Wenn von Bodenverdichtungen die Rede ist, dann denkt man im ersten Augenblick häufig an grosse, schwere Maschinenkombinationen, welche hauptsächlich im Ackerbau zum Einsatz kommen. Im Grünland findet die Problematik bisher hingegen weniger Beachtung. Doch ist der Futterbau generell wirklich so verschont davor? Lange Zeit gab es zur dieser Thematik wenig Untersuchungen, da es sich offenbar um eine schleichende Schädigung handelt, die nicht immer so offensichtlich zutage tritt, wie es im Ackerbau der Fall sein kann. 

Eine Stichprobe von 16 Untersuchungsstandorten in der Zentralschweiz kam im Jahr 2010 jedoch zum Schluss, dass drei Standorte stark verdichtet, neun mittelstark verdichtet und fünf Standorte unverdichtet sind. Die Problematik besteht also offensichtlich doch.

Viele und regelmässige Überfahrten 

Gründe, weshalb Verdichtungen im Grünland auftreten, sind vor allem die häufigen und regelmäs­sigen Überfahrten, die entsprechend nicht immer unter idealen Bodenbedingungen stattfinden können. Wie intensiv ein Feld befahren wird, zeigt eine Untersuchung aus den USA, wo sämtliche Fahrten innert einem Aufwuchs einer Kunstwiese mittels GPS aufgezeichnet wurden (siehe Abbildung). Selbstredend, dass die schweren Maschinen wie Feldhäcksler, Abfahrwagen oder Güllefass hier besonders einschenken. Nicht unterschätzt werden dürfen aber auch die Scherkräfte, welche beim Abkehren am Vorgewende entstehen und insbesondere das Gefüge im Oberboden stark belasten.

Folgen der Verdichtung sind zahlreich

Die Auswirkungen der Schadverdichtungen auf den Wiesenbestand sind zahlreich. 

  • Durch das reduzierte Porenvolumen sinkt der durchwurzelbare Raum – folglich wird die Pflanze an Wasser und Nährstoffen limitiert. 
  • Typische Verdichtungszeiger wie Breitwegerich, Löwenzahn oder Blacken treten an diesen Stellen vermehrt auf und reduzieren somit Ertrag und Qualität. 
  • Verdichtete Böden haben zudem ein reduziertes Wasseraufnahmevermögen, dies führt zu vermehrt oberflächlicher Abschwemmung, zudem fehlen diese Niederschläge in der nächsten Trockenperiode. 
  • Durch das reduzierte Porenvolumen im Boden nimmt auch die Aktivität des ­Bodenlebens ab. All die ­positiven «Gratis-Dienstleistungen» wie Nährstoffauf­schluss, Gefügebildung oder Humusaufbau werden also gehemmt.

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Bodendruck muss vermindert werden

Was lässt sich aus den oben genannten Risiken nun für die ­Praxis ableiten? 

Boden: Klar ist, dass sämtliche Arbeiten auf dem Feld, soweit es möglich ist, unter guten Bodenbedingungen stattfinden sollten. Das heisst, der Boden soll bei einer Spatenprobe nicht kneten, sondern leicht brechen oder gar hart sein. Einen Hinweis über die aktuelle Situation in der Region geben bestimmte Webseiten: www.bodenmessnetz.chwww.bodenfeuchte-ostschweiz.ch.

Maschinen: Maximale Auflageflächen durch Tandemfahrwerke/Doppelbereifung sowie ein reduzierter Reifendruck vergrössern die Aufstandsfläche der Maschinen und somit den Bodendruck. Besonders bei Feldhäckslern, Abfahrwagen und Güllefässern besteht diesbezüglich häufig noch Optimierungspotenzial. Hier gilt es allerdings anzumerken, dass bei steigenden Radlasten eine Erhöhung des Tiefendrucks auch mit deutlich grösserer Bereifung kaum verhindert werden kann! Wo möglich sollen Arbeitsgeräte mit Fahrwerk eingesetzt werden, so zum Beispiel grössere Kreiselheuer auch mit kleinen Traktoren. Durch GPS-gestütztes Arbeiten können am Vorgewende bei der Kehrt einige Fahrspuren übersprungen werden, sodass die Scherkräfte beim Wenden fürs Anschlussfahren deutlich reduziert werden. 

Pflanzen: Wo passend, können Pfahlwurzler wie Rotklee, Luzerne oder Wegwarte gewisse Verdichtungen biologisch durchbrechen. 

Beweidung: Bei hohen Weideanteilen als Futterbaustrategie ist es ratsam, auf die leichtere Weidegenetik zu setzen, da diese insbesondere bei erschwerten Bedingungen (Bsp. Spätherbst) zu geringeren Grasnarben- und Oberbodenschäden führt. Unterbodenverdichtungen sind durch die Beweidung im Gegensatz zu Maschinenüberfahrten aber kaum zu befürchten. Auch ist nach dem Bestossen einer Koppel eine genügend lange Regenerationszeit einzurechnen. 

Vernässte Wiesen: Bei dauernd vernässten Wiesen sollte darüber nachgedacht werden, die Nutzungsintensität zu reduzieren, wenn keine Entwässerung/Drainierung infrage kommt. Durch die reduzierte Nutzungsintensität kann die jährliche Anzahl an Überfahrten reduziert werden, wodurch das Bodengefüge weniger belastet wird.

Kurzfristige Sanierungsmassnahmen sind selten zielführend

Eine ausgeprägte Frostgare während einer lang anhaltenden Kälteperiode im Winter konnte früher bestehende Verdichtungen auch zu einem gewissen Grad natürlich lösen. Die Bodentemperaturen der letzten Jahre und Jahrzehnte zeigten jedoch, dass das heutige Klima ein genügend tiefes und lang anhaltendes Gefrieren des Bodens kaum mehr gewährleistet.

Kurzfristige Sanierungsmassnahmen, sei es mittels Tiefenlockerung oder Umbruch und Neusaat sind selten zielführend. Die Untergrundlockerung verfehlt im Grünland häufig ihr Ziel, da in den Beständen häufig echte Tiefwurzler fehlen, welche die mechanischen Aufbrüche biologisch stabilisieren könnten. Teils sind die Standorte auch gar nicht genügend tiefgründig für eine Arbeit mit dem Tiefenlockerer. Umbrüche und Neusaaten sind meist wenig zielführend, da sie das Problem der Schadverdichtung meist nicht beheben, ausgenommen, es handelt sich um eine explizite Oberbodenverdichtung, etwa durch eine stark zertretene Weide

Langfristig, konsequente Anwendung bodenschonender Massnahmen

Die Erholung bereits ver­dichteter Bodenstrukturen ist bei langfristiger, konsequenter Anwendung bodenschonender Massnahmen hingegen rein biologisch möglich. Dies zeigen Untersuchungen aus den 1990er-Jahren, wo durch den Wechsel auf bodenschonende Mechanisierung/Bereifung und redu­zierte Anzahl Überfahrten die Porosität und damit die Durchwurzelbarkeit, die Wasseraufnahmefähigkeit und somit die Bodenfruchtbarkeit insgesamt deutlich gesteigert werden konnte. Diese Verbesserung ging gar über die zwei Versuchsjahre ­hinaus. 

Je länger und konsequenter also die bodenschonenden Massnahmen getroffen werden, desto mehr kann sich die Bodenstruktur erholen. Eine bessere Bodenstruktur wird wiederum Heimat für mehr Regenwürmer bieten, die ihrerseits wiederum für eine verbesserte Bodenstruktur sorgen. Das Grünlandsystem beginnt sich also selbst zu regenerieren.