Die Barbarakresse (Barbarea verna oder Barbara praecox) ist die ideale Kresse für den Winter, sie wird deshalb manchmal Winterkresse genannt. Sie kann zwar auch im Sommer angebaut werden, aber in der kühleren Jahreszeit sind die Blätter, der rosettenbildende Pflanze, zarter und weniger scharf. Wenn die Temperaturen dauerhaft über 20 Grad liegen, geht sie zudem schnell in Blüte.
Barbarakresse ist für den Anbau in raueren Lagen ideal, sie kann aber auch in milden Lagen kultiviert werden, dann vorzugsweise im Schatten. Ihre Ansprüche sind bescheiden, sie wächst auf allen Böden, erträgt Temperaturen bis minus 25 Grad und kommt mit viel oder wenig Nährstoffen klar. Einzig Trockenheit behagt ihr nicht.
Kressen sind Lichtkeimer
In milden Lagen kann Barbarkresse bis Ende September gesät werden, im Berggebiet ist eine Saat im Erstfrühling erfolgversprechender. Wenn man sie einmal blühen lässt, erübrigt sich das, da die Pflanze stark versamt und danach ganz von alleine wieder auftaucht. Wie alle Kressearten ist Barbarakresse ein Lichtkeimer, die Saat sollte deshalb nur ganz leicht mit Erde bedeckt werden. Da braucht es ein wenig Geduld, es kann schon mal drei Wochen dauern, bis man die ersten Blätter sieht.
Ein Topfanbau ist möglich, auch im Blumenkistli kann man Barbarakresse ziehen. Im Garten oder Hochbeet kann man sie eng oder weit pflanzen: Wer grosse Pflanzen ernten will, sollte grosse Abstände (z. B. 30 x 30 cm) wählen. Wer es vor allem auf die zarten Blätter abgesehen hat, pflanzt in Reihen mit 15 cm Abstand und lässt zwischen den Pflanzen 10 bis 20 cm Platz.
Barbarkresse kann wie Schnittsalat geerntet und wie Gartenkresse verwendet werden, dazu lässt man die Herzblätter der Rosetten stehen. Grössere Pflanzen und ältere Blätter können auch wie Blattsenfgemüse (Pak Choi, Mizuna usw.) gekocht werden.
Oft frisches Wasser
Die Brunnenkresse (Nasturtium officinale) ist zwar ebenfalls winterhart, sie wird aber bei starkem Frost besser unter Wasser gedrückt, z. B. indem man sie mit einem Brett beschwert. Brunnenkresse sollte eigentlich «Brünnelikresse» heissen, denn der beste Platz für diese Pflanze ist in einem Topf direkt neben dem Brünneli oder Wasserhahnen. So kann man ihr jedes Mal, wenn man vorbeikommt, ein wenig frisches Wasser geben. Wasser ist nahezu das Einzige, was Brunnenkresse braucht. Damit dieses nicht sofort abfliesst, stellt man den Topf am besten in einen grossen Untersetzer mit hohem Rand. Brunnenkresse wird manchmal von den Raupen der Kohlweisslinge heimgesucht. Dann schneidet man die Pflanzen einfach tief ab und flutet den Topf. Danach kann man alle Raupen aus dem Wasser «fischen».
Brutstätte für Tigermücken
Die Asiatische Tigermücke vermehrt sich in stehendem Wasser. Sie hält deshalb den Untersetzer der Brunnenkresse, der stets mit Wasser gefüllt ist, für den idealen Platz, ihre Eier abzulegen.
Tigermücken sind vor allem lästig, da sie auch tagsüber stechen, was einheimische «Moskitos» nicht tun. Ausserdem können sie Krankheiten übertragen, was bislang in der Schweiz aber noch nicht vorgekommen ist.
Vorerst ist die Tigermücke noch nicht überall verbreitet, aber wenn sie an einem Ort zum Problem wird, sollte man auf den Anbau von Brunnenkresse im Topf mit Untersetzer verzichten und stattdessen eine andere Kresseart anbauen.
Geerntet werden die Triebspitzen, solange die Pflanze noch nicht blüht. Danach werden die Blätter bitter. Wenn man ihr nach jeder zweiten oder dritten Ernte eine kleine Gabe Flüssigdünger verabreicht, wird man lange Freude an ihr haben. Doch irgendwann lässt die Wuchskraft nach und es ist Zeit, Erde und Pflanzen zu erneuern. Wer zwei Töpfe hat, kann jeweils eine Kultur ernten und die andere erneuern.
Keine Wegwerf-Kultur
Im Gegensatz zu den beiden vorgenannten Kressearten ist die klassische Gartenkresse (Lepidium sativum) nicht frosthart. Gartenkresse wird häufig als Wegwerf-Kultur wahrgenommen: Man sät, erntet bereits die winzigen Keimblätter und hört dann wieder auf. Dabei kann Gartenkresse in Erdkultur problemlos drei bis viermal beerntet werden. Man darf nur nicht zu tief schneiden, sondern jeweils mindestens zwei Zentimeter stehen lassen. Gartenkresse könnte eigentlich bis zu 60 cm hoch werden. So weit sollte man es aber nicht kommen lassen, denn dann wird sie zäh und bitter.
Für die Mehrfachnutzung sollte man nicht zu dicht säen: Ein Gramm Saatgut reicht für einen Quadratmeter Fläche aus. Das ist wahrlich nicht viel. Nach den ersten zwei Schnitten kann man sich mit einer Düngergabe bedanken. Sobald die Kresse in Blüte geht, ist es Zeit, sie auszureissen. Zuvor sollte man aber noch die Blüten ernten.
Es gibt gross- und kleinblättrige Sorten, mit einfachen oder krausen Blättern. Der Favorit der Autorin ist «Groka», eine sehr ertragreiche Sorte mit grossen, breiten Blättern, die auch etwas hergeben. Alle Kressearten hallten im Kühlschrank nur wenige Tage. Überschüsse friert man deshalb am besten ein und streut sie später gefroren oder knapp angetaut über Salat oder Butterbrot. So hat man das ganze Jahr über etwas von den tollen, würzigen Kressen.