Ich musste als Geflügelzüchter früh erkennen, dass meine Atemschutzmasken jetzt anderweitig benötigt werden. Zum Beispiel zum alleine Autofahren. Es könnte ja ein Virus neben einem Platz nehmen. Die höfliche Distanz und die Versuche, einem beim ersten Anzeichen einer Pollenallergie nicht mehr unflätig ins Gesicht zu niesen, finde ich charmant. Sogar der Grillplatz meiner Nachbarsgemeinde ist nach einem Schönwetter-Weekend nicht mehr mit Müll übersät. Und das ist nicht der Verdienst meiner Freundin Greta, sondern alles die Schuld von Corona.

Die Fans des Bauern wollen ein Selfie

Neuerdings habe ich meistens auch Publikum, wenn ich arbeite. Mithelfen wollen sie zwar nie, aber so ein Selfie mit einem arbeitenden Bauern auf einem Feld, wenn möglich sogar mit einem Traktor im Bild, ist neuerdings echt sexy. Wenn dann noch die kleinen Monster des Farmers in alten Jeans beim Blackenstechen mithelfen: ein viel besseres Klischee als Matters Kuh am Waldrand. Mal schauen, wie sie nächste Woche reagieren, wenn ich bei 20 Grad nur in den Shorts arbeite. Ich erwarte Standing Ovations. Einziger Wermutstropfen: der Müll, den die Fans auf meinen Feldern hinterlassen. Aber das ist bei Musik-Festivals ja auch so. Und der Fanartikel-Verkauf (Eier und Apfelsaft) macht den Ärger wieder wett.

Der Müll im Feld ärgert und ist überflüssig

Also alles tipptop trotz Krise. Was aber bleibt, ist der Ärger mit den Tour-de-France-Fahrern. Ich verstehe ja, dass Mister Superfit gerade in Homeoffice-Pausen tagelang aller Welt zeigen muss, welch geniales Bike er sich trotz der Krise leisten kann. Aber, dass man das zu dritt nebeneinander auf der Hauptstrasse zelebrieren muss? Und warum sie die Verpackungen ihrer Energieriegel schon während der Fahrt loswerden müssen? Da ist sogar Freundin Corona machtlos.