässerschutzes sind, die dazu drängen. Vielleicht sei es auch neuer Mut, etwas anzupacken und Risiko einzugehen.
Gute Zahlungsmoral
Das Hauptrisiko eines Verlusts trägt nach wie vor die Bauherrschaft. Markus Hausammann und Werner Aus der Au haben anhand von Rückmeldungen die Schlussfolgerung gezogen, dass durch abgelehnte Kreditgesuche unrentable Investitionen verhindert wurden. Rückweisungen führen oft zu einem günstigeren Bauvorhaben oder einer anderen Ausrichtung des Betriebes. Dabei konnte die Glib in einigen Fällen im zweiten Anlauf mit Überzeugung einen neuen Antrag unterstützen.
Per Ende Dezember 2020 waren bei der Glib 25 Gesuche pendent. «Das Bundesamt für Landwirtschaft erhob bei keinem Gesuch Rekurs gegen einen von der Glib beantragten Investitionskredit. Von den Gesuchstellern wurden alle Entscheide des Verwaltungsrats akzeptiert», informierte Werner Aus der Au. Besonders lobte Aus der Au die Zahlungsmoral der total 796 Kreditnehmer. Diese ist insgesamt sehr gut: «Bei einigen Betrieben ist die Liquidität angespannt. Es erfolgten Anfragen bezüglich eines Zahlungsaufschubes, denen die Geschäftsstelle in der Regel zustimmte. Zudem wurden einige Stundungsgesuche gestellt», hielt er fest. Die meisten Stundungsgesuche erfolgten von Betrieben, die Investitionen tätigen, ohne dafür Investitionshilfen zu beantragen.
Den Einstieg unterstützt
Mit insgesamt 32 unterstützten Massnahmen (2019: 22 Massnahmen) war bei den Ökonomiegebäuden ein spürbarer Aufschwung der Investitionstätigkeit zu verzeichnen. Der Eingang an Gesuchen für Starthilfen lag mit 30 bewilligten Gesuchen fast gleich hoch wie im Jahr 2019 und im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. 23 Junglandwirte konnten als Eigentümer, zwei Männer als Pächter und vier Junglandwirte und eine Junglandwirtin über eine Generationengemeinschaft in die Landwirtschaft einsteigen.
Neues Käsereigebäude
Auch in einem agrarpolitisch anspruchsvollen Umfeld sind junge Berufsleute gewillt, einen Betrieb zu führen. Der Käsereigenossenschaft Wängi, die seit 150 Jahren besteht, und die für die regionale Landwirtschaft ein wichtiger Partner ist, konnte ein Investitionskredit an das neue Fabrikationsgebäude zugesichert werden. Davon profitieren rund 35 Milchlieferanten.
Die Vertreter der Glib-Genossenschaftsorgane nutzten im Anschluss an die GV die Möglichkeit, den inzwischen fast fertiggestellten Milchviehstall zu besichtigen. Dieser wird erst im September an einem Festakt öffentlich vorgestellt.
Weitere Informationen: www.glib.ch