Nun kommt die Corona-Krise auch in der Landtechnikbranche an. Einige Hersteller mussten Werke auf staatliche Anordnung schliessen, zum Beispiel in Italien und Frankreich. Weil aber die dringend benötigten Teile von den Zulieferern fehlen, mussten auch Werke in Deutschland und Österreich die Produktion einstellen oder herunterfahren.
Serco auch betroffen
Die Serco Landtechnik ist ebenfalls mit Werkschliessungen ihrer Lieferanten konfrontiert. Die Claas-Werke in Frankreich sowie in Harsewinkel (D), sind vorübergehend geschlossen, gibt Renée Gerson, Assistentin CEO bei der Serco, Auskunft. Bad Saulgau (D) und weitere Werke seien aber immer noch am Arbeiten. Bei JCB wurden ebenfalls die Werke in England geschlossen. Auch weitere Werke der Serco-Lieferanten wie Carre, Fliegel, Trioliet, Orkel und Ploeger seien teilweise von Schliessungen betroffen. «Maschinen, welche vor den Schliessungen hergestellt wurden, werden zurzeit noch geliefert», sagt Gerson. Dank bedeutenden Vorräten an Neu- und Occasionsmaschinen ist die Serco Landtechnik AG weiterhin lieferfähig.»
In der Serco-Werkstatt läuft der Betrieb weiter. Allerdings unter Sicherheitsmassnahmen. So müssen sich alle Besucher am zentralen Empfang anmelden, es dürfen keine externen Leute mehr in die Werkstatt. Die Organisation der Werkstatt gewährleistet die Einhaltung des Mindestabstands von zwei Metern. Weiterhin sind die Servicemonteure bei Landwirten und Lohnunternehmern vor Ort im Einsatz, auch dort unter strikter Wahrung der Hygienevorschriften und Abstandsregeln.
Fendt fehlt Nachschub
Auch die Produktion von Fendt-Traktoren wurde vorübergehend eingestellt. Grund dafür sei der fehlende Nachschub an Komponenten, da Zulieferwerke aufgrund der Corona-Pandemie teilweise geschlossen wurden. Das deutsche Unternehmen im Besitz der US-amerikanischen Agco-Gruppe hat zudem bis Ende Juni Kurzarbeit für das Personal in der Traktorenproduktion eingeführt. Die Produktionseinstellung betrifft die Werke Marktoberdorf (Traktoren) und Asbach-Bäumenheim (Kabinen). An den Standorten Feucht, Waldstetten, Hohenmölsen und Wolfenbüttel, wo Erntemaschinen und Pressen hergestellt werden, sei die Teileversorgung vorerst noch gewährleistet. Deshalb werde dort bis auf Weiteres noch produziert.
«Fast all unsere Lieferanten, ausser Krone und Horsch, haben die Montagen eingestellt», sagt Markus Angst, Geschäftsführer der GVS-Agrar. Die folgenden Infos sind «Agrarheute» und der österreichischen «Bauernzeitung» entnommen.
CNH (Case, New Holland, Steyr): Die Werke von New Holland in Belgien und Italien wurden geschlossen. Neumaschinen werden aus dem Lagerbestand ausgeliefert und auch die Erstatzteile werden immer noch wie üblich geliefert. Auch Case IH und Steyr sind vom gleichen Problem betroffen und haben die Montagetätigkeit für einige Wochen ausgesetzt. Viele Komponenten produziert die Gruppe innerhalb von CNH Industrial selbst. Diese Anlagen laufen bei niedrigerer Geschwindigkeit und unter Einhaltung der Gesundheitsrichtlinien weiter.
Lemken: Dank des Einsatzes aller Mitarbeiter laufe die Produktion in den deutschen Lemken-Werken in Alpen und Haren und im niederländischen Steketee-Werk in vollem Umfang. Das Werk in Indien müsse wegen der dort verhängten Ausgangssperre für die kommenden drei Wochen schliessen. In China ist das Montagewerk nach der Schliessung wieder angelaufen.
John Deere: Der US-Konzern hat vergangene Woche seine Montagebänder in Mannheim (D) ebenfalls eingestellt. Auch das Motorenwerk in Saran (F) und das Kabinenwerk in Bruchsal (D) stehen still.
Lindner: Der Tiroler Traktorenbauer hat seine Fabrik in Kundl (A)vorübergehend gesperrt, ebenso sein Innovationszentrum. Nur der Betrieb im Ersatzteillager läuft weiter. David Lindner hofft, dass die Produktion ab 14. April langsam wieder aufgenommen werden könne, mit um 15 Prozent reduzierter Montage bis Mitte Mai.
Massey Ferguson: Das Traktorenwerk im französischen Beauvais steht seit dem 18. März still.
Same, Deutz-Fahr: Das Stammwerk von Same in Treviglio bei Mailand, mitten in Italiens Krisenregion, musste schon vor Mitte März den Betrieb einstellen. Im Deutz-Traktorenwerk Lauingen (D) rollt seit 23. März kein Traktor mehr vom Band.
Ersatzteile sind weiterhin verfügbar
Obwohl viele Hersteller ihre Werke wegen Corona schliessen oder drosseln mussten, ist die Lieferung von Ersatzteilen davon nicht betroffen.
Die österreichische «Bauernzeitung» berichtet, dass alle Hersteller sowie auch Branchenkenner Rudolf Dietrich vom Club Landtechnik Austria betonen würden, dass «die Ersatzteilversorgung auf alle Fälle auch weiterhin gewährleistet sei».
Lieferverzögerungen möglich
Möglicherweise könne es temporär bei dem einen oder anderen Hersteller zu zeitlichen Verzögerungen kommen, was aber vor allem an den immer strikteren Transportrestriktionen quer durch Europa liege. Die Werkstätten des Landmaschinenhandels funktionieren bei Einhaltung aller Vorgaben: «Es geht kontaktlos», wird Rudolf Dietrich zitiert. Viele Hersteller und Händler haben zudem Onlineshops, über die sich die Kunden bedienen können.
Lager sehr umfangreich
Auch die Serco Landtechnik AG betont auf Anfrage der BauernZeitung: «Der Ersatzteil-Service ist weiterhin intakt und gewährleistet. Unser Ersatzteillager ist sehr umfangreich und darauf ausgerichtet, den Bedarf unserer Händler und Kunden abzudecken.» In einer Medienmitteilung von Fendt klingt es ähnlich: «Die Bereiche Kundendienst und Ersatzteilversorgung stehen für die Fendt-Vertriebspartner auch während der Kurzarbeitsperiode weiter zur Verfügung.»
jba
Geduld ist gefragt
Wer einen Traktor bestellt hat, der noch nicht produziert ist, muss Geduld haben. Traktoren und Landmaschinen, die am Lager sind, werden nach wie vor ausgeliefert, heisst es von vielen Seiten.