Von hinten ist der Mähdrescher auf dem Feld zwischen Marthalen und Alten in der gewaltigen Staubwolke kaum zu sehen. Langsam nimmt er mit dem angebauten Pick-up zwei beim Mähen gelegte Schwade auf, um aus den Blütenköpfen oder Fruchtständern den wertvollen Kleesamen zu gewinnen. Dabei ist grösste Behutsamkeit gefordert, damit die sehr kleinen Samen nicht aus den eingetrockneten Blüten herausgeschüttelt werden.
Es wurde besonders schonend gemäht
Die Vermehrung von Rotkleesaatgut hat vor allem im Kanton Schaffhausen seit bald 100 Jahren Tradition. Der Biobauer Erwin Corrodi aus Marthalen im zürcherischen Weinland, der sich auf die Saatgutproduktion spezialisiert hat, setzt ebenfalls auf den besonders anspruchsvollen Rotklee.
Dabei ist vieles zu beachten. So dürfen etwa keine Fremdpflanzen vorhanden sein. «Der erste Schnitt wurde als Silofutter genutzt. Die Ernte würde normalerweise in der zweiten Augusthälfte erfolgen. Doch das Wetter führte zu einer Verzögerung», erklärt Corrodi. Das sehr schonende Mähen erfolgte nun Anfang September. Dabei wurde der Klee an den Schwad gelegt, um ihn auszutrocknen und die Samen aus den Fruchtständern zu gewinnen. Je nach Jahr kann mit einem Ertrag von 200 bis 350 Kilogramm pro Hektare gerechnet werden. Bei ausgesprochen idealen Bedingungen können es gar bis zu 600 kg sein.
Die mehrstufige Aufbereitung zum verkaufsfertigen Saatgut ist sehr anspruchsvoll. Diese erfolgt beim in Rheinau domizilierten Biosaatgutunternehmen Sativa. Für die spätere Keimfähigkeit ist es sehr wichtig, dass die winzigen Kleesamen bereits bei der Ernte im Mähdrescher und bei der späteren Saatgutaufbreitung nicht verletzt werden. Bereits kleinste Kratzer auf der Oberfläche lässt diese so wichtige Eigenschaft markant schwinden. Ein Problem, mit welchem die Schaffhauser Kleesaatproduzenten mehrere Jahre zu kämpfen hatten.
Die geerntete Rohware muss möglichst rasch auf zwölf Prozent Wassergehalt getrocknet werden. Nicht ausgedroschene Samen werden in einem ersten Arbeitsgang nach dem Trocknen über einen Kleereiber aus ihren Hülsen ausgerieben.
Auch das Kleespitzmäuschen liebt den Rotklee
Die Rotkleeblüten sind auch gewissen Gefahren ausgesetzt. So kann das Kleespitzmäuschen, ein Insekt, welches einer kleinen Spitzmaus ähnlichsieht und auch als Rotfüssiger Klee-Spitzmausrüssler bezeichnet wird, beachtlichen Schaden anrichten. Der Käfer überwintert im Boden und beginnt im April zuerst mit Reifungsfrass. Sobald am Rotklee Blütenköpfchen vorhanden sind, paaren sich die Käfer darin, worauf das Weibchen bis zu 100 Eier in eine einzige Blüte ablegt.
Nach einigen Tagen schlüpfen die Larven und ernähren sich von den Pollen. «Danach fressen sie sich im Blütenkopf nach unten und zerstören damit die Blütenkelche und somit auch die Samenanlagen», erklärt Erwin Corrodi. Deshalb muss die Feldhygiene gross geschrieben werden, indem man befallene Pflanzen frühzeitig entfernt und vernichtet. Damit wird verhindert, dass der Schädling eine Population aufbauen und für den nächsten Sommer unter abgestorbenen Pflanzenteilen oder in Erdspalten überwintern kann. Zugleich ist darauf zu achten, dass die Rotkleewiese für die Saatgutproduktion möglichst isoliert von anderen Kleeaufwüchsen angelegt wird.
Vielseitige Futterpflanze
Der Rotklee, der zur Familie der Hülsenfrüchtler und Leguminosen gehört, liefert Futter mit einem hohen Proteingehalt. Als mehrjährige Gründüngungs- und Futterpflanze sammelt er Stickstoff aus der Luft und schliesst den Boden für andere Kulturen sehr gut auf. Da der Rotklee über viel Nektar und ein grosses Pollenangebot verfügt, ist er bei Insekten wie Bienen und Hummeln sehr beliebt.
Er hat eine lange Pfahlwurzel, was ihn in trockenen Lagen sehr robust macht. Da die Stengel bei der Heubelüftung schlecht abtrocknen und bei der Bodentrocknung auf der Wiese die wertvollen Teilblättchen als Bröckelverluste abfallen, eignet sich der Rotklee am besten zum Silieren oder Eingrasen.
Rotklee wird auch in der Küche verwendet, beispielsweise in Form von Sprossen. Auch in der Pflanzenheilkunde ist er von Bedeutung: In alter Literatur finden sich Empfehlungen für den Einsatz der Blüten bei schmerzhaften Darm- und Menstruationsbeschwerden. In der heutigen Zeit wird der Rotklee aufgrund seiner Inhaltsstoffe zur Vorsorge von Herz- und Kreislauferkrankungen eingesetzt.