Der Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker hat als Nachfolger von alt Regierungsrat Markus Kägi das Präsidium der Zürcher Landwirtschaftlichen Kreditkasse (ZLK) übernommen. «Ich stelle mit Blick auf die Entwicklung der Darlehen fest, dass die finanziellen Risiken steigen. Dies, weil die Betriebe immer grösser werden.» Das sagte Stocker an der 1. Generalversammlung der ZLK unter seiner Leitung. Diese fand im Freien auf dem Areal der neu erstellten Käserei in Wildberg statt. ZLK-Geschäftsführer Wilfried Kägi präsentierte die Kennzahlen des vergangenen Geschäftsjahres: 2020 gingen 96 Gesuche ein. 95 konnten abgeschlossen werden. Neun Gesuche wurden zurückgezogen und nur eines musste abgelehnt werden. Ende Jahr waren bei einer durchschnittlichen Durchlaufzeit von 113 Tagen noch 53 Gesuche in Bearbeitung.
Viele Betriebsübergaben
In 84 bewilligten Gesuchen sind Investitionskredite im Umfang von 14,762 Millionen gewährt worden sowie in einem Fall ein Betriebshilfedarlehen in der Höhe von 152 000 Franken. «Es zeigt sich, dass aktuell viele Bauern im Alter zwischen 57 und 63 Jahren ihre Betriebe übergeben», führte Geschäftsführer Wilfried Kägi weiter aus. Dies widerspiegelt sich in den 36 gewährten Starthilfen im Umfang von gesamthaft 6,270 Millionen Franken. Drei gewährte Investitionsdarlehen entfallen auf die innere Aufstockung, im Fokus steht dabei die Legehennenhaltung.
Weitere 26 sind für den Neu- und Umbau von Ökonomiegebäuden gesprochen worden, 14 für Wohngebäude. Vier Darlehen dienten der Finanzierung von Diversifizierungen. Ein Investitionsdarlehen für gemeinwirtschaftliche Massnahmen ist in den gemeinsamen Kauf von Maschinen in der Höhe von 58 000 Franken geflossen. Zudem war in einem Fall die Gewährung eines Überbrückungskredites notwendig. Mit Blick auf die offenen Tilgungsraten spricht Kägi von einem erfreulich tiefen Niveau. Im vergangenen Jahr sind in 52 Fällen Raten-Sistierungen im Umfang von 4,6 Prozent des Rückzahlungsvolumens gewährt worden. Vier davon entfallen auf finanzielle Engpässe, die durch die Corona-Pandemie verursacht worden sind.
Rückläufiger Kreditbestand
Rückläufig ist auch der Kreditbestand bei den Betriebshilfedarlehen. Diese sind um 9,3 Prozent auf 8,539 Millionen Franken gesunken. Gesamthaft sind während dem Geschäftsjahr 2020 Auszahlungen im Umfang von 16,088 Millionen Franken erfolgt. 11,81 Millionen entfielen auf Einzelunternehmen, 4,276 Millionen Franken gingen an juristische Personen und einfache Gesellschaften. Da bei den Investitionskrediten zugleich Rückzahlungen in der Höhe von 18,330 Millionen erfolgt sind, nahm der gesamte Kreditbestand um 1,6 Prozent ab: Ende 2020 waren es 933 Kreditnehmer mit total 1158 Krediten. Diese beanspruchten gesamthaft Kredite im Umfang von 142,958 Millionen Franken. Dazu kommen weitere 77 Betriebe, denen Betriebshilfedarlehen in der Höhe von 8,543 Millionen Franken gewährt worden sind.
Bonität wird geprüft
Nachdem in den letzten Jahren zwei Austritte von langjährigen Genossenschafterinnen aus der ZLK verzeichnet worden sind, kam es im vergangenen Jahr zu einer Neuaufnahme. «Die Leihkasse Stammheim hat im vergangenen Jahr einen Anteilschein gekauft und ist jetzt auch Mitglied in der ZLK», teilte Wilfried Kägi mit. Damit hat ein im ländlichen Raum aktives, gut verankertes Bankinstitut Anteilscheine gezeichnet. «Seit über 70 Jahren ist dies der erste Neueintritt in unsere Genossenschaft, die Freude im Vorstand war gross», ist dem Geschäftsbericht zu entnehmen.
Die ZLK legt einen grossen Wert auf das Risikomanagement. Laufende Kreditgeschäfte werden mit Hilfe eines bewährten Ratingtools überprüft. Zudem werden jährlich zwei Drittel aller Kreditnehmenden anhand ihrer Buchhaltungsergebnisse einer Bonitätsprüfung unterzogen.