Ein paar Kühe rupfen Gras auf der Weide, die meisten haben sich an diesem Sommermorgen schon zurück in den schattigen Stall verzogen. Dort liegen sie und käuen wieder, eine Kuh lässt sich im automatischen Melksystem (AMS) melken, die nächste steht hinten an. Fressen, ruhen, Milch produzieren, das werden die Kühe von Familie Lüscher aus Muhen auch in sieben Wochen – aber an einem anderen Ort. Zwanzig von ihnen gehen Ende August für eine Woche an die grosse Landwirtschaftsausstellung nach Lenzburg.

72 Kühe im Stall

Hans-Ulrich und Therese Lüscher, Sohn Stefan und seine Frau Käthi führen ihren Landwirtschaftsbetrieb in einer Generationengemeinschaft. Sie bilden auch zwei Lernende aus. Die 72 Holstein- und Red-Holsteinkühe haben einen Herdenschnitt von 11 400 Kilo Milch.

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Hochleistungskühe an einer Publikumsmesse? Seniorchef Hans-Ulrich Lüscher erklärt, wie es dazu kam. Er ist im Vorstand des Bauernverbands Aargau, der die ALA durchführt. Den ursprünglichen Plan, einen Anbindestall mit Schaumelken einzurichten, fand er nicht zeitgemäss. «Wir wollen die Landwirtschaft von heute zeigen, und da sind Laufställe nun mal die Regel, und auch Melkroboter gibt es immer häufiger.» Sein Vorschlag: Laufstall mit AMS und täglichem Weidegang. Die Idee kam an, aber niemand riss sich darum, die Kühe zu bringen.

Trotz grossem Aufwand

Auch der 37-jährige Stefan Lüscher hatte nicht gerade auf dieses Projekt gewartet. Er wird ab nächstem Jahr alleiniger Betriebsleiter und managt schon heute den Bereich Milchwirtschaft. «Der Transport und die neue Umgebung bedeuten für die Tiere einen gewissen Stress», sagt er. Menschen sind sie sich immerhin gewohnt – Stefans Schwester führt eine Spielgruppe auf dem Hof, die Kinder sind regelmässig im Stall.

Für den Landwirt bringt der ALA-Besuch grossen Aufwand mitten in der Pflanzenbausaison. Er macht es trotzdem. Den Menschen die Landwirtschaft wieder näherzubringen, findet er wichtig. Gerade er als einer der Milchproduzenten, die auf hohe Leistung setzen. Die hätten es heute schwierig und oft mit Vorurteilen zu kämpfen, sagt er in Richtung Politik, Gesellschaft und Medien.

Im Stallbüro hängt eine lange Reihe von Plaketten, mit denen der Zuchtverband langlebige und produktive Kühe auszeichnet. Falbala, die älteste Kuh im Stall, ist zwölfjährig und hat 125 000 Kilo Milch produziert. Die durchschnittliche Lebenstageleistung im Stall Lüscher liegt bei 18,5 Litern, die Kühe besuchen das AMS im Schnitt 2,9-mal pro Tag.

Effizienz und optimale Bedingungen 

«Ich will den Stall nutzen und pro Kuhplatz effizient produzieren», kommentiert Stefan Lüscher seine Strategie. Die Betreuung einer leistungsstarken Herde sei anspruchsvoll, «aber wenn du den Kühen optimale Bedingungen bietest, angefangen mit Top-Grundfutter bis zu hohem Tierkomfort, dann läuft es gut.»

Eine extensivere Haltung, beispielsweise mit Vollweide, kann er sich an seinem Standort schon wegen der Hanglage nicht vorstellen. Aber Weidegang haben die Tiere, daran hat sich nichts geändert, als die Herde vor 14 Jahren aus dem Anbindestall in den neuen Boxenlaufstall zügelte. Zwei Drittel der Kühe werden mit Mastrassen besamt, ein Drittel mit gesexter Milchviehgenetik zur Remontierung der Herde. Die Aufzucht- und Mastkälber betreuen Lüschers auf ihrem Betrieb.

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Neuer Melkroboter wird eingebaut

Die ALA ist nicht das einzige ausserordentliche Projekt auf dem Betrieb Lüscher diesen Sommer. In den nächsten Tagen wird der 14-jährige Melkroboter durch einen A5 der Firma Lely ersetzt. Diese stellt auch in Lenzburg das AMS zur Verfügung. «Da müssen sich die Tiere nicht umgewöhnen», ist Stefan Lüscher froh. Auch die gewohnte TMR liefert er von zu Hause. Nebst den Milchkühen bringen Lüschers eine Gruppe mit Aufzucht- und Mastkälbern nach Lenzburg. Vater und Sohn können nicht ständig vor Ort sein. Sie haben aber dafür gesorgt, dass ihre kleine Herde in Lenzburg von einem jungen Landwirt betreut wird, der oft bei ihnen im Stall aushilft und somit die Tiere und das Melksystem kennt.

Betriebsspiegel
Betriebsleiter: GG Hans-Ulrich und Therese Lüscher, Stefan und Käthi Lüscher
Standort: Muhen AG
Labels: ÖLN, IP-Suisse, RAUS und BTS
Tierhaltung: 72 RH- und HO-Milchkühe (Milchmenge rund 800 000 kg, davon 730 000 kg Verkehrsmilch für Emmi), Aufzucht- und Mastkälber aus der Nachzucht, 120 Mastschweine im Höhlenstall
LN: 44 ha (8 ha Mais, 3 ha Zuckerrüben, 1,7 ha Beeren, 3 ha Weizen, 1,8 ha Gerste, einige Aren Herbstrüben, Weihnachtsbaumkultur, Rest Grünland)