Das Sitzungszimmer heisst «Omas Stube», die gemütliche Bezeichnung passt aber nicht zur Geschäftigkeit der Gruppe, die dort gerade eine zweiseitige Traktandenliste abarbeitet. Das Organisationskomitee beschäftigt sich intensiv mit den Vorbereitungen für die grosse Aargauer Landwirtschaftsausstellung ALA 23 vom 30. August bis 3. September in Lenzburg.

Vor dem inneren Auge steht schon alles

Vorne auf der Leinwand kreuzen sich auf einem Situationsplan zahlreiche Linien mit farbigen Flächen. Für die Männer und Frauen am Sitzungstisch ist das kein Durcheinander. Sie sehen Fusswege auf dem Festgelände, von Ökoelementen gesäumt, die an erntereifen Gemüsefeldern und Getreide vorbeiführen zur Obstanlage und zur Mutterkuhweide. Sie sehen Tausende von Besucherinnen und Besuchern ihren Weg finden zu Verpflegungsständen, Tierzelten und zur Arena, sie platzieren in Gedanken an geeigneten Stellen Informationsplakate und Toiletten und koordinieren die Transportwege von Ausstellern.

Tausend Dinge sind zu bedenken, wenn ein Ereignis wie die ALA 23 organisiert wird. Zehntausende von Gästen sollen nichts weniger als die Aargauer Landwirtschaft in ihrer ganzen Bandbreite erleben. «Willkommen auf deinem Bauernhof», lautet die Hauptbotschaft. Das Ziel ist erreicht, wenn die Menschen erkennen, dass sie mit ihrem Konsumverhalten die Landwirtschaft steuern.

Die OK-Sitzungen sind sozusagen die Spitze des Eisbergs. Die Mitglieder tragen Informationen und Aufträge weiter an Untergruppen, und von denen geht es wieder weiter bis hin zu jedem einzelnen Aargauer Bauern und jeder Bäuerin. Alle sind gefragt, teilweise gleich mehrfach.

Auch Anbau im grossen Stil zeigen

Die Ressortleiterinnen und -leiter informieren an der Sitzung über Aktuelles. Hinter ihren Kurzfassungen stehen ungezählte Arbeitsstunden vieler Menschen. Gerade erzählt Pflanzenbauchef Toni Suter von einem Dokumentarfilm, dessen Produktion die Gemüseproduzenten an einer Klausur beschlossen haben. Er wird an ihrem Stand an der ALA in Endlosschleife Gemüsebau im grossen Stil demonstrieren. «Auf dem Festgelände gibt es das Kleinformat, wir wollen dazu zeigen, wie in der Praxis Tonnen geerntet werden», sagt Toni Suter.

Zum OK unter der Leitung von Alois Huber gehören Landwirte, Mitglieder des Bauernverbands Aargau, ein Vertreter von Landwirtschaft Aargau und einer von der Liebegg. Da sitzen lauter ausgewiesene Fachspezialisten aus unterschiedlichen Gebieten an einem Tisch. Unterschiedlich sind auch die Perspektiven, und das Abarbeiten der Traktanden gerät schon mal ins Stocken. Wie prominent wird das Thema Klima behandelt? Wie viel Platz bekommen die Pferde, wo es doch keine Leistungsschau für Milchvieh gibt? Lässt sich eine Rüeblitorte ausschliesslich aus regionalen Rohstoffen backen? Braucht es eine Besucherlenkung oder soll das Publikum frei zirkulieren?

Suche nach Kompromissen

Engagierte Diskussionen werden in Omas Stube geführt, Lösungen und Kompromisse finden sich: Es gibt eine sanfte Besucherlenkung mit der Möglichkeit, auszuscheren. Die Pferde beginnen ihre Schau früher am Morgen, damit die Arena während der besten Zeit auch für anderes zur Verfügung steht.

«Die Menschen sollen Erlebnisse mitnehmen.»

OK-Chef Alois Huber möchte den Besuchern ein Bauernhof-Gefühl bieten.

Das OK bespricht Details wie die Farbe der Shirts für die Helfer(innen) und auf welchem Weg der Hoflader die Tomatenpflanzen zu den Tunnels bringt. Dann lenkt OK-Chef Alois Huber den Blick wieder auf das grosse Ganze: «Die Menschen sollen nach Hause gehen mit dem Gefühl, einen Bauernhof besucht zu haben. Sie sollen Erlebnisse mitnehmen und nicht mit Informationen überfordert werden.»

Nach fast fünf Stunden ist der letzte Punkt auf der Traktandenliste besprochen, die OK-Mitglieder entschwinden aus Omas Stube, eingedeckt mit neuen Aufträgen. Es gibt noch viel zu tun. Wenn das Riesenfest am 30. August die Tore öffnet und die Besucherinnen und Besucher nichts von der Riesenbüez dahinter merken, hat das OK seine Arbeit gut gemacht.