Die Nachfrage nach Schweizer Rapsöl ist hoch. Viele Lebensmittelverarbeiter wollen das Palmöl in ihren Produkten ersetzen. Zugesichert haben die Ölmühlen den Raps-Produzenten die Verarbeitung von 106'000 Tonnen Raps. Für die Ernte 2020 konnte zwar jedem Produzenten die gewünschte Menge zugeteilt werden. Die Zielmenge wurde mit aktuell 98'834 Tonnen allerdings nicht ­erreicht. Woran liegt das? Die stellvertretende Geschäftsführerin des Schweizerischen Getreideproduzentenverbands (SGPV), Rahel Emmenegger, nennt hierfür einige Gründe.

Frau Emmenegger, die Nachfrage nach Raps ist aktuell sehr gross. Dennoch konnte die Zielmenge der Ölmühlen nicht erreicht werden. Haben die Landwirte kein Interesse an Raps?

Rahel Emmenegger: Grundsätzlich ist das Interesse an Raps vorhanden. Dass die Menge geringer ausgefallen ist, liegt zum einen daran, dass die Ölmühlen zwischen Ernte 2019 und Ernte 2020 die Rapsmenge sehr stark angehoben haben und das relativ kurzfristig. Es war nicht allen Landwirten möglich, so schnell darauf zu reagieren und auf Raps umzusteigen. Zum anderen gibt es Landwirte, die mit der hohen Nachfrage noch vorsichtig umgehen. Sie wollen erst einschätzen können, ob der Trend eine einmalige oder doch langfristige Sache ist. Zudem ist der maximale Anteil an Raps in der Fruchtfolge auf 25 Prozent beschränkt. Das, um die Ausbreitung von Krankheiten und Schädlingen gering zu halten.

Die Menge der Sonnenblumen wurde zugunsten von Raps auf 12'000 Tonnen reduziert. Nicht allen Produzenten konnte deshalb die angemeldete Menge zugeteilt werden. Sollen Sonnenblumen-Produzenten einfach auf Raps umstellen?

Der Anbau von Sonnenblumen lässt sich nicht eins zu eins mit Raps vergleichen. Weil Raps fast ein ganzes Jahr auf dem Feld steht, braucht es in der Regel eine langfristige Fruchtfolgeplanung. Zudem werden andere Maschinen eingesetzt. Landwirte müssen sich entscheiden, ob sie diese finanzieren wollen oder Anbau und Pflege den Lohnunternehmern überlassen. Das ist dementsprechend mit einem finanziellen Aufwand verbunden. 

Bezüglich Pflanzenschutz ist der Anbau von Sonnenblumen auch viel umgänglicher. 

Der Pflanzenschutz beim Raps ist viel aufwendiger als bei den Sonnenblumen, das stimmt. Beispielsweise müssen vermehrt Kontrollen auf Rapsglanzkäfer stattfinden, Fallen aufgestellt und eruiert werden, wann eine Spritzung erfolgen darf und wann nicht. Betriebe, die eher extensiven Ackerbau betreiben, setzen deshalb lieber auf Sonnenblumen. Allerdings ist hier die Ernte relativ spät im September/Oktober, was wiederum Gefahren birgt.

Ist wegen der grossen Nachfrage der Produzentenpreis dementsprechend höher?

Der durchschnittliche Produzentenpreis beim Raps hat noch nicht gross auf die Nachfrage ­reagiert. Er liegt aktuell bei Fr. 76.50 pro 100 Kilogramm. Der Produzentenpreis pro 100 Kilogramm Sonnenblumen liegt mit Fr. 77.30 etwas höher. 

Was spricht dann für den Anbau von Raps?    

Raps ist eine gefragte Kultur. Es gibt keine Absatzprobleme wie bei den Sonnenblumen. Wie bereits erwähnt, musste die Menge der Sonnenblumen für 2020 gekürzt werden, weil sich mehr Produzenten anmelden wollten, als Ölmühlen bereit waren anzunehmen. Beim Raps kann jeder Produzent so viel anbauen, wie er bereit ist. Daneben eignet sich Raps gut in der Fruchtfolge mit Getreide. Je nach Kanton werden für den Anbau zudem Landschaftsqualitätsbeiträge ausgezahlt.

 

Flächen anmelden

Neue Raps-Produzenten sind weiterhin gesucht. Sie können sich direkt registrieren bei: www.agrosolution.ch

Sobald die totale Anmeldemenge bekannt ist, werde der SGPV über die effektive Zuteilungsmenge entscheiden. 

Alle bisherigen Ölsaaten-Produzenten können mit dem per Mail zugestellten Link ihre Flächen online noch bis zum 14. Juni 2020 melden. Anfang Juli wird nach der definitiven Mengenzuteilung der Produktepass ebenfalls per Mail zugestellt.

Bei Fragen: Agrosolution Tel. 031 910 20 90